Der chronische Schmerz hat in den letzten Jahrzehnten nicht an Bedeutung verloren. Die gesellschaftlichen Kosten des chronischen Schmerzes sind vergleichbar mit denen für Krebs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Chronisch unbehandelter Schmerz ist eines der größten ungelösten Gesundheitsprobleme weltweit. Chronische Schmerzen führen zu vermehrten Krankenständen, zu Frühpensionierungen und damit zu massiven ökonomischen Belastungen des Gesellschaftssystems. Bei einer Initiative im Europäischen Parlament dieses Jahres, die den Stellenwert des chronischen Schmerzes aufzeigt, wurde festgestellt, dass bei einer Untersuchung in den 5 größten EU-Ländern – es wurden 58.000 Menschen befragt – rund 20 % in den vergangenen Monaten Schmerzen hatten. D. h. jeder 5. der Bevölkerung leidet an chronischen Schmerzen. Hier hat sich in den letzten Jahren keine Änderung ergeben.
Die Schmerzchronifizierung treibt die Behandlungskosten kräftig in die Höhe, nämlich speziell bei Rückenschmerzen steigen sie um das 5-Fache, da auch infolge der Schmerzchronifizierung aufgetretene Komorbitäten behandelt werden müssen.
Bei Bandscheibenproblemen steigen die Behandlungskosten auf das 3,5-Fache, bei spezifischen Rückenschmerzen auf mehr als das 4-Fache.
Die Gesamtkosten aufgrund von Rückenschmerzen betragen in Österreich derzeit rund 6 Milliarden Euro pro Jahr. Viele der Schmerzpatienten erfahren über viele Jahre keine ausreichende Behandlung, und dadurch steigt auch die Chronifizierung. Chronifizierte Schmerzpatienten zeigen auch eine deutlich schlechtere Lebensqualität als Menschen ohne Schmerzen. Es kommt zu Depressionen, Schlafstörungen und im Extremfall auch zur sozialen Isolierung. Ein wichtiger Ansatz ist, die Schmerzchronifizierung zu verhindern, und wenn diese Chronifizierung eingetreten ist, entsprechende Therapiekonzepte anzuwenden, um den Schmerzpatienten wieder Lebensqualität zu geben.
In den folgenden Kapiteln ist ein Update der Kreuzschmerzen zu sehen. Es wurde in den Schmerzleitlinien 2006/07 erstmals publiziert. Nun wurde ein Update durchgeführt. Bei chronischen Kreuzschmerzen führt nur der interdisziplinäre Ansatz zum Erfolg.
Mehr versprechende Ansätze gibt es auch in der Fragestellung: Kann man chronische Schmerzustände löschen?
Ein Problem stellt auch die Verschreibung von Medikamenten dar. Viele neue Medikamente bleiben in der No- bzw. Roten Box, obwohl sie zu einer deutlichen Schmerzlinderung führen, und sind aufgrund der ökonomischen Bewertung für Schmerzpatienten nicht zugängig.
Im Rahmen der Jahrestagung der Österreichischen Schmerzgesellschaft 2011 wurde ein eigenes Symposium auf Schmerz- bzw. Lebensqualität auf Intensivstationen fokussiert. Wir konnten in einer Befragung zeigen, dass der kurze Aufenthalt auf der Intensivstation für die Menschen belastender ist als der längere Aufenthalt, und es gibt hier Ansätze, indem das Kommunikationskonzept verbessert wird sowie mit 24-Stunden-Besuchszeit auf der Intensivstation. Weiters, dass Intensivpatienten die Möglichkeit haben, auch in einer speziellen Ambulanz nachbetreut zu werden.
Die medikamentöse Schmerztherapie stellt einen wichtigen Aspekt dar.
Neue Ansätze sind z. B. Therapie mit Cannabinoiden. Aber man muss auch die Nebenwirkungen und Interaktionen der medikamentösen Therapie beachten, speziell bei älteren Patienten. In dem nachfolgenden Artikel wird auch genau auf Schmerz im Alter, Interaktionen und medikamentöse Therapieverfahren fokussiert.
Neben der medikamentösen Therapie bedürfen Schmerzpatienten aber einer physikalischen Therapie und auch der psychotherapeutischen und psychologischen Verfahren. Es konnte gezeigt werden, dass der multimodale Therapieansatz bei chronischen Schmerzpatienten, aber auch bei Kopfschmerzpatienten den besten therapeutischen Erfolg hinsichtlich Lebensqualität und Wiedereingliederung im Arbeitsprozess bringt.
In dieser Schmerzbeilage werden diese Aspekte alle ausreichend beleuchtet und reflektieren den wissenschaftlich hervorragend durchgeführten Kongress der ÖSG von 2011.