Der folgende Bericht handelt von einem Fall, bei dem ein Patient aus großer Höhe auf seinen rechten Arm gestürzt war. Nach der im Schockraum durchgeführten Traumaspirale wurden wir aufgrund der Komplexität von unseren unfallchirurgischen Kollegen zu Hilfe gezogen.
Fallbericht: Ein 78 Jahre alter Jäger war bei der Jagd aus etwa 3 Meter Höhe, vermutlich mit abduziertem Arm, vom Hochstand gefallen. Mit dem Notarzthubschrauber wurde er nichtintubiert und kreislaufstabil in unseren Schockraum gebracht. Nach der ersten klinischen Untersuchung zeigte sich eine ausgeprägte Schmerzhaftigkeit mit starker Schwellung im Bereich der rechten Schulter, Schmerzen im Bereich des rechten Hemithorax und ein Hautemphysem.
Die sofort durchgeführte Computertomografie ergab, dass der rechte Humeruskopf vom Schaft abgebrochen, zwischen 1. und 2. Rippe nach intrathorakal zur rechten Lungenspitze disloziert war. Weiters zeigte sich eine Trümmerfraktur der 1. Rippe und ein Hämatopneumothorax. Sämtliche Gefäße waren regelrecht kontrastiert.
Noch am selben Tag erfolgte die operative Entfernung des intrathorakal dislozierten Humeruskopfes über eine axilläre Inzision. Der Humeruskopf konnte komplett geborgen werden. 300 ml blutiger Pleuraerguss wurden abgesaugt und zwei Thoraxdrainagen eingelegt. Drei Wochen nach dem Unfall erhielt der Patient von den Unfallchirurgen eine Schulterprothese.
Resümee: Die intrathorakale Dislokation des Humeruskopfes ist extrem selten. In der Fachliteratur gibt es nur ungefähr zwei Dutzend beschriebene Fälle. Eine allgemeine Empfehlung zur Behandlung gibt es nicht. Es wurden sowohl operative wie auch konservative Verfahren gewählt. Es wird sowohl die sofortige Entfernung des dislozierten Humeruskopfes als auch die Entfernung zu einem späteren Zeitpunkt beschrieben. Der Zugangsweg hängt von der Lage des Humeruskopfes ab. Er kann über eine Thorakotomie wie auch über ein minimalinvasives Verfahren (VATS) entfernt werden. In unserem Fall wurde eine axilläre Inzision gewählt. Unser Patient konnte nach einigen Wochen bei blanden Wundverhältnissen aus der stationären Pflege entlassen werden. In den Nachkontrollen war die Bewegung des Armes nahezu vollständig wiederhergestellt, der Patient war schmerzfrei, und die Lungenfunktion war im Normbereich.