Inhalationstraining der PatientInnen

Der Wirkungseintritt erfolgt so rascher, die benötigte Dosismenge ist geringer, damit auch die Nebenwirkungen wie Fingerzittern oder Herzklopfen. Dieser Benefit trifft auf alle Formen der Inhalation – Dosieraerosol, Trockeninhalator, elektrische Inhalatoren – zu, sofern sie korrekt ausgeführt werden und ein geeignetes Gerät verwendet wurde. Aerosole sind winzige, in Gasen schwebende Partikel.
Das therapeutisch nutzbare Teilchenspektrum erstreckt sich von 0,5-10 μm, wobei nach internationalem Konsens für die Deposition in der Lunge ein optimales Teilchenspektrum von 3-6 μm empfohlen wird, für den oberen Respirationstrakt 6-10 μm.

Welches Inhalationsgerät für welche PatientInnen?

Atemmanöver und Medikamentendeposition: Je nachdem, ob das zu inhalierende Medikament in den zentralen Luftwegen, wie Trachea und Hauptbronchien, oder in den peripheren Luftwegen, den Bronchien und Bronchiolen, abgelagert werden soll, sind unterschiedliche Atemmanöver durchzuführen, da unterschiedliche physikalische Ablagerungsmechanismen zum Tragen kommen.
Möchte man Medikamentenwirkstoff in den zentralen Atemwegen deponieren, so ist als Ablagerungsmechanismus die so genannte Impaktion verantwortlich.
Von der Atemtechnik ist eine rasche, tiefe Einatmung nötig, um die Medikamententeilchen an die Wand der zentralen Atemwege zu schleudern.
Möchte man Medikament in den kleineren Bronchien ablagern, so kommt als Mechanismus die Sedimentation zum Einsatz. Die Atemtechnik sollte langsamer erfolgen als bei der Impaktion, gefolgt von einer kurzen Atempause am Ende der Einatmung, damit die Medikamentenpartikel Zeit haben, sich auf der Schleimhaut abzulagern.

Die Schulung der PatientInnen in Bezug auf Atemtechnik und Handhabung des Inhalationsgerätes ist eine ganz wesentliche Voraussetzung für eine optimale Wirkung des inhalierten Medikaments ist, zumal einige Medikamente inhaliert werden, die bei akuten Atemnotanfällen Erleichterung verschaffen sollen. Diese Medikamente gelten als Notfallmedikation. Österreichweit besteht aus meiner Sicht in diesem Punkt noch großer Schulungsbedarf. Zu den inhalierbaren Medikamenten zählen z.B. Bronchospasmolytika, Steroide, Sekretolytika, Antibiotika, Lokalanästhetika.
Da sehr viele PatientInnen Medikamente aus mehreren Wirkstoffgruppen inhalieren, müssen sie in Wirkweise und korrekter Reihenfolge der Inhalation der Medikamente ebenso geschult sein wie in der korrekten Atemtechnik.
Da zudem auch noch viele PatientInnen unter vermehrter Schleimproduktion leiden, ist das Einpassen der Inhalationen in den gesamten Therapieablauf, der in der Regel zusätzlich zur Inhalation sekretfördernde atemphysiotherapeutische Maßnahmen beinhaltet, besonders wichtig.
Die Aerosolkonzentration im Bronchialbaum hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Aerosoleigenschaften/Aerosolerzeugung/Partikelspektrum: herstellerabhängig
  • Applikationsart: Maske, Mundstück, Tracheostoma, Beatmungsschlauch
  • Atemmanöver: langsame oder rasche Einatmung
  • Atemwegsgeometrie: Ausmaß und Verteilung der Obstruktion
  • Inhalationsdauer

Bei der Auswahl des für PatientInnen geeignetesten Inhalationsgerätes müssen Koordinationsfähigkeit, aktueller Allgemeinzustand, Atemkapazität, Zeit, spezifische Eigenschaften des Inhalationssystems und Hygieneverständnis der PatientInnen mit einbezogen werden.
Unbedingt empfehlenswert ist die Messung des aktuellen inspiratorischen Flusses, um festzustellen, ob die PatientInnen den für das Inhalationssystem nötigen Fluss aufbringen. Die derzeit am häufigsten verwendeten Inhalationssysteme sind das Dosieraerosol, Trocken-/Pulverinhalationssysteme und elektrische Inhalatoren.

Dosieraerosole mit Vorschaltkammern

Dosieraerosole bestehen aus einem Metallkanister, in dem sich ein Gemisch aus Medikament und Treibmittel befindet. In Ruhe sind Treibmittel und Medikament voneinander getrennt. Um das Gerät betriebsfertig zu machen, muss es kräftig geschüttelt werden!
Da die Austrittsgeschwindigkeit am Mundstück ca. 100 km/h beträgt, muss zur Optimierung der Inhalation eine Vorschaltkammer (Spacer) verwendet werden.

