Vor wenigen Jahren war eine Symptomverbesserung bei Patienten mit chronischentzündlichen Darmerkrankungen (CED) bereits ein zufrieden stellender Therapieerfolg. Heute liegt die Latte höher. Erklärtes Ziel ist die Remission, gekennzeichnet durch Symptomfreiheit und normale Laborparameter mit im Idealfall normalem endoskopischen Befund. Um diese hoch gesteckten Vorgaben zu erfüllen, gilt es die konventionelle Therapie schnell zu optimieren und Patienten zu identifizieren, die vom frühen Einsatz von Biologika profi tieren. Bei Patienten mit schwerer Erkrankung, Patienten mit einem hohen Risiko für eine Progression und bei pädiatrischen Patienten sollten eine IM- und/oder eine Anti- TNF-Therapie früh (innerhalb von 1–2 Wochen nach der Diagnosestellung) erwogen werden.
IBD Ahead: Verbesserung des IBD-Managements in der Praxis: Im vergangenen Jahr haben sich IBD-Experten aus 36 Ländern, darunter auch Österreich, gemeinsam Gedanken über die optimalen Strategien gemacht, um die Krankheitskontrolle durch den Einsatz von Steroiden und Immunmodulatoren zu verbessern. In einem mehrstufigen Prozess formulierte ein internationales Steering Committee, dem auch Univ.- Prof. Dr. Walter Reinisch, Medizinische Universität Wien, angehörte, folgende 10 Schlüsselfragen zum Management der IBD:
1. Wann müssen wir Kortikosteroide anwenden und wie lange?
2. Welche ist die beste Dosierungsstrategie für Kortikosteroide?
3. Wann und in welchem Behandlungsregime sollten Immunmodulatoren (IM) angewendet werden?
4. Welches ist die beste Dosierungsstrategie für IM? Welcher IM zuerst?
5. Wie sollte die Wirksamkeit einer Behandlung überwacht werden? Sollte mukosale Heilung erhoben werden?
6. Wenn Azathioprin und ein Anti-TNFMittel in Kombination gegeben werden, muss eine der Behandlungen beendet werden?
7. Wie vorgehen, wenn der IM nicht wirkt?
8. Sollten bei Schüben unter IM oder Anti- TNF-Therapie Kortikosteroide hinzugefügt werden?
9. Welches sind die Risiken von Krebserkrankungen und Infektionen unter kurz-, mittel- und langfristiger Anwendung von IM und Kortikosteroiden?
10.Worin besteht die optimale Sicherheitsüberwachung von Patienten, die IM oder Kortikosteroide erhalten?
Es folgte eine systematische Sichtung der Literatur und ein Review der ECCO-Guidelines. Das Ergebnis stand den Teilnehmern der nationalen Treffen zur Verfügung, die die 10 Fragen intensiv diskutierten und entsprechende Fallstudien entwickelten. Den Antworten auf diese Fragen ist eine nun beginnende 4-teilige Serie in „Universum Innere Medizin“ gewidmet, die jeweils von einem österreichischen Experten kommentiert wird. Im Kasten findet sich die Antwort auf Frage 1.
1. Am besten sind systemische Kortikosteroide bei mäßig bis stark aktivem Morbus Crohn, unabhängig von der Lokalisation, einzusetzen. Ihre Anwendung bei isoliertem perianalen Morbus Crohn wird nicht befürwortet.
2. Budesonid wird für die leicht bis mäßig aktive ileozökale Beteiligung und die Erkrankung des rechten Kolons bevorzugt, steht jedoch nicht überall zur Verfügung. In Ländern, in denen Budesonid nicht verfügbar ist, ist die frühe Anwendung von Immunmodulatoren (IM) (und/oder die Anti-TNF-Therapie) wegen ihrer kortikosteroidsparenden Eigenschaften geeignet.
3. Die Dauer der initialen Behandlung mit systemischen Kortikosteroiden bei hoher Dosierung hängt von der Reaktion des Patienten ab. Es gibt keine klaren Belege dafür, dass das Fortführen der vollen Dosis (40–60 mg Prednison oder Äquivalent) über die Wochen 1–3 hinaus die Remissionsraten beeinflusst. Patienten, die nicht innerhalb von 2–4 Wochen reagieren, sollten eingehend untersucht und es sollten andere therapeutische Optionen berücksichtigt werden.