Hans Popper (> Abb. 1) gilt zu Recht als einer der Väter der modernen Hepatologie. In den Anfangsjahren seiner wissenschaftlichen Laufbahn war er in Wien unter Otto von Fürth (Physiologische Chemie), Rudolf Maresch (Pathologie) und schließlich als Assistent von Hans Eppinger an der damaligen 1. Medizinischen Universitätsklinik in Wien tätig. Nach seiner durch das Naziregime bedingten Vertreibung aus Österreich im Jahr 1938 prägte Hans Popper mit der Fortsetzung seiner Laufbahn in den USA das Fachgebiet der Hepatologie. Zahlreiche Konzepte der modernen Hepatologie, wie der Begriff der Cholestase, die Rolle von Stellatzellen in der Leberfibrose und Progression zur Leberzirrhose, die Klassifikation der chronischen Hepatitis, sowie die Gründung der amerikanischen (AASLD) und internationalen Lebergesellschaft (IASL) und des hepatologischen Topjournals Hepato – logy gehen auf Hans Popper zurück. Der visionäre Forschergeist Hans Poppers vereinte Grundlagenforschung und klinische Betrachtungsweise bereits zu einem Zeitpunkt, zu dem Biochemie und Molekularbiologie noch in ihren Kinderschuhen steckten. Faszinierend an der Forscherpersönlichkeit Hans Popper ist, dass er trotz der noch relativ limitierten technischen Mittel seiner Zeit bereits in der Lage war, die wesentlichen Entwicklungen der modernen Hepatologie zu antizipieren.
David A. Brenner: Als erster hochkarätiger Hans-Popper-Lecturer konnte Prof. Dr. David A. Brenner (> Abb. 2), Vice Chancellor for Health Sciences and Dean of the School of Medicine at the University of California, San Diego, USA, gewonnen werden. Er ist eine der international renommiertesten Forscherpersönlichkeiten auf dem Gebiet der Hepatologie, der den translationalen Spirit des Forschers und Arztes Hans Popper weiterträgt und vorlebt. David Brenner ist vor allem für seine bahnbrechenden Arbeiten zur molekularen Pathogenese der Leberfibrose bekannt, was auch Thema seiner diesjährigen „Hans Popper Lecture“ war. Er publizierte mehr als 300 wissenschaftliche Arbeiten in Topjournalen wie Nature, Cell, Nature Medicine, Journal of Clinical Investigation, PNAS, Gastroenterology und Hepatology zu zahlreichen anderen wichtigen Aspekten von Leberkrankungen (alkoholische Leberschäden, TNF-Signalling, Leberregeneration, hepatozelluläres Karzinom). Vor seiner jetzigen Position in San Diego war David Brenner Professor and Chief der Division of Digestive Diseases and Nutrition an der University of North Carolina in Chapel Hill sowie Samuel-Bard-Professor, Chair of Medicine und Physician-in-Chief am New York Presbyterian Hospital/Columbia University in New York. Neben der „Hans Popper Lecture“ hielt David Brenner auch weitere interaktive Seminare ab und traf sich mit jüngeren AssistentInnen und Nachwuchsforscherinnen. So hielt er als ehemaliger Associate Editor mehrerer Topjournale und langjähriger Editor von Gas – troenterology ein Seminar über „How to place a top paper in a top GI-liver journal“, in dem er wertvolle Insidertipps über die erfolgreiche Verfassung und Einreichung sowie den Ablauf des Reviewprozesses gab. Weiters zeigte ein Forschungsseminar mit Präsentationen von NachwuchsforscherInnen aus verschie – denen Grundlagen-orientierten und klinischen Arbeitsgruppen das hohe Potenzial der multidisziplinären hepatologischen Forschung an der Medizinischen Universität Wien auf. Neben der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie haben auch die Chirurgie, Pathologie, Radiologie, Pharmakologie und mehrere Arbeitsgruppen am Institut für Krebsforschung einen starken hepatologischen Schwerpunkt.
„Hans Popper Labor“: Hans Popper hat sich nach den Kriegswirren und dem Ende des Naziterrors mit seiner alten Heimat ausge – söhnt und war der Universität Wien zeitlebens emotional weiter eng verbunden. Im Jahr 1965 erhielt er anlässlich ihres 600-jährigen Bestehens die Ehren-Doktorwürde und er bezeichnete sie stets als jene Universität, welche seinem Herzen am nächsten lag. Prof. Helmut Denk, einer der prominentesten Schüler Hans Poppers, langjähriges Mitglied der Wiener Medizinischen Fakultät, späterer Ordinarius für Pathologie in Graz und derzeitiger Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, gründete nach seiner Rückkehr von seinem Forschungsaufenthalt bei Popper in den USA das „Hans Popper Labor“ an der (damaligen) Universität Wien. Dieses Labor wurde nun im Rahmen der ersten „Hans Popper Lecture“ an der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie an der Universitätsklinik für Innere Medizin III wiedererrichtet und von Prof. Trauner als Abteilungsleiter im Beisein von David Brenner offiziell wiedereröffnet (> Abb. 3). Ziel des neuen Popper-Labors wird es sein, hier ganz in Sinne Hans Poppers klinische Forschung und Grundlagenforschung auf den Gebiet der Gastroenterologie und Hepatologie unter einem Dach zu vereinen. Schwerpunkt dieses Labors wird die Erforschung der molekularen Mechanismen cholestatischer und metabolischer Lebererkrankungen (Fettleber), der Leberfibrose, des portalen Hypertonus und des hepatozellulären Karzinoms sein, mit dem letzendlichen Ziel, daraus neue prognostische Marker und Therapieformen zu entwickeln. Hans Popper war zeitlebens davon überzeugt, dass ein wesentlicher Schlüssel für den Fortschritt in der Medizin in der patientenorientierten Grundlagenforschung liegt. Mit der Einrichtung des neuen Popper-Labors wird auch der weltweit hohe Stellenwert der Wiener Hepatologie untermauert.