Die moderne Medizin lebt von der fachübergreifenden Interaktion. Erst recht die Pneumologie als integrative Plattform für scheinbar weit auseinander liegende Spezialgebiete der inneren Medizin. Von essenzieller Bedeutung wird der interdisziplinäre Mehrwert bei diagnostischen Fragestellungen, wenn die Weichen für das weitere Procedere gestellt werden müssen – das zieht sich als roter Faden durch die Beiträge zum Pneumologie- Focus dieses Heftes. Den Autoren ist für die ausgezeichnet aufbereiteten Zusammenstellungen zu danken.
Postoperative pulmonale Komplikationen sind ein Paradebeispiel für die Notwendigkeit des fachübergreifenden Austauschs. Angesichts der hohen relativen Häufigkeit auch nach nicht-thorakalen Eingriffen bedarf es schon im Vorfeld der pneumologischen Expertise, um Risikofaktoren zu identifizieren, die das postoperative Outcome bedrohen, und nach Möglichkeit zu eliminieren (siehe Beitrag von K. Vonbank, Seite 14).
Von der sprunghaften technischen Entwicklung neuer Untersuchungsmethoden profitiert auch die Pneumologie als Spezialdisziplin. Von der Sonographie etwa (siehe Beitrag von R. H. Zwick, Seite 16), die sich in der Abklärung pleuropulmonaler Veränderungen zu einer segensreichen Ergänzung der Radiodiagnostik entwickelt hat – Vorteile wie fehlende Strahlungsbelastung und Verfügbarkeit liegen auf der Hand, eine wichtige Instanz gegen Limitationen wie die Untersucherabhängigkeit ist auch hier das Team.
Davor, dass hinter jeder Volkskrankheit auch eine Orphan Disease stecken kann, warnt H. Feizelmeier (Seite 20) in seinem Aufruf, bei COPD-Patienten nach einem genetisch prädisponierten Antitrypsin-1-Mangel zu screenen. Eine einfache Serumspiegelbestimmung könnte hier nicht wenige endlich einer adäquaten Therapie zuführen.
Auch beim Thema pulmonale Mykosen geht es gar nicht ohne interdisziplinäre Hilfestellung. Eine echte diagnostische Herausforderung, auch weil viel, wenn nicht gar das Leben auf dem Spiel steht, wenn es invasiv wird. Umso wichtiger ist hier das Wissen um die Möglichkeiten, den Feind möglichst frühzeitig und präzise zu identifizieren (siehe Beitrag von B. Willinger, Seite 23).
Der Beitrag von C. Uhlir (Seite 18) betrifft mit der Antibiotikatherapie bei Bronchitis und Pneumonie zwar ein nicht-diagnostisches Thema, mit infektiologischem „Drive“ jedoch allemal passend zum Rahmenthema – und darüber hinaus auch zur Jahreszeit. Ich nehme ihn darum zum Anlass, Ihnen ein erkältungs- und exazerbationsfreies, jedenfalls gutes neues Jahr zu wünschen.
Ihr
Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Pohl