Einsatz von Antidepressiva: Zahlreiche internationale Studien haben gezeigt, dass der Einsatz von Antidepressiva, begleitet von psychotherapeutischen Maßnahmen, bei mittelschweren und schweren Depressionen mehr als gerechtfertigt ist. Bleiben schwere Depressionen unbehandelt, steigt das Risiko für kognitive Verschlechterung, erhöhte Mortalität und Suizid stark an (Breno 2011; Blay 2007).
Therapeutische Überlegungen: Bei der Auswahl der Antidepressiva sollten immer Komorbiditäten und die im Alter veränderte Physiologie berücksichtigt werden, um das Auftreten von Nebenwirkungen zu vermindern (Tab.). Eine kürzlich im BMJ publizierte englische Kohortenstudie (Coupland 2012) zeigte auf, dass gerade bei alten Patienten, mittleres Alter 75 Jahre, die Verabreichung von Antidepressiva mit einer Zunahme von Nebenwirkungen wie erhöhtem Blutungsrisiko, Hyponatriämie, erhöhter Sturzgefahr und erhöhtem Schlaganfallrisiko verbunden sind, und nur bei schweren Depressionen der Benefit einer Antidepressivatherapie gegeben ist. Es wurden in dieser Studie aber die Komorbiditäten und der Einfluss der Polypharmazie im Alter nicht berücksichtigt. Diese spielt aber gerade beim Auftreten von Nebenwirkungen eine wesentliche Rolle. So nahmen 57 % zusätzlich NSAR ein, die bekanntermaßen in Kombination mit SSRI mit einer erhöhten Blutungsneigung einhergehen. 50 % der Kohorte bekamen gleichzeitig Antihypertensiva, die das Sturzrisiko durch Hypotension erhöhen können. Zusätzlich wurde ein überwiegender Teil als leichte Depression eingestuft und dennoch behandelt, wobei nicht nachvollziehbar ist, auf welche Diagnostik sich diese Klassifikation stützt.
Diagnostik und Monitoring: Vor Implementierung der Therapie empfiehlt sich eine adäquate Testung zur Beurteilung der Erkrankungsintensität. Hierzu eignet sich beispielsweise die SGDS (Short Geriatric Depression Scale), die aus 16 Fragen besteht und eine rasche Einschätzung erlaubt. Wichtig ist ein regelmäßiges Monitoring des Ansprechens/Nichtansprechens auf die Therapie.