Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Osteoporose als eine der zehn bedeutendsten und das Gesundheitsbudget am stärksten belastenden Volkskrankheiten eingestuft und zählt – neben onkologischen Erkrankungen – zu den drei wichtigsten Kostenfaktoren.
Ungeachtet ihrer tatsächlichen Bedeutung wird die Osteoporose häufig nicht als schwerwiegende Erkrankung wahrgenommen, weil sie bis zum Auftreten von Frakturen keine Beschwerden verursacht. Allerdings erleiden jede zweite Frau und jeder fünfte Mann im Lauf ihres Lebens zumindest eine osteoporotische Fraktur, die mit Schmerzen, Deformierung und Funktionseinschränkung assoziiert ist und in vielen Fällen eine Einschränkung der Mobilität bis hin zur Pflegebedürftigkeit zur Folge hat.1
Auch ist in der Literatur belegt, dass das erstmalige Auftreten einer vertebralen osteoporotischen Fraktur das Risiko für weitere Frakturen um das Drei- bis Fünffache erhöht.2, 3
Ziel in der Behandlung der Osteoporose ist es, Frakturen zu vermeiden. Neben Lebensstilmaßnahmen wie regelmäßiger körperlicher Aktivität, ausgewogener Ernährung und ausreichender Versorgung mit Calcium und Vitamin D steht dafür eine breite Palette von spezifischen Medikamenten mit unterschiedlichen Wirkansätzen zur Verfügung (siehe „Ärzte Krone“, Ausgabe 11/2012). Ebenso unterschiedlich wie die Wirkmechanismen der verschiedenen Sub-stanzklassen (Hemmung der Knochenresorption, Stimulation der Knochenneubildung) sind auch die Applikationsformen der einzelnen Präparate, die von der täglichen oralen Einnahme bis zur nur einmal jährlich verabreichten intravenösen Infusion reichen.
Die Wirksamkeit hinsichtlich Abnahme vertebraler und nicht-vertebraler Frakturen wurde direkt oder indirekt für alle zugelassenen spezifischen Osteoporosemedikamente nachgewiesen.
Bezüglich Dauer der Behandlung mit einem Bisphosphonat besteht derzeit keine eindeutige Evidenz. Als Empfehlung kann gelten: Bei unkomplizierter, mit Bisphosphonaten behandelter Osteoporose sollte nach drei bis fünf Jahren neu evaluiert werden, ob die Behandlung weiter fortzusetzen ist.4 Modellberechnungen und Biopsiedaten aus klinischen Studien deuten darauf hin, dass die Knochenumbauaktivität und die Mineralisationsdichteverteilung nach drei- bis fünfjähriger antiresorptiver Therapie wieder normalisiert werden.5, 6 Bei stabilen klinischen Rahmenbedingungen, Fehlen neuerlicher Frakturen und bei niedrigem Sturzrisiko kann eine Therapiepause erwogen werden, wobei die Dauer der Pause derzeit unklar ist. Bei allen Patienten mit ausgeprägtem Krankheitsbild und einem andauernden hohen Frakturrisiko soll die Therapie ohne Unterbrechung weitergeführt werden.4
Allerdings lassen die Versorgungsdaten der OÖGKK die Diskussion um die Therapiedauer in der Praxis müßig erscheinen: Versicherte, die im Jahr 2005 auf ein orales Bisphosphonat eingestellt wurden, brachen die Therapie in 38 % der Fälle bereits innerhalb des ersten Jahres ab. 15 % behielten die Behandlung bis zu einem Jahr bei, und nur 2,6 % der Patienten zeigten eine Therapietreue über vier Jahre hinweg.
Anhand des Vergleiches von täglicher versus wöchentlicher Gabe eines Bisphosphonates konnte gezeigt werden, dass eine niedrigere Einnahmefrequenz die Persistenz (= tatsächliche Therapiedauer) erhöht.7 Im Idealfall sollte eine 100%ige Compliance über das gesamte Jahr sichergestellt werden.
In Zusammenarbeit mit der „Krone ,Gesund & Familie‘“ soll die Bevölkerung auf die Bedeutung einer konsequenten Osteoporosetherapie mit der richtigen Einnahme- und/oder Anwendungsform aufmerksam gemacht werden. Mit Hilfe des „Osteoporose-Therapie-Checks“ (siehe obenstehendes Faksimile) soll eruiert werden, inwieweit die vom Patienten bevorzugte Einnahme- oder Applikationsform tatsächlich in der Therapie umgesetzt wird. Das soll erleichtern, die für den Patienten optimale Therapie zu finden, und damit einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Compliance leisten.
Im Juli 2011 wurden im Auftrag von MedMedia 100 Allgemeinmediziner im Rahmen einer telefonischen Umfrage zu den Aspekten Therapieziel, Compliance und Therapieentscheidung befragt. Dabei erwies sich die effektive Vermeidung von Frakturen bei 100 % der Befragten als oberstes, primär verfolgtes Ziel, für 92 % war die Senkung der frakturbedingten Mortalität ein relevantes bis toprelevantes Ziel.
Befragt nach den Faktoren, die den Erfolg einer Osteoporosetherapie bestimmen, erachteten 100 % der Befragten eine dauerhaft gute Compliance für relevant bis toprelevant. Weitere wichtige Faktoren waren unter anderem eine frühzeitige Diagnosestellung (für 95 % relevant bis toprelevant), die Reduktion des Sturzrisikos (84 %) und die biochemische Aktivitäts- bzw. Verlaufskontrolle (82 %). Auch auf einer 4-teiligen Skala (1 = sehr relevant, 4 = nicht relevant) wurde die Förderung einer dauerhaft guten Compliance mit einem Durchschnittswert von 1,4 als am relevantesten für den Erfolg einer Osteoporosetherapie beurteilt.
Mit 98 % waren nahezu alle Befragten der Meinung, dass die Verträglichkeit die Compliance von Patienten mit Osteoporose beeinflusst. 84 % sind überzeugt, dass die Applikationsform der Therapie (oral, subkutan, intravenös) die Compliance stark bis sehr stark beeinflusst; 82 % schreiben der jeweils spezifischen Einnahmehäufigkeit der Medikation diesen Einfluss zu.