Chronische Atemwegserkrankungen, insbesondere chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Asthma, zählen zu den führenden Ursachen für Mortalität und Morbidität weltweit. Laut der aktuellen Daten der Global-Burden-of-Disease-(GBD-)Studie lag COPD 2017 an 7. Stelle der führenden Todesursachen, 1990 war es noch der 11. Platz gewesen.1 Auch im Hinblick auf die Ursachen für die Krankheitslast durch Behinderung – gemessen anhand von DALYs (Disease-adjusted Life Years)* – war COPD 2017 an 6. Stelle, Asthma bei Frauen an 30. bzw. bei Männern an 32. Stelle.2 2015 fand sich COPD noch an 8., Asthma an 23. Stelle.3
Wie eine spezielle Analyse der GBD-Studie zur Krankheitslast von COPD und Asthma zeigt, starben 2015 weltweit 3,2 Millionen an COPD, eine Zunahme um 11,6 % im Vergleich zu 1990 trotz Reduktion der altersstandardisierten Sterblichkeitsrate um 41,9 %. Wachstum und die Alterung der Bevölkerung überwogen den rückläufigen Trend bei der Mortalitätsrate, wobei dieser in Ländern mit hohen bis mittleren SDI (Sustainable Development Indicator, ein Index für die sozioökonomische Entwicklung) am stärksten war. Von 1990 bis 2015 nahm die Prävalenz um 44,2 % auf insgesamt 174,5 Millionen Betroffene zu. Im Vergleich zur Verringerung der altersstandardisierten Mortalitätsrate fiel die Abnahme der altersstandardisierten Prävalenz mit 14,7 % wesentlich geringer aus. Während der Unterschied in der Prävalenz bei 3,2 % bei Männern versus 2 % bei Frauen lag, waren die DALY-Raten bei Männern fast doppelt so hoch wie bei Frauen (jeweils altersstandarisiert), was die höhere Mortalitätsrate bei Männern reflektiert. Years of Life Lost (YLL) trugen mehr als 80 % der durch COPD verursachten DALYs* bei, die in Summe 2,6 % der gesamten globalen Krankheitslast ausmachten.3
An Asthma starben im Jahr 2015 400.000 Menschen, um 26,7 % weniger als 1990. Das entspricht einer Reduktion der altersstandardisierten Sterblichkeitsrate um 58,8 %, wobei die stärksten Veränderungen in Ländern mit hohem sowie mit niedrigem bis mittlerem SDI zu beobachten waren. Von 1990 bis 2015 stieg die Prävalenz um 12,6 % auf 358,2 Millionen Asthmakranke. Die Verringerung der altersstandardisierten Prävalenz um 17,7 % war geringer als die der altersstandardisierten Mortalitätsrate. Diese lag bei Männern mit 6,7/100.000 höher als bei Frauen (5,6/100.000). Bei den altersstandarisierten DALY-Raten war kein wesentlicher Unterschied zwischen Männern und Frauen zu verzeichnen. Hingegen trugen bei Asthma die Years lived with Disability (YLD) mit etwas mehr als 60 % deutlich stärker zu den DALYs bei als bei COPD. Die durch Asthma verursachten DALYs waren für 1,1 % der globalen Krankheitslast verantwortlich.
Insgesamt war die Mortalität aufgrund von COPD 8-fach höher als bei Asthma. Während bei COPD die größte Abnahme der altersstandarisierten DALY-Raten in Ländern mit hohem bis mittlerem SDI beobachtet wurde, war dies bei Asthma in jenen mit niedrigem bis mittlerem SDI der Fall. Diese Veränderungen der DALY-Raten korrelierend mit dem SDI zeigen bei COPD eine Zunahme bis zum mittleren Range der SDI-Werte und dann einen starken Abfall, bei Asthma hingegen eine stetige Abnahme mit steigendem SDI.3
Im Vergleich zu Westeuropa wurde in Österreich bei COPD mit 11,7 % versus 29 % eine deutlich geringere Reduktion der altersstandarisierten DALY-Raten gefunden, bei Asthma nahmen die DALYs in Österreich um 32,1 % und in Westeuropa um 30 % ab.4
Rauchen und Feinstaubbelastung stellten die Hauptrisikofaktoren für COPD dar, gefolgt von Luftverschmutzung im Haushalt (z. B. Kochen mit Feuer), beruflicher Partikelbelastung, Ozon und Passivrauchen. Zusammen sind diese Risikofaktoren für 73,3 % der DALYs durch COPD verantwortlich. In Ländern mit hohem SDI waren Rauchen und Passivrauchen die wichtigsten Faktoren, während in Ländern mit niedrigem SDI Umweltbelastungen und zu einem geringeren Ausmaß berufliche Risikofaktoren eine größere Rolle spielten. Bei Asthma erklärten Rauchen und Belastung durch asthmagene Substanzen nur 16,5 % der DALYs.
Die signifikante Verringerung von 1990 bis 2015 der altersstandarisierten DALY-Raten um 43,7 % bei COPD und 42,8 % bei Asthma resultieren wesentlich stärker aus der Reduktion der Mortalität (41,9 % für COPD, 58,8 % für Asthma) und weniger aus der Abnahme der YLD. Dies reflektiert weniger die Veränderungen in der Inzidenz oder Prävalenz als die Verbesserungen, die bei der Verringerung der Sterblichkeit erreicht werden konnten. Die fehlende Assoziation zwischen Asthma-Prävalenz und Mortalitätsrate unterstützt die Evidenz, dass die meisten durch Asthma verursachten Todesfälle durch Therapie und Managementstrategien – und zu einem geringeren Ausmaß durch Vermeidung von Risikofaktoren – zu verhindern sind. Die niedrige Asthma-Mortalität in reichen Ländern reflektiert zudem den besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung und Behandlungsoptionen. Bei COPD war der Zusammenhang zur sozioökonomischen Entwicklung eines Landes weniger gleichbleibend. Höhere Mortalitätsraten und Prävalenz im mittleren Range der SDI-Skala sind Ausdruck der Zunahme von Rauchen und Luftverschmutzung, die in Ländern mit demografischem und epidemiologischem Wandel beobachtet werden.3
Wie die GBD-Autoren zusammenfassend festhalten, tragen COPD und Asthma wesentlich zur Krankheitslast von nichtübertragbaren Erkrankungen bei. Und obwohl ein großer Teil dieser Last entweder zu verhindern oder mit leistbaren Interventionen zu behandeln wäre, finden diese Erkrankungen leider noch immer weniger Beachtung als andere wichtige nichtübertragbare Erkrankungen wie KHK, Krebs oder Diabetes.3