Wir haben mit den beiden in der Presidential-Sitzung vorgestellten Studien nun erstmals lang erwartete Daten zur optimalen Dauer der HER2-Therapie im adjuvanten Setting. HERA hat als einzige Studie eine Therapiedauer von 2 Jahren untersucht, die derzeit laufenden Studien untersuchen prospektiv randomisiert – ähnlich wie PHARE – eine kürzere Therapiedauer. Es hat bei HERA aufgrund der geringen Eventrate länger gedauert als erwartet. Die Ergebnisse zeigen nunmehr eindeutig, dass 2 Jahre Therapie nicht besser sind als 1 Jahr, sodass mit dieser Studie der weltweite Standard von einem Jahr weiterhin gilt. Bei der PHARE-Studie sind folgende Aspekte zu berücksichtigen: Es ist keine klassische prospektiv-randomisierte Studie, sondern es wurde den Patientinnen freigestellt, ob sie eine verkürzte Therapie durchführen wollen oder die Standardtherapie über 12 Monate. Das heißt, es ist keine saubere Randomisierung erfolgt, weshalb die Studie Limitationen hat, auch aufgrund der Auslegung als Non-Inferiority-Trial. Für ein solches Design braucht es in der Regel doch mehr Patienten zur Beweisführung, weil festgelegte Grenzwerte nicht oder doch überschritten werden müssen, um als positiv oder negativ gewertet zu werden. In dieser Studie wurde die Non-Inferiority nicht signifikant erreicht. Damit ist die Studie negativ, wobei die Interpretation aus den genannten Gründen schwierig ist. Auch Subgruppenauswertungen aus dieser Studie sind nicht zielführend. Wir haben aber die Möglichkeit, aufgrund weiterer gut designter laufender Untersuchungen, deren Ergebnisse etwa in 1–2 Jahren vorliegen werden, festzustellen, ob nicht doch die Möglichkeit besteht, die eher lange Therapiedauer von einem Jahr zu reduzieren, ohne einen onkologischen Kompromiss im Sinne einer höheren Rezidiv- und Todesrate eingehen zu müssen. Letztlich hat sich an beiden Studien die adjuvante HER2-Therapie über 12 Monate als Goldstandard bestätigt – länger bringt keinen Zugewinn, kürzer könnte der Patientin schaden.