Durchführung der Inhalation mit einem Dosieraerosol und Spacer mit Ventil:

  1. Schütteln des Dosieraerosols
  2. Abnehmen der Schutzkappe
  3. Auslösen des Sprühstoßes in die Vorschaltkammer (Spacer)
  4. gut ausatmen
  5. langsam, tief einatmen
  6. Luft anhalten
  7. ausatmen

Folgende Vorteile hat die Inhalation mit Vorschaltkammern:

  • keine unmittelbare Koordination Sprühstoß-Einatmung nötig
  • kein Zeitdruck
  • Deposition der großen, nicht lungengängigen Partikel an der Spacerwand statt im Mund-Rachen-Raum
  • höherer Anteil der Substanzmenge erreicht die Atemwege – bessere Wirkstoffausnutzung
  • Vermeidung von lokalen Nebenwirkungen im Mund-Rachen-Raum besonders bei inhalativen Kortikosteroiden

Fehlerquellen bei der Inhalation mit Vorschaltkammern:

  • Applikation mehrerer Hübe in die Kammer
  • deutliche Zeitverzögerung zwischen Auslösen des Hubs und Einatmung (mehr als 10 sec)

Ursachen fehlerhafter Anwendung von Dosieraerosolen (Petro, 1994):

  • vergessen zu schütteln
  • vergessen, die Kappe zu entfernen
  • ungenügende Ausatmung
  • Dosieraerosol verkehrt halten (wie Nitro-Spray)
  • ungenügender Mundschluss um das Mundstück
  • keine Hubauslösung
  • falsche Synchronisation von Hubauslösung und Einatmung bei Verwendung von ventillosen Spacern
  • Auslösen mehrerer Hübe in die Kammer
  • Einatmung durch die Nase
  • keine endinspiratorische Atempause

Anhand dieser Fehlerauflistung ist sehr deutlich erkennbar, dass man seit Jahren um die Notwendigkeit einer intensiven PatientInnenschulung weiß, um die Inhalationstherapie sinnvoll und effektiv zu gestalten.

Trocken-/Pulverinhalatoren

Bei der Trocken-/Pulverinhalation wird eine kleine Menge Medikament in mikronisierter Pulverform eingeatmet.
PatientInnen saugen kraft ihrer Einatmung das Medikament in die Lunge. Man unterscheidet Einzeldosisgeräte, wo für jede Therapieeinheit eine Kapsel in das Inhalationsgerät gesteckt, durchstochen und dann das Pulver inhaliert wird, von so genannten Multidosisgeräten, bei denen durch Betätigen eines Mechanismus eine bestimmte Medikamentendosis aus einem Reservoir freigesetzt wird.

Fehlerquellen bei der Verwendung von Trockeninhalatoren:

  • Ausatmen feuchter Ausatemluft in das Gerät
  • wenn PatientInnen Medikamente in einem Tagesportionierer eingeschachtelt haben, werden Kapseln der Einzeldosissysteme häufig geschluckt statt inhaliert
  • Kapseln zur oralen Einnahme könnten theoretisch inhaliert werden
  • Einzeldosisgeräte werden gewaschen und in noch nicht vollständig getrocknetem Zustand wieder verwendet

Elektrische Inhalationsgeräte

Die Inhalation mit elektrischen Geräten ermöglicht eine Verabreichung von Medikament Atemzug für Atemzug über etwa 10 Minuten.
Bei dieser Inhalationsart bekommen auch PatientInnen mit hoher Atemfrequenz ausreichend Medikament in die Lunge.

Vorteile eines elektrisch betriebenen Gerätes darüber hinaus: Durch die längere Inhalationsdauer – 10 bis 20 Minuten – gelangt Atemzug für Atemzug Medikament in die Lunge. Im Vergleich zu Dosieraerosol oder Trockeninhalator, wo eine Inhalation 2-3 Atemzüge umfasst, sind es bei der Therapie mit einem Düsenvernebler ca. 200 Atemzüge.
Besonders Menschen mit Atemnot, z.B. bei schwerer COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung), chronischer Bronchitis oder Lungenemphysem, und einer damit verbundenen raschen Atmung profitieren so von mehr Medikamentenmenge in der Lunge. Zudem werden die Atemwege befeuchtet, was vor allem PatientInnen mit Schleimproblemen zugute kommt (Abb.).

Reinigung: Der Zusammenbau des Verneblers erfordert ein Mindestmaß an Feinkoordination. Nach jedem Gebrauch muss der Vernebler in seine Einzelteile zerlegt und gereinigt werden.
Für die Reinigung stehen je nach Bedarf folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

  • heiß auswaschen
  • im Sieb in kochendem Wasser
  • vaporisieren
  • desinfizieren
  • autoklavieren
  • Geschirrspüler

Nach der Reinigung mit einer der oben genannten Methoden wird der Vernebler mit einem sauberen Geschirrtuch und sauberen Händen abgetrocknet und bis zum nächsten Gebrauch in ein trockenes Tuch gewickelt. Unmittelbar vor Benutzung wird er zusammengebaut und mit dem vom Arzt verschriebenen Medikament befüllt.

 

Fact-Box

Inhalationstherapie ist eine in ihrer Wir kung wissenschaftlich geprüfte Maßnahme zur Behandlung von Lungenerkrankungen. Wie bei jeder Therapie gibt es Fehlerquellen. Um diese zu vermeiden und damit eine effektive Therapie zu gewährleisten, sind eingehende und in regelmäßigen Abständen wiederholte Schulungen der PatientInnen notwendig.