Es geschah Ende Februar und war selbst für mich neu. Auch dass mich Martina Wölfl, die Obfrau unseres Berufsverbandes, spätabends anrief. Die Belange der Ärztevertretung werden sonst in den Tagesstunden behandelt. Außergewöhnlich war aber die Ursache ihrer Besorgnis. Ihr wurde nämlich eine Einladung zu einem Echokardiografiekurs für Wiener Allgemeinmediziner zugetragen. Als Veranstalter zeichnete die Ärztekammer für Wien. Das ohne jede Vorinformation für uns oder Kontaktnahme mit uns Internisten. Echokardiografie ist natürlich eines unserer medizinischen Standbeine. Nicht allein weil sie zur exakten Diagnosefindung bei unserer Patienten beiträgt, auch weil sie hohen qualitativen Einsatzes, großer Erfahrung und einer entsprechenden Ausbildung bedarf.
Und jetzt sollten, bei allem kollegialen Respekt, allgemein ausgebildete Mediziner diese spezielle Untersuchungsform nach einem „Schnellsiedeverfahren“ anbieten.
Wie es soweit kommen konnte? Das hat wohl mehrere Ursachen. Voran, aber vielleicht nur vordergründig, das Bestreben von Kollegen der Kardiologischen Klinik am AKH Wien, ein Terminproblem bei Herzultraschalluntersuchungen zu beseitigen. So lautete zumindest die offizielle Version. Unsere Nachforschungen konnten aber diese Sicht nicht bestätigen. Dass es im Interesse von Ultraschallgeräteherstellern oder -vertreibern liegen kann, eine größere Zahl an Untersuchern zu Investitionen zu bringen, lasse ich einmal so stehen. Sicher sollte aber nicht die Anhebung von Teilnehmerzahlen an von Ärzten betriebenen Ultraschallkursen als Ursache für diese Entwicklung dienen.
Wie auch immer, der standespolitische Eklat, dass eine Fachgruppe unkoordiniert in den Leistungsbereich einer anderen eindringt, konnte kurzfristig abgewendet werden. Auch die Wiener Ärztekammer, als ausschreibende Stelle dieses „Echokurses“, distanzierte sich über ihre Spitzenfunktionäre entschieden von der Fortführung dieser Veranstaltungen. Ganz beiläufig sei auch erwähnt, dass die Wiener Gebietskrankenkasse sicher nichts von einer eventuellen Honorierung dieser Leistungen halten würde. Lastet auf ihr doch ein beachtlicher Schuldenberg und ist sie doch so sehr auf qualitätsvoll erbrachte Leistungen erpicht.
Was können wir aber lernen? Ich habe überhaupt kein Problem mit dem Interesse allgemeinmedizinischer Kollegen an Weiter- und Fortbildung. Wenn die Notwendigkeit zu kurzfristigen Terminen, für welche Untersuchung auch immer, bestünde, dann sollte aber primär Kontakt mit den schon befähigten Untersuchern aufgenommen werden. So kann das Ziel auf kurzem Wege und ohne Turbulenzen erreicht werden. Sollte aber ein allgemeines Interesse bestehen, dass ein breiterer Kreis der Ärzteschaft spezielle Untersuchungen führen sollte, kann dies nur über Einbindung von und Diskussion mit anderen Betroffenen erfolgen.
Sonst stirbt das Projekt, so sinnvoll es auch immer sein mag, einen raschen Tod. Und ob dann Widerbelebungsmaßnahmen erfolgreich sein würden, sei dahingestellt!
Mit kollegialen Grüßen
Günther Wawrowsky