Der HER2-Antikörper Trastuzumab wurde im Jahr 2006 zur adjuvanten Therapie des HER2-positiven Mammakarzinoms zugelassen und ist seitdem (abgesehen von endokrinen Therapieformen) die einzige zielgerichtete neue Therapie mit Zulassung in der adjuvanten Situation. Unter verschiedenen HER2-gerichteten Medikamenten ist die Entwicklung des Tyrosinkinasehemmers Lapatinib am weitesten fortgeschritten. Erste Ergebnisse der im adjuvanten Setting zulassungsrelevanten ALLTO-Studie, u. a. zur sequenziellen und zur Kombinationstherapie mit dem HER2- Antikörper, werden im nächsten Jahr erwartet.
Im palliativen Setting des HER2-positiven Mammakarzinoms besteht eine Besonderheit der Immunchemotherapie mit dem HER2-Antikörper darin, dass dieser bei Auftreten einer Tumorprogression weiter verabreicht werden kann („treatment beyond progression“) und lediglich das Zytostatikum gewechselt wird. Eine andere Möglichkeit besteht im Einsatz des Tyrosinkinasehemmers Lapatinib. Bei HER2-positiven, hormonsensitiven Tumoren ohne zwingende Notwendigkeit für eine Chemotherapie wurden Aromatasehemmer mit Anti-HER2-Therapien kombiniert verabreicht und konnten auf diese Weise das progressionsfreie Überleben verlängern und möglicherweise das Auftreten einer Resistenz gegenüber der endokrinen Therapie hinauszögern. Bei Mammakarzinomen und insbesondere bei HER2-positiven Tumoren besteht ein hohes Risiko für das Auftreten zerebraler Metastasen. Während Trastuzumab aufgrund seiner molekularen Größe die Blut- Hirn-Schranke nicht überwinden kann, hat Lapatinib die Inzidenz zerebraler Tumorabsiedelungen als erstem Ort der Metastasierung senken können. Mehr dazu im Beitrag „Spezielle Aspekte der zerebralen Metastasierung“ von Univ.-Doz. Dr. Rupert Bartsch.
Im palliativen Setting des HER2-negativen Mammakarzinoms werden verschiedenen Strategien verfolgt, wobei auch schon deutlich wurde, dass nicht jede Intervention in ein grundlegendes tumorbiologisches Prinzip (z. B. Neoangiogenese als Voraussetzung für Tumorwachstum) in der speziellen Situation zum Therapieerfolg führen muss, auch wenn die gleiche Therapie in anderen Indikationen erfolgreich etabliert ist. Last not least widmet sich ein eigener Beitrag den PARP-Inhibitoren, die bei einer Gruppe von Mammakarzinomen evaluiert werden, die weder Hormonrezeptoren noch den HER2-Rezeptor exprimieren (triple-negativen Tumoren). Maßgeschneidert wäre die Therapie bei Tumoren, die durch Mutationen im BRCA-1/-2-Gen charakterisiert sind, die für einen Großteil der genetisch bedingten familiären Brustkrebsfälle verantwortlich sind.