ESC-Empfehlung: Disease-Management-Programme für Herzinsuffizienz erhalten in den ESC-Guidelines für Herzinsuffizienz eine Klasse-1-A-Empfehlung.1 Grundsätzlich sind mehrere Formen von Betreuungsmodellen denkbar, die individuell gewählte Art des Betreuungsmodells hängt von verschiedenen Faktoren (z. B. lokale Begebenheiten) ab. Angeraten wird jedenfalls ein multidisziplinärer Betreuungsansatz, wobei eindeutig der Einschluss einer Heart-Failure-Nurse in die Betreuung empfohlen wird.2 Heart-Failure-Nurses sind speziell für die Betreuung herzinsuffizienter Patienten geschulte Pflegekräfte. Von der ESC wird als Richtlinie eine Heart-Failure-Nurse pro 100.000 Einwohner vorgeschlagen. Zunehmend gibt es europaweit auch Möglichkeiten einer Ausbildung für Heart-Failure-Nursing; in Österreich ist dies in Wels (Akademie für Gesundheit und Bildung) möglich.
Modell Tele-Nursing: Es gibt verschiedene Formen des Nursings, die – mit vergleichbaren Ergebnissen – jeweils in internationalen Studien ihre Wirksamkeit unter Beweis stellen konnten. Eine Möglichkeit ist das Tele-Nursing („telephone-based nursing“, „structured telephone support“), wobei die Patienten durch die Tele-Nurse zu Hause telefonisch kontaktiert werden.
Signifikanter Benefit: In internationalen Studien zeigte sich durch Tele-Nursing eine signifikante (im Durchschnitt 30%ige) Reduktion von stationären Wiederaufnahmen wegen Herzinsuffizienz, eine Lebensqualitätsverbesserung sowie eine gute Akzeptanz durch die Patienten.3, 4, 5
Grundsätzlich wird die Einbindung der Tele-Nurse in ein Betreuungsmodell zusammen mit einer Herzinsuffizienzambulanz bzw. einem Herzinsuffizienz-Spezialisten empfohlen.
Kremser Modell: Am Landesklinikum Krems wird ein derartiges Konzept mittels „Tele-Nursing“ bereits erfolgreich praktiziert. Seit 2006 besteht dort eine Herzinsuffizienz-Ambulanzbetreuung mit Tele-Nursing; seither wurden bereits mehr als 1.000 Patienten betreut. Bewährt hat sich die Betreuung nach einem 6-monatigen Betreuungsmodell („Kremser Modell“). Betreut werden vornehmlich Patienten mit ausgeprägter systolischer Herzinsuffizienz nach einer stationären Aufnahme wegen Herzinsuffizienz. Die Tätigkeit der Tele-Nurse umfasst dabei die Unterstützung des Arztes bei der intensiven Patientenschulung, die im Regelfall zu Beginn jedes Herzinsuffizienz-Disease-Management-Programms steht und das Selbstmanagement fördert sowie Information für Betroffene und Angehörige bereitstellt.
Unterstützung per Anruf: Die Patienten werden 1-mal pro Monat von der Tele-Nurse, die in der Herzinsuffizienzambulanz stationiert ist, telefonisch kontaktiert; sie können bei Bedarf aber auch selber die Tele-Nurse anrufen. Beim Telefonkontakt werden nach einem vorgegebenen Schema vom Patienten dokumentierte Daten wie Gewicht, Blutdruck und Herzfrequenz sowie aktuelle Medikation und das NYHA-Stadium abgefragt. Die Tele-Nurse unterstützt dabei den Patienten bei der Aufdosierung seiner neurohumoralen Medikation nach Zielvorgabe durch den Arzt. Eine Unterstützung erfolgt aber auch bei nicht-medikamentösen Maßnahmen (z. B. Motivation zum Training) und bei auftretenden Problemen. Bei beginnenden Zeichen kardialer Dekompensation kann die Tele-Nurse den Patienten bei der flexiblen Diuretikadosierung (in welcher der Patienten vorher geschult werden muss) unterstützen. Weiters erfolgt durch die Tele-Nurse auch eine psychische Stützung des Patienten, wobei der Nurse dabei eine andere Rolle als dem Arzt zukommt, da Patienten mit der Nurse unserer Erfahrung nach anders kommunizieren und dabei wertvolle Informationen weitergeben, die dem Behandler sonst vorenthalten bleiben könnten. Weitere Aufgaben der Tele-Nurse sind die Kommunikation mit anderen intra- und extramuralen medizinischen Einrichtungen (z. B. niedergelassene Ärzte, andere Ambulanzen) und die selbstständige Koordination von notwendigen Kontroll- und Untersuchungsterminen (z. B. HTX-Evaluierung, CRT-Evaluierung).
Nach einer Abschlussbesprechung erfolgt die Weiterbetreuung im niedergelassenen Bereich mit ergänzenden Nachkontrollen durch die Tele-Nurse.
Akzeptanz und Erfolge: Das Programm erfreut sich bei Patienten und mittlerweile auch bei niedergelassenen Ärzten großer Akzeptanz. Im Rahmen einer Evaluierung konnte gezeigt werden, dass sich durch eine derartige Betreuung, verglichen mit einer Vergleichsgruppe, BNP, EF und NYHA-Stadium bessern (zu Betreuungsende NYHA-Stadium I 60 % vs. 16 %).6 Auch die Qualität der (prognoserelevanten) medikamentösen Einstellung konnte deutlich gebessert werden (durchschnittlicher Erreichungsgrad der Zieldosis bei Betreuungsende bei ACE-Hemmern und Betablockern 90 % vs. 60 %). Auch die stationären Aufnahmen konnten um 2/3 reduziert werden. Insgesamt konnte in 6 Monaten eine Kosteneinsparung von knapp 1.400 Euro pro Patient nachgewiesen werden.
Fact-Box