Erste medizinische Summer School in Ried

In den nächsten Jahren wird die Pensionierung von Ärzten voraussichtlich zu einem Ärztemangel, vor allem im ländlichen Bereich, führen. Der Ärztenachwuchs ist aber ein entscheidender Faktor – auch in der Zukunftsstrategie des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Ried.

Mit Ausbildungsschwerpunkten wie der medizinischen Summer School soll die medizinische Lehre am Krankenhaus Ried weiter ausgebaut und Medizinabsolventen für die Ausbildung am Krankenhaus gewonnen werden, wie auch Univ.-Prof. Dr. Friedrich Renner, Ärztlicher Direktor des Krankenhauses und wissenschaftlicher Beirat der Summer School, ausführt: „Zwischen 18. und 20 Juli wurden heuer erstmals attraktive Vorträge präsentiert und praxisorientierte Übungen angeboten, die die Studierenden auf das klinisch-praktische Jahr und auf die Turnusausbildung vorbereiten.“ Über 90 Medizinstudenten aller Semester hatten sich österreichweit gemeldet, 20 konnten an der dreitägigen Summer School teilnehmen.

Ein Tag wurde dem Training im Zentrum für medizinische Simulation in Linz gewidmet. Ein Näh- und Knüpfkurs, die Wundversorgung, Röntgendiagnostik und Reanimation standen ebenso auf dem Programm wie die Endoskopie, Port- und Cavasysteme, EKG Basics, das Katheterisieren und der Umgang mit Blutprodukten. Studenten konnten sich einen Einblick in das Spektrum des Krankenhauses und in das Arbeitsklima verschaffen und können so eine fundierte Entscheidung treffen, ob sie das Innviertler Spital als Ausbildungsstätte wählen. Für das nächste Jahr ist erneut eine Summer School geplant.

Hintergrund medizinische Lehre

Das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried ist als Lehrkrankenhaus der medizinischen Universitäten Innsbruck und Graz akkreditiert. Im heurigen Jahr sind weitere Abteilungen zu akademischen Lehrabteilungen ernannt worden. „Das zeigt den hohen klinischen Standard, kontinuierlich betriebene wissenschaftliche Aktivitäten und die didaktische Kompetenz der Abteilungen des Schwerpunktkrankenhauses“, fasst der Ärztliche Direktor, Prof. Renner zusammen. Studenten des sechsten Studienjahres können hier einen Teil des klinisch-praktischen Jahres absol­vieren.

Die gesamte Turnusausbildung kann im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried gemacht werden, in 17 medizinischen Fächern werden Facharztausbildungen angeboten.

 

Operation „Rieder Summer School“ gelungen

Vor mir liegt frisch und rosa eine kalte Schweinshaxe. Mit dem Skalpell setze ich einen zwei Zentimeter langen Schnitt, dann nehme ich Nadel und Faden zur Hand. Knoten für Knoten schließe ich die frisch zufügte Wunde wieder. Als ich die Instrumente beiseite lege, denke ich darüber nach, wie diese Wundversorgung wohl bei lebendem Gewebe – blutend, in situ – sein mag und setze den nächsten Schnitt.

Der Näh- und Knüpfkurs ist nur eine der vielen praktischen Unterrichtseinheiten der ersten „Medizinischen Summer School“ am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Ried im Innkreis.

Über neunzig Medizinstudenten aller Semester hatten sich österreichweit gemeldet, vierzehn von ihnen wollte der Ärztliche Leiter Prof. Dr. Renner die Teilnahme ermöglichen, gab sich jedoch einen Ruck und machte zwanzig daraus. In einer Zeit der Kürzungen und des Sparens eine viel versprechende Haltung. Doch wo beginnen, wenn man mitten im Geschehen war? Was aufzählen, um nur ja nichts auszulassen?

Natürlich könnte ich darüber berichten, wie im Verlauf des ersten Tages ausgesuchte Bereiche des Krankenhauses vorgestellt wurden. Wie Herr Dr. Wiesbauer Reanimation und MTS-Triage einleuchtend erklärte, wie Frau Dr. Riesinger einfühlend und charmant die Studenten durch das emotional aufwühlende Gebiet der Palliativmedizin begleitete oder Frau Dr. Deutinger im Herzen der Notfallaufnahme, dem Schockraum, mit Tipps und Tricks aus dem medizinischen Alltag überraschte.

Ich könnte auch über den Besuch im Trainingscenter medsimlinz am zweiten Tag erzählen, in dem ein engagiertes Team um Herrn Dr. Drabauer, psychologisch geschult und fachlich bestechend, die Studenten an lebensechten Puppen unterschiedliche Szenarien des medizinischen Tages- und Nachtgeschäftes spüren lassen.

Es wäre auch ein Versäumnis, wenn ich nicht kurz die Kunst des Gastroskopierens an einem Magen-Modell oder das Legen eines Port-Systems an zwei extra dafür durch Herrn Dr. Auzinger organisierten Schweinehälften aufführen würde. Auch von den geselligen Abendveranstaltungen, bei denen im persönlichen Gespräch mit dem Turnusärztevertreter Dr. Beck nicht nur Erfahrungen, sondern auch Zielvorstellungen und Tipps für das „Überleben im Turnus“ verteilt wurden, wäre nur am Rande zu sprechen.

Deshalb wäre es angebracht, so detailliert wie möglich über dieses Projekt zu berichten, denn dass ein derartiges Angebot von den Studierenden bereits sehnlich erwartet wurde, zeigen nicht nur die Anmeldezahlen, sondern auch die motivierte Studentenschaft, die am Ende des dreitägigen Workshops stolz ihre Zertifikate in Händen hielt. Nichts motiviert Studierende mehr, als persönliche Zuwendung und Vermittlung der „medizinischen Realität“.

Im weit gefassten Sinne mögen hier daher für die Wahl „Land oder Stadt?“ die Worte des Schriftstellers Leo Tolstoj stehen, der in seinen Tagebüchern niederschrieb: „Wenn man auf dem Lande lebt, weiß man, ob man will oder nicht, alles, was ringsum vor sich geht.“

In diesem Sinne: „Die Nächsten, bitte!“