Die perioperative Betreuung erfordert einen multidisziplinären Ansatz, eine fachärztlich-internistische Beurteilung ist dabei ein Schritt in der Risikobewertung und Behandlungsplanung. Aufgabe ist nicht so sehr eine Operationsfreigabe als vielmehr ein fachärztlicher Befund auf Basis der internistischen Voruntersuchung, die Beschreibung der Ausgangssituation mit Berücksichtigung von Begleiterkrankungen und Zusatzerkrankungen und eine konsiliarärztliche Behandlungsempfehlung für die Anpassung der perioperativen Therapie. Der patientenführende Arzt wird grundsätzlich Diagnose und Therapiewahl überprüfen, konsiliarisch vorgeschlagene Untersuchungsmaßnahmen veranlassen und aus dem Befundbericht abgeleitete Konsequenzen eigenverantwortlich in Behandlungsschritte umsetzen.
Schon bisher gab es eine gemeinsame Empfehlung von Fachgesellschaften für Anästhesiologie und Intensivmedizin, für Chirurgie und für Innere Medizin, in denen Maßnahmen zur präoperativen Evaluierung erwachsener Patienten vor elektiven chirurgischen Eingriffen dargelegt sind. Mit dem vorliegenden Positionspapier der Österreichischen Diabetes Gesellschaft wird ein häufiges, aber bisher wenig strukturiertes Thema bei Patienten mit bekanntem oder entdecktem Diabetes und metabolischem Syndrom gesondert betrachtet.
Die demographische Entwicklung lässt erkennen, dass wir in Zukunft mehr Patienten zu versorgen haben, die gleichzeitig mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen zu tun haben und vor allem mit Diabetes. In Anbetracht der Komplexität und Häufigkeit der Krankheit ist eine geeignete Unterstützung von Seiten der Fachgesellschaft sehr willkommen und wird zur Verbesserung und Absicherung des perioperativen Diabetes-Managements beitragen.
Das ist umso wichtiger, als nicht für jede Fragestellung wissenschaftliche Evidenz vorliegt und damit die Darstellung des gegenwärtigen Kenntnisstandes verbunden mit Meinungen von Experten Grundlage klinisch praktischer Tätigkeit wird. Konkret betrifft es präoperative Untersuchungsabläufe, perioperative Glukosekontrolle, die medikamentöse Diabetestherapie und bei Behandlung mit Insulin die Überleitung von einer intensivmedizinischen Betreuung zu modernen Insulintherapiestrategien. Der Internist kann im Krankenhaus Koordinator sein bei interdisziplinärer Diagnostik und Therapie auch im Sinne eines Konsiliardienstes für spezifische diabetologische Fragestellungen.
Betroffene profitieren von der personalisierten fachlichen Unterstützung und Begleitung durch Internisten vor und nach einem operativen Eingriff. Zugleich kann es eine Chance für Patienten mit nicht zufriedenstellender Blutzuckerführung sein, postoperativ die Behandlung zu optimieren, Initiativen zu setzen für strukturierte Schulungs- und Therapieprogramme und die weitere Einbindung in eine leitlinienorientierte Betreuung.
Der Ansatz der ÖDG, in einem Positionspapier den aktuellen Stand zur perioperativen Evaluierung und Risikoreduktion zusammenzufassen, ist eine wertvolle, praktische Entscheidungshilfe für konsiliarisch hinzugezogene Ärzte im klinischen Alltag.