In diesen Tagen wird auch der Laie mit dem Ausdruck Millisievert (mSv) vertraut. So erfährt die Bevölkerung, dass die radioaktive Strahlensbelastung bei einem Transatlantikflug etwa 1,5 mSv beträgt, dass für einen Röntgendoktor und Nuklearmediziner eine Belastung von 20 mSv pro Jahr zulässig ist und dass wir mit einem abdominellen CT einem Patienten etwa 15 mSv verpassen. Einige Arbeiter im Atomkraftwerk Fukushima sind aber dem Tausendfachen dieser Werte ausgesetzt worden.
Es ist wohl angebracht in dieser Zeit, in der der Atomunfall von Fukushima die Schlagzeilen beherrscht, dass wir unsere Gedanken über die Atomkraft etwas ordnen. Österreicher fühlen sich gescheit, weil wir keine Atomkraft nutzen. Es ist dies jedoch eine naive Illusion, denn um unser Land herum stehen unzählige Atommeiler – manche ganz nahe der Grenze. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass Europa frei von Atomkraftwerken sein wird, wenn man allein die über 50 Kraftwerke in Frankreich anschaut. Ganz Europa hat über 150 Atomkraftwerke. Und was ist mit den atomaren Sprengköpfen, die nahe Österreich in vielen Nato-Ländern stationiert sind, im nicht weit entfernten Russland und in Israel!
Ich sehe die Sache so: Wir haben alle 25 Jahre einen Atomunfall (Tschernobyl war 1986). Wir müssen also die Atomkraftwerke sicherer machen. Es genügt nicht, dass Atomkraftwerke einem Erdbeben von 8,25 auf der Richter-Skala widerstehen können. Es müssen mindestens 9,0 sein und wenn sie nahe der Küste sind, dann müssen sie einer Tsunami-Welle von 25 m Höhe widerstehen können. Also die Atomkraftwerke müssen sicherer gebaut werden, denn schließlich haben wir dies anderswo auch erreicht. In Österreich gab es 1960 etwa 1.500 Verkehrstote, jetzt sind unsere Autos viel sicherer geworden (Sicherheitsgurte, Airbags etc.) und wir haben „nur“ mehr etwa 500 Tote pro Jahr. Die Eisenbahn ist sicherer geworden, u. a. dank elektronischer Streckenüberwachung in vielen Bereichen. Auch die Flugzeuge sind sicherer. Es stürzt nur noch 1 Flugzeug ab pro 1 Million, die starten. Aber wir denken gar nicht daran, wenn wir in ein Flugzeug einsteigen. Wir denken ebenso nicht an dieses geringe Restrisiko, wenn wir in unser Auto einsteigen. Und wenn die Atomkraftwerke sicherer werden zu einem wohl hohen Preis, dann werden wir auch nicht mehr an die Gefahr dieser Kraftwerke denken. Eine absolute Sicherheit gibt es aber wohl niemals, in keinem der vielen Bereiche. Und übrigens habe ich schon lange kein Spatenstichfoto mit einem unserer Minis ter für ein Wasserkraftwerk gesehen! In dieser Ausgabe wird Ihnen die nationale Ernährungskommission vorgestellt und unser Review-Board-Mitglied Frau Univ.-Prof. M. Lechleitner hat interessante Beiträge zum Thema Endokrinologie und Stoffwechsel zusammengestellt. Vielen Dank!