Es wurde jetzt eine entscheidende Phase erreicht, die SARS-CoV-2-Pandemie in den Griff zu bekommen. In der EU gibt es mit Auflagen zugelassene Vakzine, und es werden, bei allen anfänglichen Lieferschwierigkeiten, noch mehr dazu kommen. Nun müssen wir alle mitarbeiten, möglichst schnell für Impfschutz in der Bevölkerung zu sorgen. Mit der Impfung der Ärzte und des Gesundheitspersonals wurde da der richtige Weg eingeschlagen“, erklärte Dr. Lothar Fiedler.
Die zunächst zugelassenen beiden mRNA-Impfstoffe (Pfizer-BioNTech, Moderna) haben eine sehr gute Wirksamkeitsrate im Schutz vor schweren COVID-19-Erkrankungen von um die 95 %. „Die Impfreaktionen liegen im Bereich dessen, was man von immunogenen Vakzinen gegen Viruserkrankungen zu erwarten hat. Sie sind laut allen bisher publizierten Studien nach ein, zwei Tagen vorbei. Schmerzen oder Schwellungen an der Einstichstelle, ein ‚schwerer Arm‘, vorübergehende Müdigkeit oder eine kurze Fieberepisode – das wird man wohl tolerieren können, wenn es um den Schutz vor einer potenziell lebensgefährlichen Erkrankung geht“, erklärte der Bundesfachgruppenobmann Innere Medizin der Österreichischen Ärztekammer. Anaphylaktische Reaktionen waren bisher laut US-Daten extrem selten.
Bis Ende Jänner gab es allein in Österreich mehr als 400.000 laborbestätigte SARS-CoV-2-Fälle und – aufgrund der ca. 60 % asymptomatischen Infektionen – somit wohl insgesamt etwa eine Million Infektionen. Bei trotz drittem „Lockdown“ ziemlich stabilen Neuansteckungen kann die Devise für die Zukunft deshalb nur lauten: Impfen, impfen, impfen!
Es geht vor allem um die Beratung und Überzeugung der noch Zögernden.
„Da ist zumindest bis in den Sommer hinein noch einiges zu tun. Laut einer aktuellen Umfrage will sich mindestens die Hälfte der Österreicher gegen COVID-19 impfen lassen. Nur ein geringer Teil der Menschen gehört wirklich zu den Impfgegnern. Auch als Internisten müssen wir deshalb verstärkt daran arbeiten, die sogenannten Skeptiker ins Lager der Personen zu bringen, welche für die Impfung sind“, sagte Dr. Fiedler. Die fundamentalen Impfgegner wird man wohl nie erreichen können. Wenn aber dann 60 oder 70 % (wenn nicht noch mehr) der Menschen in Österreich immunisiert werden, hat das Land gewonnen.
„Dazu bedarf es natürlich der Initiative, dass möglichst alle Ärzte – und als Fachärzte für Innere Medizin sind wir mit unseren vielen Risikopatienten dafür prädestiniert – sich an den kommenden Impfaktivitäten beteiligen“, erklärte der Bundesfachgruppenobmann. Dafür muss die österreichische Gesundheitspolitik die notwendigen logistischen Vorkehrungen treffen.
Es gibt längst keine Impfpflicht mehr in Österreich. Aber, so Dr. Fiedler: „Ein indirekter Impfzwang, zum Beispiel vor Reisen ins Ausland, ist absolut gerechtfertigt. ‚Wenn nicht impfen, dann lieber den ‚Raufhandel‘ mit einem aggressiven und tödlichen Virus riskieren‘, hat ein Virologe als Alternativen präsentiert. In Österreich hat Univ.-Prof. Dr. Herwig Kollaritsch ein bereits einige Jahre altes Dictum zitiert: ‚Wenn Sie Impfungen nicht mögen, probieren Sie’s mit der Krankheit.‘“
Im Grunde kann die österreichische Ärzteschaft gemeinsam mit den im Gesundheitswesen Beschäftigten nur mit gutem Beispiel vorangehen und den von ihnen betreuten Menschen und der breiten Öffentlichkeit mit ihren Beobachtungen und Erfahrungen eine Orientierungshilfe bieten. Dr. Fiedler zitierte dazu die Aussage eine Krankenpflegerin aus einer intensivmedizinischen Abteilung: „Die Demonstranten, welche COVID-19 und alle Hygieneregeln negieren, sollten auch den Mut haben, sich ein Schild mit folgender Aufschrift um den Hals zu hängen: ‚Ich verzichte im Krankheitsfall auf ein Intensivbett.‘“
Der Obmann des Bundesfachgruppe Innere Medizin: „Wir brauchen alle bewährten Maßnahmen, um diese Pandemie zurückzudrängen. Das sind die FFP2-Masken, das Einhalten der Abstandsregeln, Hygiene und Desinfektion und die Durchimpfung der Bevölkerung. Das zu gewährleisten ist unsere Aufgabe. Daran führt – bei allen Schwierigkeiten – kein Weg vorbei.“