Es sieht so aus, als würden wir vorläufig mit der Corona-Epidemie in Österreich gut über die Runden kommen. In der 2. April-Hälfte 2020 sind mehr Personen genesen als an COVID-19 erkrankt. Da haben wir einerseits Glück gehabt, andererseits muss man die frühen und energischen Maßnahmen der Bundesregierung loben. Die Gesundheit unserer Bürger wurde als höheres Gut als die unbeschränkte persönliche Freiheit eingestuft. Für das jetzt aufkommende juristische Nörgeln habe ich wenig Verständnis. Die Umfragewerte der agierenden Regierungsmitglieder steigen, „sie haben die Sache gut gemacht!“. International verglichen stehen wir sehr gut da. Harte Daten, sagt der Gesundheitsminister, liefern die Todesfälle: In Österreich haben wir bisher pro 100.000 Einwohner 5 Todesfälle, in den USA sind es schon 130, und ähnlich ist es in Italien, Frankreich und Spanien. Großbritannien steuert auf eine ähnlich hohe Zahl zu. Dass wir in Österreich pro 100.000 Einwohner 30 Intensivbetten haben, Italien und Frankreich aber nur 12, ist uns gut angestanden.
Eines hat mir allerdings nicht gefallen, nämlich dass der Bundeskanzler in einer ZIB-Spezial jene, welche die Influenza- mit der COVID-19-Epidemie verglichen, als „schlicht dumm“ bezeichnete. Genau das tat ich aber im Brief des Herausgebers der vorangehenden Ausgabe (UNIVERSUM INNERE MEDIZIN 02/2020). Als Ordinarius für Innere Medizin und Zusatzfacharzt für Infektiologie muss ich das wohl vom nichthabilitierten Bundeskanzler hinnehmen. Interessanterweise hat der deutsche Chef-Virologe von der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg, der Berater der deutschen Bundesregierung ist, Professor Alexander Kekulé, das in einer ZIB 2 am 14. 4. 2020 ebenfalls gemacht. Was unser österreichischer Bundeskanzler daher von ihm hält, wird er wahrscheinlich nie erfahren. Die Infektiologen sind stark gefordert in dieser Zeit und müssen sich nicht nur um Patienten, sondern auch um Journalisten kümmern. Professor Günter Weiss aus Innsbruck, sehr früh mit den ersten COVID-19-Fällen befasst, gibt eine Zusammenfassung, was wir heute über SARS-CoV-2 wissen.
Der Fokus dieser Ausgabe widmet sich der Nephrologie, wobei hier diesmal immunologische Aspekte im Vordergrund stehen. Professor Karl Lhotta, unser für den Fachbereich Nephrologie verantwortliches Review-Board-Mitglied, hat dankenswerterweise eine Reihe interessanter Beiträge zusammengestellt.
Nun freuen wir uns bei der beschriebenen positiven Entwicklung betreffend COVID-19 in unserem Land auf Wiederöffnung der Kulturveranstaltungen, unserer Schulen, Kirchen und der Restaurants.