Die Prognose der AML wird zunehmend von molekularen Parametern mitbestimmt. Neue therapeutische Substanzen stehen erst am Beginn der klinischen Erprobung.
Die Inzidenz der akuten myeloischen Leukämie (AML) steigt im Alter massiv an, von 1,8/100.000 Einwohner < 65 Jahre auf 17,6/100.000 Einwohner > 65 Jahre. Das 5-Jahres-Überleben liegt bei PatientInnen < 65 Jahre bei 40 % und sinkt auf 5 % bei PatientInnen > 65 Jahre.
In den letzten Jahren hat sich die Standardtherapie nicht signifikant verändert: So werden Daunorubicin oder Idarubicin kombiniert mit Cytarabin als Induktions- bzw. Konsolidierungstherapie eingesetzt. Dabei wird die Wahrscheinlichkeit, eine Remission zu erreichen, vom Alter und der Zytogenetik mitbestimmt. In zunehmendem Maß werden molekulare Abnormitäten zur Bestimmung von Risikogruppen herangezogen (> Tab.).
Volasertib ist ein hochselektiver und potenter Polo-like-Kinase-(PIK-)Inhibitor: In einer Phase- I-Studie soll bei Erwachsenen mit relapsierter/ refraktärer AML, die eine intensive Chemotherapie nicht mehr tolerieren, die maximal tolerable Dosis (MTD) evaluiert werden. Der Einsatz bei unbehandelten AML-PatientInnen in Kombination mit Low-Dose-Ara-C vs. Low-Dose-Ara-C als Monotherapie könnte ebenfalls geprüft werden.
Amonafid L-Malat ist ein DNA-interkalierender Wirkstoff und nicht ATP-abhängiger Hemmstoff der Topoisomerase II, der in Kombination mit Cytarabin zur Remissionsinduktion für PatientInnen mit sekundärer AML getestet wurde: In einer Phase-II-Studie führte diese Kombination zu einer Komplettremissionsrate von 45 %. Der zytotoxische Effekt von Amonafid wird nicht durch die Überexpression von PGlykoprotein (PGP) beeinflusst, welche die Wirkung von Daunorubicin, Idarubicin, Mitoxantron und Etoposid herabsetzen kann (Medikamentenresistenz durch PGP-vermittelte Wirkstoff-Effluenz aus der Zelle).
Vosaroxin (Voreloxin) ist ebenfalls ein DNAinterkalierender Wirkstoff und Topoisomerase- II-Inhibitor, der einen G2-Zellzyklus-Arrest und Zelltod durch Apoptose auslöst. Die Subs tanz ist bei Anthrazyklin-Resistenz wirksam und hat ein geringes kardiotoxisches Potenzial. Kombinationstherapien mit Cytarabin zeigten eine synergistisch/additive Wirkung. In einer Phase-II-Studie erhielten AML-PatientInnen (n = 39) mit frühem Rezidiv oder bei primär refraktärer Erkrankung Voreloxin 80 bis 90 mg/m2. Die Komplettremissionsrate be – trug 30 %, das präliminäre Gesamtüberleben 220 Tage.