Der Vortragsbogen des Kongresses spannte sich von Themen wie Herzrhythmusstörungen, akutes Koronarsyndrom, Herzinsuffizienz, Herzklappenerkrankungen, akutes Aortensyndrom bis hin zur aktuellen kardialen Bildgebung. Im Folgenden werden einige Highlight- Sitzungen zusammengefasst.
In der 1. Hauptsitzung wurde mit “Kontroversen im Management des Vorhofflimmerns” gleich zu Beginn ein “Hot Topic” abgehandelt: Univ.- Doz. Dr. Florian Hintringer, Univ.-Klinik Innsbruck, diskutierte, auf welche Art man bei der Therapie des Vorhofflimmerns überhaupt einen Erfolg messen kann: Liegt der Erfolg in der Beschwerdefreiheit oder in der Aufrechterhaltung eines Sinusrhythmus? Für den Vortragenden ist Vorhofflimmern dann adäquat therapiert, wenn der Patient eine gute Lebensqualität hat und vor einem ischämischen Insult geschützt ist. Allerdings existiert mit Ausnahme der Antikoagulation zur Verhinderung eines Insults keine kausale Therapie. Prim. Univ.-Prof. Dr. Kurt Huber, Wilhelminenspital Wien, brachte einen Überblick über die Datenlage zu den neuen Antikoagulantien Dabigatran, Rivaroxaban und Apixaban und stellte klar, dass diese im Vergleich zu Vitamin-KAntagonisten weniger intrazerebrale Blutungen verursachen. Zudem bestehen einige Nachteile der Vitamin-K-Antagonisten, wie zum Beispiel unvorhersehbares Ansprechen oder die geringe therapeutische Breite, für die neuen Substanzen nicht mehr. Allerdings sind noch einige Fragen wie die Dauer der prä- und postoperativen Pause der neuen Antikoagulantien, die Möglichkeit und Sicherheit der Tripletherapie (Thrombozytenaggreagtionshemmer, Aspirin und Antikoagulantium) und die Compliance- Kontrolle offen. Univ.-Prof. Dr. Herwig Schmidinger, AKH Wien, diskutierte den Stellenwert von Dronedaron, welches in Anbetracht der rezenten Studien heftig kritisiert wird. Seiner Meinung nach bleibt Dronedaron ein First-Line-Medikament zur Behandlung des Vorhofflimmern, wobei der “Idealkandidat” der Patient mit struktureller Herzerkrankung, aber erhaltener Linksventrikelfunktion und ohne Herzinsuffizienzanamnese darstellt. Allerdings muss festgehalten werden, dass Dronedaron dem Amiodaron hinsichtlich der antiarrhythmischen Effektivität sicherlich unterlegen ist. Doz. Dr. Markus Stühlinger, Univ.-Klinik Innsbruck, kommentierte kritisch den Stellenwert der aktuellen Vorhofflimmern-Leitlinien und zeigte Unterschiede in den europäischen, USamerikanischen und kanadischen Empfehlungen auf. Weiters sprach er sich für ein Update der Leitlinien bezüglich folgender Themen aus: Risikostratifizierung Embolie- bzw. Blutungsrisiko, Indikation für Dronedaron, Anwendung neuer Antikoagulantien und Indikationen für Vorhofflimmern-Ablation.
Ein weiteres wichtiges Thema des Kongresses war die Bildgebung, welcher ob der immer noch zunehmenden Bedeutung eine eigene Sitzung gewidmet war. Prim. Univ.-Doz. Dr. Hans Joachim Nesser, KH der Elisabethinen Linz, gab einen Überblick über die Bedeutung der Echokardiografie in der Diagnostik der koronaren Herzkrankheit. Der Vortragende betont, dass auch ein erfahrener Untersucher mindestens 100 Stressechos pro Jahr durchführen sollte, um adäquate Befunde bzgl. eines Ischämienachweises liefern zu können. Prof. Dr. Stephan Achenbach, Universitätsklinikum Giessen, hatte die Aufgabe, die Rolle der Computertomografie in der KHK-Diagnostik zu beleuchten. Dabei wurde eindeutig herausgehoben, dass das Koronar-CT keine Screeningmethode ist. Wenn aber eine gute Bildqualität zu erwarten und eine ausreichende Expertise auf dem Gebiet der Befundung vorhanden ist, kann das Koronar-CT aber durchaus zum Ausschluss von Koronarstenosen eingesetzt werden. Weiters wurde die interessante Möglichkeit der Bildgebung und Planung vor geplanter Intervention chronischer Totalverschlüsse von Koronarien erläutert. Im Gegensatz zum CT können Koronarien in der MRT nur unzureichend dargestellt werden, berichtete Doz. Dr. Oliver Bruder, Elisabeth-Krankenhaus Essen. Die Untersuchungsmodalität eignet sich hingegen hervorragend zur strukturellen und auch funktionellen Beurteilung des Herzens. So gelingt mit Hilfe der MRT die Differenzierung zwischen verschiedenen Kardiomyopathien, aber auch die Visualisierung von Klappenvitien. Frau Doz. Dr. Senta Graf, Wien, berichtete, dass SPECT- und PET-Untersuchungen in der Kardiologie trotz anderer Bildgebungsmodalitäten nach wie vor ihren Stellenwert haben und vor allem im Rahmen der Vitalitätsdiagnostik hilfreich sind.
