Der Themenbogen des Vortrags spannte sich von der Definition und den Aufgaben des Faches Nephrologie und dem Berufsbild des Nephrologen über Konzepte zur bestmöglichen Versorgung von Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz bis hin zu den Forschungsschwerpunkten.
Dem Österreichischen Strukturplan Gesundheit 2009 zufolge ist das Fach Nephrologie zuständig für Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge von Patienten mit Nieren- und Hochdruckkrankheiten, für die Durchführung von Nierenersatzverfahren, die Vorund Nachsorge zur Nierentransplantation sowie die Durchführung extrakorporaler Therapieverfahren bei nicht primär nierenkranken Patienten. Allerdings scheint sich das Aufgabengebiet in der allgemeinen Awareness oft auf die Durchführung der Nierenersatztherapie zu reduzieren.
Dass die Nephrologin/der Nephrologe die Prognose verbessern kann, zeigen Daten, wonach sich bei Patienten, die bereits mehr als 3 Monate vor Dialysebeginn einem Nephrologen vorgestellt wurden, das Überleben absolut um 20 % verbesserte. In Studien aus den USA konnte gezeigt werden, dass das Mortalitätsrisiko in den Stadien III und IV der chronischen Niereninsuffizienz um 50 % niedriger ist, wenn die Anzahl der nephrologischen Konsultationen auf 4 pro Jahr erhöht wird; ebenso wird das dialysefreie Überleben verlängert. Das Outcome nach chronischem Nierenversagen ist signifikant besser, wenn ein nephrologischer Konsiliarius hinzugezogen wird.
Allerdings zeigt eine rezent an der Universitätsklinik für Innere Medizin der MedUni Graz durchgeführte und bei der ÖGN-Jahrestagung 2011 präsentierte Untersuchung eine deutliche Unterdiagnose der chronischen Niereninsuffizienz im Spital, was Ergebnisse aus anderen Ländern wie Italien und den USA bestätigt.
Als Zielvorgaben für seine Tätigkeit nennt Rosenkranz die Entwicklung eines langfristigen Konzepts mit patienten- und forschungsorientierten Inhalten, die Schaffung von zukunftsorientierten klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkten, um den Standort Universitätsklinikum Graz als akademisch-nephrologischen Schwerpunkt langfristig weiterzuentwickeln und klar abzusichern, sowie die Erfüllung des lokalen und überregionalen Bildungsauftrages im Sinne der universitären Lehre und der nephrologischen Grundversorgung. Folgende Ziele definiert Rosenkranz für seine Arbeit anhand des aktuellen Bedarfs insbesondere in der Steiermark:
• Bestmögliche Versorgung der chronischen Nierenisuffizienz: Dieser kommt in der Steiermark insbesondere aufgrund der hohen Prävalenz an Dialysepatienten große Bedeutung zu. Besondere Anforderungen seien „Up-to-date“-Versorgung und Kosteneffizienz.
• Verbesserte Versorgung der Nierenpatienten durch Transplantation: Dafür gelte es ein Kompetenzteam zu schaffen, welches u. a. eng mit der Transplantationschirurgie kooperiert und daran mitarbeitet, das Vertrauen der Zuweiser aufzu bauen.
• Verbesserung der nephrologischen Ausbildung: Erschwerende Fakten in Österreich seien ein limitiertes Funding für „renal research“ auf nationaler und europäischer Ebene, insuffiziente Trainingsprogramme (Stichwort „Zwei Fachärzte sind ausreichend, um einen dritten auszubilden“), fehlende Aussichten auf Niederlassung aufgrund von Restriktionen bei der Verrechnung sowie frustrane Bemühungen der ÖGN für den Bereich Ausbildung (Stichwort „Europäischer Facharzt“), Strukturplan und Niederlassung.
• Verbesserung der nephrologischen Versorgung: Dies soll insbesondere durch Fortbildungen auf dem Gebiet der Nierentransplantation und der chronischen Niereninsuffizienz sowie durch die enge Kooperation mit anderen Fachgesellschaften wie z. B. der Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie gesichert werden.
• Weiterentwicklung der nephrologischen Forschung: Voraussetzungen sind der Transfer der eigenen Arbeitsgruppe nach Graz und der Laboraufbau sowie die Vernetzung mit lokalen Arbeitsgruppen. Themen für die klinischen Forschungsgruppen sind – basierend auf Interessenschwerpunkten – geschlechterspezifische Aspekte der Nephrologie, geriatrische Nephrologie, Gefäßkalzifizierung, immunologische Systemerkrankungen und Leberersatztherapie.
• Wahrnehmen des gesamten Aufgabenbereiches der Nephrologie: Dies umfasst neben der Behandlung der nephrologischen Erkrankungen und Begleiterkrankungen zum Beispiel auch die Identifikation von Risikofaktoren, die Pharmakovigilanz, die Dosisadaptierung von Medikamenten (Diuretika, RAAS-Blocker u. a.), Empfehlungen z. B. zur Prophylaxe der kontrastmittelinduzierten Nephropathie.
• Die gesundheitspolitische Herausforderungen annehmen: Die Herausforderungen ergeben sich aus dem zu erwartenden hohen Patientenaufkommen. Notwendig ist ein Konzept, um die „allgemeinen“ nephrologischen Patienten dezentral und die komplexen Patienten zentral versorgen zu können. Für eine flächendeckende nephrologische Versorgung müssen entsprechende Anreize geschaffen werden.
Last but not least lobte Rosenkranz die gute Ausgangssituation an der Klinik für Nephrologie der MedUni Graz mit zentraler Bedeutung für den Südosten Österreichs, die auf einer exzellenten Infrastruktur sowie motivierten Mitarbeitern mit hervorragender Expertise in Klinik, Lehre und Forschung basiert.