Das Wiener Wilhelminenspital versorgt aufgrund seiner Lage eine große Zahl von PatientInnen mit Migrationshintergrund, da – runter viele Personen türkischer Abstammung, die in den umliegenden Bezirken die zweitgrößte MigrantInnengruppe ausmachen. Verständigungsschwierigkeiten aufgrund der Sprachbarriere sind vor allem bei Älteren und bei Frauen häufig. Gerade im Fall des Diabetes mellitus, im Besonderen in der vulnerablen Phase der Schwangerschaft, sind grundle – gende Informationen über die Therapie und begleitende Lebensstilmaßnahmen von zentraler Bedeutung. Optimale Kommunikation zwischen Betreuungsteam und PatientInnen ist daher eine wichtige Voraussetzung für den Therapieerfolg.
Schrittweiser Ausbau des Projekts
Auf Initiative von Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Fasching und dessen Team an der 5. Medizinischen Abteilung des Wilhelminenspitals und unter der Schirmherrschaft der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) wurde im Jahr 2007 das Pilotprojekt „Muttersprachliche Diabetesschulung türkischer PatientInnen mit Gestationsdiabetes und Diabetes mellitus Typ II“ gestartet. Der Fokus des Projekts lag zunächst auf Frauen mit Gestationsdiabetes. In weiterer Folge wurden türkischsprachige Diabetesschulungskurse auch für PatientInnen mit Typ-2-Diabetes angeboten. Zwischen Herbst 2007 und Herbst 2011 absolvierten so ca. 60 Frauen mit Gestationsdiabetes und sowie rund 300 PatientInnen mit Typ-2- Diabetes (zum Teil auch deren Familienangehörige) türkischsprachige Diabetesschulungskurse.
Zahlreiche Kooperationspartner unterstützen das Projekt, darunter die ÖDG (Ausschuss Gender & Migration), die Österreichische Gesellschaft für medizinische Öffentlichkeitsarbeit – Türkischer Ärzteverein (ÖGMÖ), die Wiener Gebietskrankenkasse (Stoffwechsel- und Diabetesambulanz, Gesundheitszentrum Wien- Süd), die Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel am AKH Wien, die Türkisch-Islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich (ATIB), die Bezirksvorstehung Ottakring und eine Reihe von niedergelassenen Ärzte in Wien.
Herausragende Leistungen im Gesundheitswesen
Der Gesundheitspreis der Stadt Wien wird seit 1995 vergeben und würdigt herausragende Leistungen im Gesundheitswesen, die geeignet sind, die Motivation der im Gesundheitsbereich Tätigen zu fördern und neue Anregungen bzw. Antworten auf die Probleme des Gesundheitswesens zu finden. Teilnahmeberechtigt sind alle im Wiener Gesundheitswesen Tätigen, Initiativen und Gruppen, die sich mit Fragen der Gesundheit beschäftigen, Schulen, Interessenvertretungen, Betriebe, Vereine, Versicherungen und Medien. Bisher wurden rund 250 Projekte (unter ca. 1.200 Einreichungen) mit Preisgeldern von insgesamt rund 250.000 Euro gefördert.
Das Projekt „Muttersprachliche Diabetesschulung“ erhielt den 1. Preis in der Kategorie „Ambulant“.