Ein weiteres Highlight des Kongresses waren die so genannten “Live-Demonstrationen”. Dieses Jahr wurde eine Sitzung von den Elektrophysiologen und parallel dazu durch die interventionellen Kardiologen der Kardiologie Innsbruck bestritten. Die Elektrophysiologen zeigten die Aufrüstung von einem Zweikammer- Schrittmacher auf einen biventrikulären Schrittmacher sowie die Ablation von Vorhofflattern. In der interventionellen Sitzung wurden eine komplexe Hauptstammintervention, eine renale Denervierung und eine perkutane Aortenklappenintervention unter Führung mittels intrakardialer Echokardiografie gezeigt. Das Konzept der Live-Demonstrationen war auch beim diesjährigen Kongress sehr gefragt, da in dieser Art der Sitzung die bei tatsächlichen Live-Übertragungen überflüssigen Wartezeiten wegfallen. Zudem bleibt genügend Zeit zur Diskussion mit dem Durchführenden.
In einer interessanten Sitzung wurden “neue Perspektiven für die Kardiologie” diskutiert. Doz. Dr. Matthias Frick, Univ.-Klinik Innsbruck, strich die Bedeutung der althergebrachten Therapie mit Colchicin bei spontanen Perikarditiden und beim Post-Perikardiotomiesyndrom heraus. Kortison hingegen ist bei der Perikarditis mit Ausnahme von nachgewiesenen Autoimmunerkrankungen keine First-Line-Therapie mehr. Colchicin scheint zudem entsprechend den Ergebnissen der so genannten COPPS-Studie auch einen positiven Einfluss auf das postoperative Vorhofflimmern zu haben.
Durch Doz. Dr. Bernhard Metzler, Univ.-Klinik Innsbruck, wurden bisher existierende Daten zur therapeutischen Hypothermie beim Myokardinfarkt präsentiert und das Design der bereits begonnenen europaweiten Multicenter-Studie CHILL-MI vorgestellt. Frau Prof. Dr. Irene Lang, AKH Wien, strich in ihrem Vortrag die Bedeutung der pulmonalen Hypertonie als Ursache der Dyspnoe heraus. Ebenso ist die Unterscheidung zwischen prä- und postkapillärer Genese der pulmonalen Hypertonie entscheidend. Prof. Dr. Helmut Baumgartner, Universitätsklinikum Münster, kam in seinem Vortrag über den aktuellen Stand der perkutanen Aortenklappenintervention zu dem Schluss, dass TAVI bei inoperablen und Hochrisikopatienten zur Linderung der Symptomatik und auch zu einer Verringerung der Mortalität führt. Allerdings bestehen noch einige offene Fragen, wie zum Beispiel Maßnahmen zu Reduktion zerebraler Ereignisse während des Eingriffs oder wie (und ob) man eine ebenfalls bestehende koronare Herzkrankheit behandelt.
Eine weitere wichtige Sitzung hatte das akute Aortensyndrom zum Thema. Doz. Dr. Thomas Bartel, Univ.-Klinik Innsbruck, ging in seinem Vortrag neben der Definition und Symptomatik vor allem auf die Diagnostik des Aortensyndroms ein. Er unterstrich neben dem CT auch die Bedeutung der transösophagealen Echokardiografie. Insbesondere bei der Typ-A-Dissektion kommt es auf eine rasche Diagnostik und Einleitung der Therapie an, da jeder Zeitverlust mit einem Anstieg der Mortalität assoziiert ist. Prof. Dr. Michael Grimm, Univ.-Klinik Innsbruck, betonte in seinem Referat die Bedeutung des Herzchirurgen als “Case Manager”. Er skizzierte die chirurgischen Optionen insbesondere bei der Typ-A-Dissektion. Prof. Dr. Ernst Weigang, Universitätsmedizin Mainz, zeigte in seinem Vortrag einen Überblick über die endovaskulären Optionen bei Dissektionen und Aneurysmen in unterschiedlichen Lokalisationen der Aorta.