Es besteht eine gute Evidenzlage, dass eine gute Stoffwechseleinstellung durch eine medikamentöse Therapie sowohl bei längerer als auch kurzer Diabetesdauer das Überleben verbessert und die kardiovaskulären Komplikationen senkt (Boussageon R. et al., BMJ 2011).
Die bariatrische Chirurgie stellt eine sehr effektive Therapiemöglichkeit bei adipösen Diabetikern dar. Kürzlich erschienen Ergebnisse von 2 randomisierten und kontrollierten Studien, in denen der Effekt der bariatrischen Chirurgie mit einer konservativen Standardtherapie oder intensiven medikamentösen Therapie verglichen wurde (Mingrone G. et al., N Engl J Med 2012; Schauer P. R. et al. N Engl J Med 2012).
In beiden Fällen führte die chirurgische Maßnahme (Magen-Bypass oder Sleeve-Gastrektomie bzw. Magenbypass oder biliopankreatische Diversion) zu einer
Gewichtsreduktion und zu einer besseren Kontrolle der metabolischen Parameter im
Vergleich zu konservativen intensivierten Maßnahmen. Die Studiendauer betrug hier jedoch nur 1 bzw. 2 Jahre, d. h. der Langzeitnutzen muss noch gezeigt werden. In der Fortsetzung der SOS-Studie (Swedish Obese Subjects), einer prospektiven, aber nicht-randomisierten Studie, konnte im Vergleich zur konservativen Kontrollgruppe durch chirurgische Eingriffe (Vertikal-banded Gastroplasty 68,1 %, Magenband 18,7 %, Magenbypass 13,2 %) zusätzlich zur Verbesserung des Glukose- und Lipidstoffwechsels eine Reduktion der kardiovaskulären Mortalität erzielt werden (Sjöström L. et al., New Eng J Med 2004 und 2007; Sjöström L. et al., JAMA 2012).
In der aktuellen Ausgabe berichtet Herr Univ.-Doz. Dr. Karl Miller über den EndoBarrier® –
ein neues minimal invasives Verfahren für die Behandlung von adipösen Typ-2-Diabetikern. Dieser Eingriff, bei dem endoskopisch ein ca. 60 cm langer Teflonschlauch im Bulbus des Duodenums implantiert wird, scheint auf den ersten Blick gute Ergebnisse zu erzielen: In einer vor kurzem publizierten Singlecenter- Studie mit insgesamt 22 Personen
und einer Dauer von 52 Wochen kam es zu einer Abnahme des Gewichts und des HbA1c. Es beendeten aber nur 60 % der Patienten die Studie, da es zu Komplikationen wie Migration des Schlauchs oder gastrointestinaler Blutung kam. Alle Teilnehmer gaben gastro – intestinale Beschwerden wie zum Beispiel Abdominalschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen an (Moura E. et al., Diabetes Technol Ther 2012). Bei 40 % musste die laufende antidiabetische Therapie gesteigert werden. Es gibt bei diesem neuen Verfahren auch noch keine Ergebnisse von randomisierten Multicenter-Studien und keine Daten über eine Mortalitätssenkung. Die bisherigen Patientenzahlen in Studien waren sehr klein. Auf –
grund möglicher Komplikationen, die mit diesem Eingriff verbunden sind, muss der
Teflonschlauch spätestens nach 1 Jahr wieder entfernt werden. Es bleibt noch offen, wann und ob der Schlauch erneut eingesetzt werden darf, da es noch keine Langzeiterfahrungen gibt. Bei Kosten von ca. 5.000 Euro pro Eingriff ergeben sich beträchtlich hohe Jahrestherapiekosten.
FAZIT: Es handelt sich bei der EndoBarrier®-Lösung um ein neues interessantes Therapieverfahren. Zum jetzigen Zeitpunkt stellt es jedoch keine etablierte bariatrische Methode dar, da noch offene Fragen bezüglich langfristigem Nutzen und Verträglichkeit bestehen, die im Zuge von randomisierten und kontrollierten Multicenter-Studien beantwortet werden müssen.