Ein Viertel aller Krebspatienten entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung Hirnmetastasen. Daher sind Hirnmetastasen die häufigsten Tumoren im Hirn. Die Häufigkeit einer Hirnmetastasierung hängt von der primären Tumorerkrankung ab. Nahezu jeder zweite Patient mit einem Bronchialkarzinom entwickelt Hirnmetastasen. Beim Mammakarzinom liegt die Frequenz bei etwa einem Viertel und bei Melanomen und Nierenkarzinomen bei etwas mehr als 10 %.
Zu 80 % findet man die Hirnmetastasen supratentoriell, 15 % finden sich im Zerebellum und nur 5 % im Hirnstamm.
Im Allgemeinen ist das Auftreten von Hirnmetastasen ein ungünstiger prognostischer Faktor. So beträgt die durchschnittliche Überlebenszeit bei unbehandelten Hirnmetastasen etwa ein bis zwei Monate, wobei die Prognose auch von weiteren unabhängigen Variablen wie dem Patientenalter, dem Performance-Status, der extrakraniellen Tumorausbreitung, der Anzahl und Größe der Hirnmetastasen und dem zeitlichen Intervall zwischen der Diagnose des Primärtumors und dem Auftreten der Hirnmetastasen bestimmt wird.
Die Ganzhirnbestrahlung ist eine etablierte Methode der Wahl zur Behandlung von Hirnmetastasen. Bei dieser Therapie wird über zwei opponierende, seitlich einstrahlende Gegenfelder das gesamte Gehirn inklusive Kleinhirn bestrahlt. Das mediane Überleben der Patienten kann so von zwei auf bis zu sechs Monate verlängert werden.
Bei der stereotaktischen Strahlentherapie handelt es sich um eine Behandlungsmethode bzw. Behandlungstechnik, die eine präzise Applikation der Strahlendosis in einem eng definierten Zielvolumen erlaubt. Durch den steilen Dosisabfall außerhalb des Zielvolumens werden benachbarte gesunde Strukturen optimal geschont, was eine höhere Bestrahlungsdosis im eigentlichen Zielvolumen möglich macht. Dadurch ist es im Rahmen einer radiochirurgischen Behandlung möglich, die zur Behandlung notwendige Dosis in nur einer Bestrahlungssitzung zu applizieren. Die Dosis wird in diesen Fällen so hoch gewählt, dass im Hochdosisbereich alle Tumorzellen mit einer Bestrahlung sterilisiert werden.
Die Bestrahlungen werden entweder mit multiplen, hochkonformal einstrahlenden Bestrahlungsfeldern oder mit Pendel- und Rotationsbestrahlungstechniken durchgeführt. Die dabei notwendige geometrische Präzision wird durch geeignete stereotaktische Lokalisations- und Positionierungssysteme erreicht. Der Kopf des Patienten wird dabei mittels spezieller thermoplastischer Maskensysteme, Zahn- und Oberkieferabdrucksysteme oder mittels Ringsysteme, die invasiv an die Schädelkalotte fixiert werden, gelagert.
Die einzeitige stereotaktische radiochirurgische Strahlentherapie ist, ähnlich wie die operative Metastasektomie, bei allen prognostisch günstigen Patienten mit limitierter Hirnmetastasierung (1–3 Metastasen) indiziert, wobei aus technischen Gründen der Durchmesser der Metastasen nicht größer als 3,5 cm sein sollte. Die Morbidität dieser Behandlung ist aber weitaus geringer als der operative Eingriff und kann bei einem großen Teil der Patienten ambulant durchgeführt werden. Die lokalen Kontrollraten liegen bei etwa 90 %.
Als weitere Alternative kann die Radiochirurgie auch als hypofraktionierte Radiochirurgie mit bis zu 5 konsekutiven Behandlungssitzungen durchgeführt werden, wobei bei dieser Technik auf eine invasive Fixation des stereotaktischen Ringes verzichtet wird, und statt dessen der Patient in einem speziellen Maskensystem gelagert wird. Die einzelnen Bestrahlungen sollten in diesen Fällen aber als so genannte „image-guided radiotherapy“ durchgeführt werde. Das heißt, mit einem bildgebenden Verfahren, einem Cone Beam CT, wird unmittelbar vor der jeweiligen Bestrahlung nach der Lagerung und Fixation des Patienten auf dem Behandlungstisch des Linearbeschleunigers die korrekte Positionierung des Patienten überprüft und gegebenenfalls korrigiert.
Die Lunge ist für alle Tumoren der häufigste Sitz von Metastasen, ausgenommen jene Tumoren, die überwiegend über die portalvenöse Drainage metastasieren. Etwa 30 % aller Patienten, die an einem Tumor sterben, weisen Lungenmetastasen auf. Bei etwa 20 % dieser Patienten beschränkt sich die Metastasierung auf die Lunge.
In den letzten Jahren ist es durch technische Weiterentwicklungen gelungen, die oben beschriebenen Behandlungstechniken auf den Körperstamm zu übertragen und so lokalisierte Zielvolumina, insbesondere in Lunge und Leber, erfolgreich und nebenwirkungsarm zu bestrahlen. Eine präzise reproduzierbare Patientenlagerung ist auch hierbei unbedingte Voraussetzung. Die meisten Systeme verwenden individuell angefertigte Vakuummatratzen, um die optimale Lagerung und Fixation des Patienten zu gewährleisten. Die eventuelle Atembeweglichkeit wird bei der Bestrahlungsplanung berücksichtigt. Um eine bessere lokale Kontrolle zu erzielen, werden auch hier höhere Einzeldosen verwendet, um so die Repopulierung und Reparatur des bestrahlten Gewebes zwischen den einzelnen Fraktionen zu unterbinden. Mit dieser Behandlungstechnik werden sehr gute lokale Kontrollraten von über 90 % bei geringer Nebenwirkungsrate erreicht: Die Behandlung kann meistens ambulant durchgeführt werden.
Fazit: Die hypofraktionierte stereotaktische Hochdosis-Strahlentherapie ist eine schnelle, gut wirksame Therapie sowohl von intrakraniellen als auch von extrakraniellen Tumoren und Metastasen. Die lokalen Kontrollraten liegen über 90 %, gleichzeitig ist die Morbidität dieser Behandlungstechnik so gering, dass die Behandlung meist ambulant durchgeführt werden kann und deshalb bei palliativen Patienten eine gute Alternative zum operativen Eingriff ist.