In diesem Rahmen wurde von der 4. Medizinischen Abteilung im Krankenhaus Favoriten (vormals Kaiser-Franz-Josef-Spital mit Preyer’schem Kinderspital – Sozialmedizinisches Zentrum Süd) eine wissenschaftliche Sitzung durchgeführt – in Anlehnung an die Sitzungen/Treffen der von Prof. Pichler vor mehr als 40 Jahren gegründeten Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten.
Das Eröffnungsreferat, gehalten von einem seiner ehemaligen Assistenzärzte, hob die Bedeutung Prof. Pichlers für die Etablierung der klinischen Tropenmedizin in Wien hervor. Der tropenmedizinische Erkenntnisgewinn war vor der Globalisierung (im Sinne des Internets und – fast – ungehinderten Flugverkehrs) nur durch einen abenteuerlichen Zugang mit hohem, auch physischem und nicht spezifisch ärztlichem Einsatz möglich (z. B. durch Fahrten mit dem privaten VW-Bus an den Ort des Geschehens, wie es Prof. Pichler getan hat). Diese unmittelbare Auseinandersetzung mit Symptomen und Zeichen tropenmedizinischer Zustandsbilder am endemischen Ort erlaubte es Prof. Pichler, die quasi genuin gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen im Rahmen seiner Tätigkeit in Wien auf sehr persönlicher Basis seinen Ärztinnen und Ärzten zu vermitteln. Gerade dies wurde in einem weiteren Referat seiner ersten Oberärztin, die ihn auch lange und erfolgreich in der Funktion des operativen Managements der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten begleitete, wortreich bestätigt.
In seiner Zeit als Vorstand der 4. Med. Abteilung des Kaiser-Franz-Josef-Spitals modernisierte Prof. Pichler die große Abteilung durch die Etablierung einer Überwachungsstation und Ausweitung auf mehrere Pavillons – und Exspektanzen. Dabei wurden viele Kolleginnen und Kollegen für Infektionen und Tropenmedizin ausgebildet; sogar eine Vorsitzende einer österreichischen Parlamentsfraktion gehört zu seinen Schülerinnen. Prof. Pichler kann so als Vater der Infektiologie in Österreich gesehen werden.
Seinen Weg konnten wir konsequent fortsetzen und 2007 die Anerkennung des Facharztes für Infektiologie und Tropenmedizin erreichen und die Abteilung mit einer Intensivstation (inkl. Sonderintensivstation für Patienten mit hochpathogenen Erregern) sowie auch einer Überwachungsstation 2012 in ein neues Gebäude übersiedeln. So wurden von den nachfolgenden Generationen in weiteren Referaten aus den beiden Wiener Infektionsabteilungen tagesaktuelle Fälle diskutiert, welche die Evolution seines Faches durch technischen, molekularen und therapeutischen Fortschritt zeigten.
Dies vor dem Kontext der zunehmenden Vernetzung der Infektiologie in Wien mittels des Wiener Impfkonzeptes und des Wiener Infektionsnetzwerkes, die beide im Vorjahr etabliert wurden. All diese rezenten Entwicklungen, die durch die Pandemie derzeit weiter beschleunigt werden, gründen auf dem Lebenswerk von Prof. Pichler.
Dafür möchte ich ihm persönlich und auch im Namen der seiner- und derzeitigen Infektiologinnen und Infektiologen danken.
Alles Gute zum Geburtstag!