Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Als Sie das Programmkomitee im Namen der Österreichischen Gesellschaft für Innere Medizin (ÖGIM) zur Jahrestagung 2020 nach Salzburg einlud, wollten wir uns unter dem Motto „Der Mensch im Mittelpunkt“ austauschen, um neue Ideen und zukunftsfähige Konzepte für die Innere Medizin zu entwickeln. Wohl niemand von uns hätte im Herbst 2019 prognostiziert, dass es beim Wollen bleiben wird. Nach sorgfältigen Überlegungen und einer genauen Nutzen-Risiko-Analyse fasste der Vorstand der ÖGIM letztendlich den Entschluss, die diesjährige Jahrestagung abzusagen. So halten Sie nun, einer beinahe paradoxen Situation entsprechend, ein UNIVERSUM INNERE MEDIZIN-Sonderheft der ÖGIM zu einem Kongress, der nicht stattfand, in Händen. Vielleicht bekommt aber gerade mit diesem Moment das hier Gedruckte eine etwas tiefere Bedeutung für unsere Gesellschaft und sollte uns beim Lesen an unsere Verbundenheit im Geiste im Bemühen um unsere Patientinnen und Patienten erinnern.
An Aktualität wäre das geplante Kongressprogramm mit Beiträgen zur Änderung der Umgebungsbedingungen unseres Arbeitsfeldes – wie Neuerungen im Gesundheitswesen, Reform der Ausbildungsordnung, Änderungen des Arbeitszeitgesetzes und ein grundlegender Wandel des sozialen Kontextes, in dem die Medizin stattfindet – wohl kaum zu überbieten gewesen. Zudem wollten wir uns auch detailliert dem rasanten Wandel unseres Arbeitsalltags durch technische Neuerungen, insbesondere durch alle Aspekte der Digitalisierung in der Medizin, widmen. Auch hier scheinen uns aktuell die Ereignisse zu überholen. Es lohnt daher ganz besonders, innezuhalten und in Ruhe über die aktuellen Veränderungen im Gesundheitswesen, auch in Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie, nachzudenken. Dabei sollte ein Buch unseres geplanten Festredners – Prof. Giovanni Maio – mit dem Titel „Werte für die Medizin: Warum die Heilberufe ihre eigene Identität verteidigen müssen“ besonders hilfreich sein, sodass ich es Ihnen ans Herz legen möchte. Ich hoffe, wir werden zukünftig die Möglichkeit haben, uns in personam mit Prof. Maio zu diesem Thema auszutauschen!
Lassen Sie mich hier auch die Möglichkeit nutzen, mich bei allen hilfreichen Händen, die uns in der Planung dieser leider nicht stattgefundenen Jahrestagung unterstützten, ganz herzlich zu bedanken. Auch allen Rednerinnen und Rednern darf ich ganz herzlich für Ihre Zusage, die möglicherweise bereits geleistete Vorbereitungsarbeit für die Vorträge und ganz besonders für die hier trotz aller Widrigkeiten erscheinenden Beiträge herzlichsten Dank aussprechen! Es ist ein besonderes Zeichen, das die in diesem Sonderheft publizierenden Autorinnen und Autoren hier setzen.
Auch unseren Partnern aus der Industrie möchte ich für ihre Umsicht und Geduld und ihre Treue zu unserer Gesellschaft an dieser Stelle meinen Dank aussprechen.
Die Vorstellung des – auf unserer Homepage mittlerweile publizierten – Ärztekodex durch unseren Präsidenten Prof. Gert Mayer zusammen mit dem Festvortrag von Prof. Giovanni Maio mit dem Titel „Wertvolle Medizin“ wären mit Sicherheit der Höhepunkt des diesjährigen Programmes gewesen und unterstreichen, wie wichtig diese Themen unserer Gesellschaft sind. Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang bitte auch noch eine persönliche Bemerkung anfügen: Wir versuchen in vielen Bereichen, durch digital gestützte Aktivitäten in Kontakt zu bleiben, und auch seitens der ÖGIM wurden hier bereits erfolgreich und qualitativ hochwertig neue Konzepte der Fort- und Weiterbildung umgesetzt. Aber auch über solche Entwicklungen sollten wir kritisch nachdenken. Ich vermisse unseren direkten und persönlichen Kontakt! Wir brauchen den direkten Austausch und die Diskussion untereinander. Ein digitales Meeting oder eine rein digitale Fortbildung lässt nur sehr unzureichend einen Austausch von Argumenten und Ideen zu. Wir müssen darauf achten, dass wir die hohen Standards eines wissenschaftlichen Diskurses nicht verlassen und damit die Zukunft der medizinischen Fort- und Weiterbildung nicht einer Art telegenen medizinischen Nachrichtensprechern gehören wird. Dem Leitthema der diesjährigen geplanten Jahrestagung „Der Mensch im Mittelpunkt“ entsprechend, müssen wir uns immer wieder bewusst werden, dass wir nicht nur arbeitende Menschen, sondern auch soziale, kulturelle Wesen sind, die den direkten Kontakt und die direkte Beziehung brauchen, um letztendlich eine wertvolle Medizin für unsere Patientinnen und Patienten verwirklichen zu können.
Sie werden von mir an dieser Stelle keine Prognose zu Form und Abhaltung der ÖGIM-Jahrestagung 2021 lesen, denn mit Prognosen ist es, wie Sie wissen, sehr schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen!
Ich hoffe, Sie finden in diesem Heft neben wertvollen aktuellen fachlichen Informationen viele neue Gedanken und Ideen zur Weiterentwicklung unserer wertvollen Inneren Medizin, und ich freue mich auf ein baldiges persönliches Wiedersehen!