Die Schmerztherapie wird zunehmend komplizierter, wenn mehrere Arzneimittel zusätzlich verabreicht werden müssen. Menschen werden immer älter und sind auch länger krank. 10 bis 15 verschiedene Arzneimittel für einen Patienten sind heute keine Seltenheit. In diesem Beitrag werden Interaktionen mit Schmerzmitteln besprochen, die mit den am häufigsten verordneten Arzneimittelgruppen in Zusammenhang stehen.
Die Blutung ist die häufigste und gefährlichste Arzneimittelneben- bzw. -wechselwirkung. Drei Viertel aller Arzneimittel-bedingten Todesfälle sind auf Blutungen zurückzuführen. Arzneimittel mit Wirkung auf die Blutgerinnung im Zusammenhang mit Schmerztherapie sind Acetylsalicylsäure (ASS), Cumarine und SSRI.
NSAR plus Cumarine: Cumarine allein erhöhen das relative Risiko einer Blutung um ca. den Faktor 2. ASS erhöht das relative Risiko einer schweren gastroenterologischen Blutung um den Faktor 4,8 und NSAR um den Faktor 13,5 im Vergleich zu nicht behandelten Personen. Analgetische Alternativen sind selektive COX-2 Hemmer wie Celecoxib oder Etoricoxib.
NSAR plus SSRI: SSRI hemmen die Serotoninaufnahme in die Thrombozyten. Diese brauchen Serotonin zur Aggregation. Daher sind auch SSRI wirksame Thrombozytenaggregationshemmer. SSRI allein steigern das relative Risiko einer schweren gastrointestinalen Blutung um den Faktor 2,6. Ein zusätzliches NSAR würde dieses Risiko um den Faktor 15,6 erhöhen.
Ibuprofen plus ASS: Wird ASS als Thrombozytenaggregationshemmer verwendet, darf vor der Gabe kein Ibuprofen als Schmerzmittel genommen werden. Ibuprofen blockiert die Stelle der Cyclooxygenase 1, an der die irreversible Hemmung dieses Enzyms durch ASS stattfinden soll; die Wirkung von ASS ist unter diesen Bedingungen aufgehoben.
NSAR plus ACE-Hemmer: ACE-Hemmer hemmen die Bildung von Angiotensin II und stimulieren die Prostaglandinsynthese. Über die gefäßerweiterende Wirkung der Prostaglandine kommt ein Teil der blutdrucksenkenden Wirkung der ACE-Hemmer zustande. Hemmer der Cyclooxygenasen wie ASS oder NSAR vermindern daher potenziell die blutdrucksenkende Wirkung der ACE-Hemmer.
NSAR plus ACE-Hemmer und Spironolacton: ACE-Hemmer, aber auch Sartane führen in Kombination mit Aldosteronantagonisten wie Spironolacton zu Hyperkaliämie. NSAR wie Diclofenac oder Naproxen verstärken diesen Effekt und die Folge sind Herzrhythmusstörungen und akutes Nierenversagen.
Dieselbe Kombination zwischen ACE-Hemmern und NSAR kann andererseits zu Hyponatriämie führen, die durch Kombination mit SSRI noch verstärkt werden kann.
Opiate und Benzodiazepine: Opiate sind die wichtigsten Arzneimittel zur Behandlung mittelstarker bis starker Schmerzen. Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind selten. Sedierende Wirkungen anderer Arzneimittel addieren sich und die atemdepressive Wirkung der Opioide kann durch gleichzeitige Gabe von Benzodiazepinen lebensgefährlich verstärkt werden.
Opiate, SSRI und Serotoninsyndrom: Ein Serotoninsyndrom tritt bei Überdosierung von SSRI auf oder wenn SSRI mit anderen serotonergen Arzneimitteln kombiniert werden. Dazu gehören auch die Opioide, v. a. Tramadol. Die Symptomatik des Serotoninsyndroms umfasst neuromuskuläre Symptome wie Tremor, psychische Symptome wie Agitiertheit sowie vegetative Symptome wie Schwitzen, Durchfall, Tachykardie und in schweren Fällen Hyperthermie über 40 °C.