Der Morbus Crohn kann den gesamten Gastrointestinaltrakt vom Lippenrot bis zum Anus befallen, wobei die Prädilektionsstellen im Dünndarm, und hier vor allem im terminalen Ileum und im Dickdarm liegen. Typisch ist ein segmentaler Befall des Gastrointestinaltrakts, das heißt es können gleichzeitig mehrere Abschnitte befallen sein. Die Entzündung zeigt im Gegensatz zur Colitis ulcerosa einen vertikalen Befall der Darmwand mit Ulzerationen, Vernarbungen und Fistelbildungen. Makroskopisch zeigt sich oftmals ein charakteristisches Pflastersteinrelief in der Endoskopie. Histologisch finden sich Granulombildung und Leukozyten-Infiltrationen in der Darmwand.
Klinisch manifestiert sich der Morbus Crohn mit Diarrhöen, Tenesmen, Abdominalschmerzen und Hämatochezie und zeigt in typischer Weise einen schubhaften Verlauf. Die primäre Therapie des Morbus Crohn ist eine konservative bzw. medikamentöse. Im akuten Schub sind immer noch Kortikosteroide die Therapie der Wahl, zumeist in Kombination mit 5- ASA-Präparaten. Als Dauertherapie kommen heute zusätzlich Immunsuppressiva oder vermehrt Antikörper-Therapeutika zum Einsatz. Trotzdem ist der Morbus Crohn per se nicht heilbar.
Trotz dieser potenten Medikamente ist oftmals ein chirurgisches Vorgehen vonnöten. Immerhin müssen 70–90 % der Crohn-Patienten mit einem chirurgischen Eingriff, 40–50 % sogar mit einem zweiten Eingriff aufgrund ihrer Grunderkrankung rechnen. Pathophysiologisch lässt sich das damit erklären, dass bedingt durch den vertikalen Befall und der damit verbundenen keilförmigen Entzündung durch die Darmwand es zu Fistelbildungen, Abszessen kommt, die in weiterer Folge Konglomerattumoren oder durch Vernarbungen Stenosen und Strikturen im Darm ausbilden. Ein Ileus ist oftmals die Folge. Der Morbus Crohn ist auch chirurgisch nicht heilbar, vielmehr ist die Chirurgie des Morbus Crohn eine Chirurgie der Komplikationen und kommt in erster Linie bei Versagen bzw. Nicht-Ausreichen der medikamentösen Therapie zum Einsatz.
Indikationen: Seltene Akutindikationen in 1 bis 5 % der Fälle liegen vor bei freier Perforation, beim kompletten Ileus, bei unstillbaren Blutungen, aber auch selten beim toxischen Megakolon.
In 95 % der Fälle sind die Eingriffe als elektiv anzusehen. Chronische Stenosen, Abszessoder Fistelbildungen stellen die Hauptindikationen dar. Ein sehr wichtiges Prinzip in der Chirurgie des Morbus Crohn ist darin zu sehen, dass die notwendigen Resektionen so sparsam wie möglich durchgeführt und nur makroskopisch auffällige Darmabschnitte reseziert werden, um eine ausreichende Länge des Darmes zu erhalten. Als gute Alternativen dazu können bei vor allem kurzstreckigen Strikturen so genannte Strikturenplastiken, bei denen die stenosierende Darmwand längsgespalten und quervernäht und dadurch das Darmlumen erweitert und passierbar gemacht wird, Abhilfe schaffen.
Der häufigste Abdominaleingriff für den Allgemeinchirurgen beim M.-Crohn-Patienten stellt die Ileozäkalresektion dar. Zu weiteren häufigen Eingriffen zählen Kolonresektionen, Strikturplastiken, Spaltungen und Revisionen bei Fisteln und Abszessen im Perianalbereich.
