Es schreibt der Präsident …

Erfolgreiche ÖGGH-Tagung 2012

Die 45. Jahrestagung und der 23. Fortbildungskurs der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH) stellte mit 355 Ärzten einen neuen Teilnehmerrekord dar. Das moderne Gebäude der Messe Wels bot nicht nur perfekte Vortragssäle mit hervorragender Projektion und Akustik, sondern auch reichlich Platz für die Posterpräsentationen (die 64 akzeptierten Abstracts stellten einen neuen Rekord dar) und die Industrieausstellung; das angenehme Ambiente für einen intensiven Gedankenaustausch wurde sowohl von Ärzten als auch von den Teilnehmern der Endoskopiekurse für Assistenzpersonal (gleichzeitig auch Jahrestagung der IVEPA) gerne genutzt.

Der Fortbildungskurs am Donnerstag unter dem Titel „Der Gastroenterologe und das Mikroskop“, von Univ.-Prof. Dr. Peter Ferenci und Univ.-Prof. Friedrich Wrba organisiert, widmete sich der Verbesserung der gastroenterologisch-hepatologischen Diagnostik durch interdisziplinäre Zusammenarbeit. Zu Beginn wurde die gastroösophageale Refluxkrankheit behandelt, wobei ganz wesentliche Punkte die Früherkennung von intraepithelialen Neoplasien im Barrett-Ösophagus und deren endoskopische Therapie mittels Resektion und Radiofrequenz-Ablation darstellt. Endoskopisch-histologische Abklärung der chronischen Diarrhö und die Langzeitüberwachung – Surveillance – der Colitis ulcerosa und Crohn-Kolitis waren weitere Hauptthemen.

Eisenmangel/Hepatitis C: Nach einem Mittagssymposium, das die zentrale Rolle der Gastroenterologie und Endoskopie bei der Abklärung der Anämie bzw. des Eisenmangels sowie die wirksamen Wege der Eisensubstitution, nämlich intravenös, überzeugend darstellte, war der Nachmittag dem gezielten Einsatz der Histologie bei Lebererkrankungen gewidmet.

Die neuesten Entwicklungen in der Behandlung der chronischen Hepatitis C wurden im Rahmen zweier Symposien diskutiert: die Gabe direkt wirkender antiviraler Substanzen (DAA) wie Boceprevir und Telaprevir zusätzlich zur Standardtherapie mit pegyliertem Interferon und Ribavirin verbessert die Ansprechraten naiver Patienten teilweise Richtung 90 % und stellt auch für bisherige Nichtansprecher oder sog. Relapser eine neue Therapiechance dar. Das Monitoring dieser komplexen Therapien und der Umgang mit deren Nebenwirkungen waren ebenfalls im Mittelpunkt.

Interventionelle Endoskopie: Der erste Schwerpunkt der Jahrestagung am Freitag und Samstag war die interventionelle Endoskopie. Von den erfahrensten Endoskopikern Österreichs wurden die Klassifikation von Polypen und die verschiedenen Methoden der Polypentfernung wie Polypektomie mit Schlinge und Zange, EMR und ESD besprochen.

Round Table: Dem großen Langzeit-Projekt der ÖGGH, der Vorsorge-Koloskopie, war diesmal ein Round Table gewidmet. Doz. Werner Weiss berichtete über die langjährigen Bemühungen, eine qualitätsgesicherte Koloskopie mit adäquater Bezahlung österreichweit durchzusetzen. Prof. Monika Ferlitsch konnte über die aus diesem Projekt erfolgten international beachteten Publikationen und den weiter bestätigten Trend einer sinkenden Mortalität an Dickdarmkrebs in Österreich berichten; dies kann als Hinweis für den erfolgreichen Einsatz der endoskopischen Polypektomie zu Vorbeugung von kolorektalem Karzinom gewertet werden. Die aktive Teilnahme von Dr. Michael Jonas, Ärztekammerpräsident Vorarlberg, nicht nur am Round Table, sondern zukünftig auch in der ÖGGH, und Prof. Klaus Klaushofer, ärztlicher Berater des Hauptverbandes, ließ Optimismus für unsere weiteren Bemühungen aufkommen.

Prof. Krejs beim Vortrag

CED & seltene Erkrankungen: Das wichtige Thema der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) Morbus Crohn und Colitis ulcerosa wurde in zwei Symposien ausführlich diskutiert. Besonderer Schwerpunkt war der erfolgreiche Einsatz von Aminosalizylaten als Basistherapie vor allem der Colitis ulcerosa und die individualisierte Therapie mit Immunsuppressiva und Biologika – Adalimumab und Infliximab. Seit neuestem sind erfreulicherweise beide Medikamente zur Therapie von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zugelassen.

Am Samstag waren seltene, aber wichtige Erkrankungen mit Beteiligung des Gastrointestinaltrakts wie Porphyrie oder M. Whipple, im Weiteren neue Erkenntnisse zum Helicobacter pylori und seiner zunehmenden Resistenz gegen die klassischen antibiotischen Behandlungsschemata die Hauptthemen.

 

Preise: Neben der traditionellen Übersicht über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Gastroenterologie und Hepatologie des letzten Jahres war auch Zeit für insgesamt 7 hervorragende freie Vorträge junger Kollegen aus der österreichischen Forschung auf dem Gebiet der Gastroenterologie und Hepatologie.

 

Ein Höhepunkt der Jahrestagung der ÖGGH 2012 war die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der ÖGGH an Dr. Ernst Kerstan, Wien. In seiner Laudatio wies Univ.-Prof. Dr. Peter Knoflach auf Kerstans große Verdienste für die Endoskopie in Österreich hin, z. B. die Schaffung der Arbeitsgruppe Endoskopie, Aufbau eines Kursprogramms u. v. a. m. Im Rahmen dieser Überreichung war die große gegenseitige Wertschätzung und der gute Geist in der ÖGGH zu spüren.

Verleihung des Wewalka-Preises an Mag. Claudia Fuchs

Mit großer Freude konnte der Präsident der ÖGGH nicht nur den traditionellen Wewalka-Preis an Mag. Claudia Fuchs, Graz/Wien, den Ferring-Preis an Dr. Andreas Stadlmayr, Oberndorf bei Salzburg, sowie den erstmals verliehenen Förderungspreis der ÖGGH „Junge Wissenschaft“ an Dr. Armin Finkenstedt, Innsbruck, sondern auch eine ganze Reihe weiterer Preise und Förderungen für junge GastroenterologInnen vergeben. Insgesamt war der Kongress durch eine erfreulich große Zahl junger TeilnehmerInnen gekennzeichnet. Prof. C. Müller konnte in seiner Statistik gastroenterologischer Spitzenpublikationen aus Österreich erfreulicherweise von einer deutlichen Steigerung, gemessen am Impact-Faktor, berichten.

Verleihung des Förderungspreises Junge Wissenschaft an Dr. Armin Finkenstedt

Amtsübergabe: Nach Abschluss der erfolgreichen Tagung konnte sich ein zufriedener Kongresspräsident Prof. Knoflach bei seinen Sekretären Univ.-Prof. Dr. Michael Gschwantler, Univ.-Prof. Dr. Clemens Dejaco und OA Dr. Dietmar Hubner herzlich bedanken, das Amt des Präsidenten der ÖGGH an Univ.-Prof. Dr. Wolfang Petritsch übergeben und zur Jahrestagung 2013 nach Graz einladen.