Laudatio anlässlich der Verleihung im Rahmen der 41. Jahrestagung der ÖGIM -Ehrenmitgliedschaft für Professor Alfred Gangl

Herr o. Univ.-Prof. Dr. Alfred Gangl wurde am 30. September 2009 nach 27-jähriger Vorstandstätigkeit an der Universitätsklinik für Gastroenterologie und Hepatologie am AKH in Wien emeritiert.

Prof. Gangl ist das 15. Ehrenmitglied in der Geschichte der ÖGIM, welche diese Auszeichnung sehr restriktiv handhabt und bisher nur an wahre Pioniere der inneren Medizin verliehen hat.

Univ.-Prof. Dr. Karl Fellinger wurde 1976 das 1. Ehrenmitglied und Professor Gangl ist jetzt im Jahre 2010 das 15. Ehrenmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Innere Medizin.

Der Vorstand der Gesellschaft hat einstimmig und mit großer Begeisterung beschlossen, Alfred Gangl aufgrund seiner Verdienste für die österreichische innere Medizin und ganz besonders für die österreichische Gastroenterologie die Ehrenmitgliedschaft auf Lebenszeit zu verleihen. Dies ist Ausdruck und Anerkennung für seine herausragenden Leistungen und auch Ausdruck des Dankes für besondere Verdienste für die Gesellschaft.

Alfred Gangl hat mehr als 27 Jahre das Geschick der Gastroenterologie und Hepatologie an der Universität Wien in Forschung, Lehre und Patientenbetreuung mitbestimmt. In dieser Zeit hat er auch das Fach in Österreich entscheidend geprägt und gestaltet; er war auch zweimal Präsident und Kongresspräsident dieser Gesellschaft (1996 und 2004).

Unter seiner Führung hat der Lehrstuhl für Gastroenterologie und Hepatologie an der Universität Wien Weltruf erlangt. Die Klinik verfügt heute in allen Spezialbereichen über international renommierte Expertinnen und Experten.

Meine Freundschaft zu Alfred Gangl wurzelt in einer gemeinsamen Studentenzeit und Ausbildungszeit an der Klinik Fellinger und Klinik Kaindl.

Alfred Gangl wurde 1941 in Lasberg bei Freistadt im Mühlviertel geboren und hat die Kindheit als Halbwaise in bescheidenen Verhältnissen verbracht, da sein Vater nicht aus dem 2. Weltkrieg zurückgekehrt ist.

Ein Charakteristikum des nördlichen Mühlviertels ist der harsche Nordwind aus dem Böhmerwald, welcher Landschaft und Menschen sehr stark prägt.

Alfred war immer hart zu sich selbst und hat anderen nichts geschenkt.

Das Erleben der Kriegs- und frühen Nachkriegszeit hat sicher seine Bescheidenheit und Bestimmtheit geprägt.

Während der Studentenzeit war Alfred sehr vielseitig: Musiker, Fußballer und Sportler.

Eine ernste Erkrankung während des letzten Studienabschnittes hat ihn gezwungen, das 3. Rigorosum aus der Krankenhaus-Perspektive und Heilstätten-Atmosphäre zu absolvieren. Nach der Promotion trat Alfred Gangl 1966 als Assistenzarzt in die 2. Medizinische Universitätsklinik (Vorstand: Prof. Dr. K. Fellinger) in Wien ein. Während der Ausbildungszeit verbrachten wir gemeinsame Jahre, vor allem bei Prof. Dr. F. Kaindl. Wir waren gemeinsam in der damaligen Herz-Ambulanz und am Aufbau der ersten Coronary-Care-Unit in der Klinik Kaindl beteiligt.

Nach der Facharzt-Anerkennung für Innere Medizin im Jahre 1972 arbeitete Gangl zwei Jahre lang in den USA als Research Fellow bei Prof. Dr. R. Schmid an der University of California in San Francisco. Während dieser Zeit hat er verschiedenste Fragestellungen des Lipid- und Lipoproteinstoffwechsels bearbeitet.

Nach seiner Rückkehr erhielt er im April 1976 die Lehrbefugnis als Dozent für Innere Medizin. 1979 wurde er Stellvertretender Leiter der 1. Universitätsklinik für Gastroenterologie, 1981 zum außerordentlichen Universitätsprofessor bestellt und schließlich 1982, nach dem tragischen Tod von Friedrich Wewalka, Vorstand der 1. Universitätsklinik für Gastroenterologie und Hepatologie.

Alfred Gangl war Wegbereiter für den Zusammenschluss beider Gastroenterologischen Kliniken zu einer gemeinsamen Abteilung im Rahmen der Übersiedelung ins neue AKH im Jahre 1991.

Als Vorsitzender der Baukommission und späterer Vizedekan der Medizinischen Fakultät war er maßgeblich an der erfolgreichen Übersiedelung und an der Entwicklung der medizinischen Fakultät hin zu einer modernen Forschungsorganisation beteiligt. Die Lehre war Alfred Gangl ein besonderes Anliegen.

Prof. Dr. Alfred Gangl hat ein Ordinariat und mehr als 14 Primariate während seiner Vorstandszeit besetzt.

Es wird immer ein kleines Geheimnis bleiben, woher er die enorme Energie für dieses Lebenswerk bezogen hat. Wesentliche Quelle war seine Familie, seine Liebe zur Natur und seine ungebrochene Begeisterung für den Sport.

Ich möchte Alfred Gangls Eigenschaften wie folgt zusammenfassen: Bescheidenheit, Demut und Dankbarkeit; Vollblut-Internist und Hoch- Spezialist; ruhiger, überlegter Denker mit Charisma; tiefe Sympathie für seine Patienten; Persönlichkeit mit Ecken und Kanten, trotzdem respektiert vom Gegner; überzeugter Akademiker bei der ethischen Berufsausübung; ein dedicated teacher und Mentor; ein innovativer Geist und echter Pionier!

Es ist mir eine persönliche Freude und für die Österreichische Gesellschaft für Innere Medizin eine große Ehre, Univ.-Prof. Dr. Alfred Gangl als Ehrenmitglied in unseren Reihen zu wissen. Ich gratuliere herzlichst und heiße das 15. Ehrenmitglied der ÖGIM herzlich http://www.medmedia.at/wp-admin/post.php?post=33977&action=edit&message=1willkommen!

o. Univ.-Prof. Dr. Otmar Pachinger