Demnächst wird seit Einführung der Facharztprüfung der 1000. Kandidat zu dieser Prüfung antreten. Ohne Zweifel ein großer Erfolg. Die Prüfung ist per se ein Instrument, um die hohe Qualität im Ärzteberuf zu sichern. „Kümmert euch!“, möchte Dr. Lothar Fiedler, Obmann der Fachgruppe Innere Medizin in der Österreichischen Ärztekammer, trotzdem all jenen Ärzten sagen, die an den Spitälern in die Ausbildung von jungen künftigen Facharztkollegen involviert sind und dafür Verantwortung tragen. Es geht Fiedler darum, dass angehende junge InternistInnen – und Ärzte aller anderen Fachrichtungen – während ihrer Ausbildung im Spital alle Wissensinhalte und alle praktischen Fähigkeiten vermittelt bekommen, die für sie für ihre spätere Tätigkeit brauchen. Zuallererst geht es aber darum, dass diese jungen Kolleginnen und Kollegen entsprechend ausgebildet werden, um ihre Facharztprüfung ohne Probleme zu bestehen. Das ist leider derzeit nicht immer der Fall. Angehende InternistInnen, so Fiedler, müssten zusätzlich zu ihrer Ausbildung im Spital oft intensiv und einige Wochen lang lernen und privat organisierte und privat finanzierte Kurse besuchen, um sich der Prüfung gewachsen zu fühlen. Mit entsprechender Führung durch die jeweiligen Ausbildner sollte es möglich sein, diesen Wissensstand ohne großen nachträglichen Lernaufwand zu erreichen. Das sicherzustellen, möchte er in die Hände und in die Verantwortung der Ausbildner, zuoberst in die der Primarii an den Spitälern stellen. Es ist für Fiedler nicht zuletzt eine Frage des Respekts vor den nachrückenden Ärzten. „Die Facharztprüfung ist zur Qualitätssicherung eingeführt worden“, erinnert er an die Struktur des Systems. Es soll gewährleistet werden, dass alle angehenden Ärzte einen einheitlichen Ausbildungslevel erreichen, egal in welchem Spital und an welcher Abteilung die Ausbildung überwiegend erfolgte. Dafür wurden die Rastererzeugnisse eingeführt, die einen Mindestinhalt an Ausbildung verlangen. Die Ausbildner – sprich: der Primarius oder die Frau Primaria – haben sicherzustellen, dass die jungen Ärzte diese Inhalte tatsächlich vermittelt bekommen. Sind diese Ziele erreicht, ist das per Rasterzeugnis zu bestätigen. „Im Idealfall wäre es so, dass jemand, der zur Facharztprüfung antritt, nicht mehr zusätzlich dafür lernen muss“, erinnert Fiedler an den Zweck dieses Systems. Umgekehrt wird man über den Wissensstand der jungen ÄrztInnen auf die Qualität der jeweiligen Ausbildungsstelle Rückschlüsse ziehen können.
In der Praxis wird das leider aber nicht immer so gelebt. Die meisten jungen Kollegen müssten intensiv für ihre Prüfung lernen und zusätzlich Kurse belegen, um in den Rasterinhalten firm zu sein. Den Appell „Kümmert euch!“ spricht Fiedler daher im Namen der gesamten Ärztekammer aus. Viele Ärzteausbildner verweisen mit „keine Zeit“ auf ihre eigene Arbeitsüberlastung, wenn es darum geht, die jungen Kollegen durch die Ausbildung zu lotsen. Die Antwort ist oft, dass sich die jungen KollegInnen eben selbst darum kümmern müssten, die Ziele zu erreichen. Fiedler will das so nicht gelten lassen: „Es ist auch eine Bringschuld der Ausbildner.“
Die Ausbildner, so Fiedler, müssten die „longitudinale“ Ausbildung ihrer jungen Kollegen im Auge haben, die Betreuung über die gesamten Jahre hinweg. Dazu sind regelmäßige Karrieregespräche notwendig. In deren Rahmen könnte durchaus kollegial der Wissensstand der jungen Kollegen ermittelt werden. So könnte auch geklärt werden, auf welchen Gebieten die jungen ÄrztInnen allenfalls noch zusätzliche Erfahrung brauchen. Zudem sollten die jungen Mediziner selbst ihre Situation und ihre Bedürfnisse darlegen können. Es ist entscheidend, das sich die Ausbildner um die nötige Rotation der „Auszubildenden“ kümmern.
Rund 200 jungen KollegInnen treten pro Jahr zur Prüfung zum Facharzt für Innere Medizin an. Die allermeisten kommen durch. Die Durchfallquote ist daher nicht das Problem. Es geht Fiedler darum, den jungen MedizinerInnen diesen letzten vermeidbaren Stress zu nehmen. Die Prüfungsfragen werden alle Jahre von einem Prüfungskomitee neu aufgesetzt. Die Prüfung selbst wird schriftlich nach einem Multiple-Choice-Verfahren abgehalten. Der nächste Termin wird Ende September/Anfang Oktober dieses Jahres sein. Fiedlers abschließender Rat für den Umgang mit den jungen Assistenzärzten in Ausbildung: „Jede Abteilung, die sich darum kümmert, wird davon profitieren.“ Durch einen hohen Stand des Wissens und durch ein gutes Klima unter den Mitarbeitern.