Neue Therapien und Trends bei wichtigen pneumologischen Erkrankungen sind die thematische Klammer der vorliegenden Pneumologie- Beilage des UNIVERSUM INNERE MEDIZIN. Die ausgewählten Beiträge besitzen dabei zum einen eine gewisse Repräsentativität für das Fallspektrum in der pneumologischen Praxis. Zum anderen handelt es sich zum Großteil um Erkrankungen mit chronischer bzw. progressiver Verlaufscharakteristik. Das impliziert das Fehlen kausaler Therapieansätze und macht sie deshalb doppelt interessant für ein Update mit Zukunftsaspekt.
So werden bei Asthma bronchiale (Seite 6) paradigmatisch Grunddilemmata des therapeutischen Zugangs bei chronischen Erkrankungen mit individuell stark divergierendem Schweregrad und -verlauf offenkundig: Wir neigen etwa dazu, Patienten mit mildem Asthma im Übermaß mit Medikamenten zu versorgen, Betroffene mit mittelschwerem oder schwerem Asthma sind jedoch oft untertherapiert. Hinzu kommt – bei oft erforderlicher Langzeittherapie zur Krankheitskontrolle – das Problem der nachlassenden Einnahmecompliance aufgrund von Nebenwirkungen oder fehlendem akuten Leidensdruck. Das primäre Forschungsziel sind deshalb an den kausalen pathologischen Mechanismen ansetzende Medikamente.
Bei allergisch bedingtem Asthma bzw. allergischer Rhinitis ist die Prävention ein wichtiger Forschungsfokus, etwa durch die Identifizierung von schützenden Umweltfaktoren. Auch wie es um den Hoffnungsträger der Sekundärprävention bestellt ist, die Desensibilisierung mithilfe spezifischer Immuntherapie, analysiert Univ.-Doz. Dr. Felix Wantke auf Seite 8.
Die Frühdiagnostik ist besonders bei der pulmonalen arteriellen Hypertonie (PAH) – mit irreversibel und progredient fortschreitendem pathologischen Gewebeumbau der Lungengefäße – der entscheidende Faktor, um von den mittlerweile verfügbaren Medikamenten profitieren zu können. Intensivst wird parallel nach neuen Substanzen geforscht. Univ.-Ass. Dr. Susanna Desole erkundet detailliert den aktuellen Entwicklungsstand (Seite 15).
Auf der Suche nach kurativen Therapien führt auch in der Pneumologie kein Weg an der modernen Biotechnologie vorbei, darüber hinaus wird sie für die Patientenselektion und Prognose zum wichtigen Werkzeug. Beim Lungenkarzinom ermöglicht der Einsatz von Biomarkern und „Targeted Therapies“ ansatzweise eine individualisierte Therapie (OA Dr. Gerhard Ambrosch, Seite 13), nichtsdestotrotz muss zum gegenwärtigen Zeitpunkt das Heil in einer verbesserten Prävention und Früherkennung gesucht werden.
Bei der chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit (COPD) ist eine molekularbiologisch basierte Therapieindividualisierung leider nicht mög – lich. Die neuen GOLD-Leitlinien 2011 schlagen einen guten „Workaround“ vor: das gemeinsame Assessment von phänotypischen Charakteris – tika und der Lungenfunktion sollen die bereits vorhandenen Medikamente zielgenauer an die PatientInnen bringen. Kausal an den Entstehungsmechanismen ansetzende befinden sich bereits in der Pipeline (Seite 10).
Bei so schweren Erkrankungen wie der idiopathischen pulmonalen Fibrose, die aufgrund fehlender Frühsymptome erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird und dann eine durchschnittliche Überlebens – zeit von wenigen Jahren aufweist, bedarf es sowieso eines spezialisierten Zentrums. Zumal es bis dato keine evidenzbasierte medikamentöse Therapie gibt, jedoch durchaus Hoffnungssubstanzen (OA Dr. Hubert Koller, Seite 18).
Aber auch langzeitverträglichere und damit compliancefördernde Entwicklungen bestehender Optionen bedeuten einen Fortschritt für die Lebensqualität der Patienten – bei Nicht-Zystische-Fibrose-Bronchiektasien etwa ist die inhalative Applikation einer wiederkeh – rend notwendigen Antibiotikatherapie eine interessante Verabreichungsalternative (Dr. Bruno Robibaro, Seite 20).
Therapieindividualisierung, kausal ansetzende Medikamente und Früherkennung sind also auch bei uns in der Pneumologie die Stichworte für eine bessere Zukunft. Ich wünsche Ihnen allen eine erhellende Lektüre und danke den AutorInnen dieses Heftes für ihre ausgezeichneten Beiträge! Ihr Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Pohl