Der Großteil der Abdominaleingriffe wurde und wird konventionell, dass heißt per laparotomiam geplant. Durch die Entwicklung der Laparoskopie in der modernen Chirurgie steigt die Anzahl der minimal invasiv durchgeführten Operationen an. Ob auch beim Krankengut des Morbus Crohn auch die Vorteile der Laparoskopie gelten und die Patienten von der neueren Technik profitieren, darüber geben Metaanalysen oder auch einige Vergleichsstudien Auskunft. In solchen wurden zahlreiche Parameter miteinander verglichen und die Ergebnisse waren durchwegs dieselben:
Die perioperative Mortalität geht in beiden Gruppen gegen null. Nur marginale Unterschiede gibt es in der Operationsdauer und beim intraoperativen Blutverlust. Diese Ergebnisse waren statistisch nicht signifikant. Beim Vergleich von postoperativen Komplikationen zwischen der Laparoskopie- und der konventionellen Gruppe gibt es einen statistisch nicht signifikanten Vorteil für die laparoskopische Gruppe, die Rate an postoperativem Darmverschluss und Reeingriffen ist geringer.
Ein wesentlicher Vorteil der laparoskopischen Methode wird allerdings in der postoperativen Schmerztherapie gesehen. Der Analgetika-Bedarf war in der konventionellen Gruppe sowohl deutlich höher als auch war eine solche von längerer Dauer. Dabei konnte durchwegs ein statistisch höchst signifikanter Vorteil zu Gunsten der laparoskopischen Methode gesehen werden. Ursächlich dafür ist das doch deutlich reduzierte Trauma für den Patienten, bedingt durch die wesentlich kleineren Inzisionsstellen.
Bei 40–50 % der M.-Crohn-Patienten sind Zweiteingriffe erforderlich. Mehrere Autoren führen die deutlich geringere Ausbildung von Adhäsionen nach primärem minimal invasiven Zugang als Vorteil an.
Die nächsten Aspekte, die beleuchtet wurden, waren die Dauer der Hospitation und der Rekonvaleszenz sowie die Kosten. Die postoperative Verweildauer im Krankenhaus war in der laparoskopischen Gruppe durchschnittlich 4 Tage kürzer als in der Gruppe der konventionell operierten Patienten. Dadurch ist auch die Rekonvaleszenz eine kürzere, und die Patienten konnten dementsprechend früher in den Arbeitsprozess reintegriert werden. Trotz der erhöhten Operationskosten für die laparoskopische Methode, bedingt durch den höheren technischen Aufwand, konnte dennoch ein Kostenvorteil für die minimal invasive Technik errechnet werden.
Der größte Vorteil der minimal invasiven Methode liegt in dem sehr zufriedenstellenden ästhetischen Ergebnis für die Patienten. Inwieweit dies beim Morbus Crohn mit seiner bedeutenden psychische Komponente wirklich einen positiven Langzeiteffekt hat, wird noch zu untersuchen sein. Studien, welche Körperbewusstsein, ästhetisches Ergebnis und Lebensqualität erfassen, zeigen eine signifikant höhere Zufriedenheit der Patienten aus der Laparoskopie-Gruppe.
Ob sich durch die geringe Länge der Inzisionsstellen weiters weniger Narbenhernien ausbilden werden, ist wahrscheinlich, muss aber durch Langzeitstudienergebnisse noch bewiesen werden. Bedingt durch die rasante technische Entwicklung in der minimal invasiven Chirurgie werden in der Zukunft noch bessere und zartere Instrumente und Techniken (2-mm- Ins trumente, Single Incision Laparoscopic Surgery [SILS]) entwickelt bzw. etabliert werden, wodurch ein noch gewebeschonenderes Arbeiten erreicht werden wird und dadurch das ästhetische Ergebnis nochmals verbessert werden kann. Allerdings müssen diesbezüglich noch Studienergebnisse abgewartet werden.
FACT-BOX
Die chirurgische Behandlung des Morbus Crohn ist eine Chirurgie der Komplikationen bei Versagen der medikamentösen Therapie.
Die Eingriffe sind so sparsam wie möglich durchzuführen.
Die Patienten haben heutzutage die klassische konventionelle oder die minimal invasive Technik zur Auswahl, es handelt sich dabei um fast gleichwertige Operationsmethoden, wobei die laparoskopische Chirurgie in spezialisierten Zentren durchwegs bessere Ergebnissen hinsichtlich Hospitationsdauer, Rekonvaleszenz, Analgetika-Bedarf und vor allem Ästhetik und Kosmetik erzielt.