Patienten mit einer venösen Thromboembolie erhalten im Regelfall akut Heparin und anschließend eine orale Antikoagulation für mindestens 3 Monate. Eingesetzt werden zumeist Vitamin-K-Antagonisten wie Marcoumar®, zunehmend auch die neuere Wirkstoffklasse der direkten Faktor-Xa-Inhibitoren wie Rivaroxaban. Allerdings besteht auch nach Absetzen der oralen Antikoagulation ein hohes Thromboserisiko, das in der Literatur mit etwa 20 % in den folgenden zwei Jahren angegeben wird.1 Eine verlängerte orale Antikoagulation ist zwar effektiv, aber mit einem erhöhten Blutungsrisiko verbunden.
Die Bedeutung von Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) in der Primärprävention venöser Thromboembolien wurde in verschiedenen klinischen Settings evaluiert. In diesen Studien führte Aspirin zu einer Risikoreduktion zwischen 20–50 %. Eine kleine Studie (39 Patienten) von Steele im Jahr 1980 räumte der Antiplättchen-Therapie erstmals auch in der Sekundärprävention der venösen Thromboembolie einen möglichen Vorteil ein.2 Mit der WARFASA-Studie (Warfarin and Aspirin Study) wurde 2012 eine randomisierte, doppelblinde Multicenter-Studie publiziert, die nun die Wirksamkeit von Aspirin zur verlängerten Sekundärprophylaxe nach Venenthrombosen oder Lungenembolien prüfte.3
402 Patienten mit einer ersten spontanen Venenthrombose oder Lungenembolie erhielten für 6–18 Monate eine konventionelle orale Antikoagulation mit Warfarin (INR 2,0–3,0). Im Anschluss daran erhielten die Patienten für weitere 2 Jahre entweder niedrig dosiertes Aspirin (100 mg täglich) oder Placebo. Primärer Wirksamkeitsendpunkt war eine erneute venöse Thromboembolie (VTE) (tiefe Venenthrombose oder tödliche/nicht-tödliche Lungenembolie). Primärer Sicherheitsendpunkt waren klinisch relevante Blutungen. Die mediane Studienteilnahmezeit lag in der Aspirin-Gruppe (n = 205) bei 24,8 Monaten und in der Placebo-Gruppe (n = 197) bei 24,2 Monaten.
Ergebnisse: Innerhalb des Studienzeitraums erlitten 28 Patienten in der Aspirin-Gruppe eine Rezidivthrombose/Embolie, verglichen mit 43 Patienten in der Placebo-Gruppe (6,6 % vs. 11,2 %; HR 0,58 [95%.KI: 0,36–0,93], p = 0,02) (Abb., A). Betrachtet man nur Ereignisse, die während der Zeit der tatsächlichen Einnahme (d. h. kein Abbruch aus anderen Gründen wie Operationen) von Placebo oder ASS auftraten, sank die Hazard-Ratio auf 0,55 (95%-KI: 0,33–0,92, p = 0,02) bei einer Rezidivrate in der Aspirin-Gruppe von 5,9 % verglichen mit 11,0 % in der Placebo-Gruppe (Abb., B). Nach Adjustierung für die Einflussfaktoren Alter, Geschlecht, Art des Ereignisses (Lungenembolie, Venenthrombose) und Dauer der initialen Antikoagulation wurde bestätigt, dass Aspirin das Rezidivrisiko senkt (HR 0,53 [95%-KI 0,32–0,85), p = 0,009). Diesem Vorteil stand in beiden Gruppen nur eine einzelne schwere Blutung gegenüber. Auch die Häufigkeit leichterer Blutungen war in beiden Gruppen ähnlich.
Unabhängige Risikofaktoren für eine Rezidivthrombose inkludierten ein Alter von über 65 Jahren und männliches Geschlecht. Kein Zusammenhang wurde hingegen zwischen Rezidivthrombose und einer vorangegangenen 6-monatigen verglichen mit einer verlängerten Antikoagulation gefunden, ebenso gab es keine Assoziation mit der Lokalisation der initialen Thrombose (Beinvenenthrombose oder Lungenembolie).
In der Diskussion schreiben die Autoren: Bei Patienten mit spontaner venöser Thromboembolie reduziert eine ASS-Einnahme für 2 Jahre im Anschluss an die konventionelle orale Antikoagulation das Risiko für ein Thromboembolie-Rezidiv um etwa 40 %. Diese verlängerte ASS-Sekundärprophylaxe stellt eine sichere und kostengünstige Alternative zur verlängerten oralen Antikoagulation dar. Den Platz von Aspirin in den Behandlungsstrategien gilt es noch in weiteren Studien zu definieren.