Wünsche an Minister Mückstein

Die Liste der österreichischen Gesundheitsminister ist bereits lang. Das spricht für eine kurze politische „Lebenserwartung“ in dieser Funktion. Dabei wäre es so wichtig, an dieser Stelle einen mit Fachkenntnis und Durchsetzungsvermögen ausgestatteten Ressortchef zu haben. „Wir haben jedenfalls an den neu vereidigten Gesundheits- und Sozialminister Dr. Wolfgang Mückstein einige Wünsche“, erklärte jetzt der Bundesfachgruppenobmann Innere Medizin in der ÖÄK, Dr. Lothar Fiedler.

„Die Agenda der österreichischen Gesundheitsminister wurde oft von anderen Interessen unterdrückt. Leider hatten auch einige von ihnen nur wenig Vorahnung“, sagte der Bundesfachgruppenobmann.

Ärzte unter den Ressortchefs

Auch relativ viele Ärzte waren unter den Ressortchefs, wie Dr. Fiedler mit jahrzehntelanger standes- und fachpolitischer Erfahrung erklärte: „Ingrid Leodolter setzte mit dem Mutter-Kind-Pass einen Meilenstein. Der Wiener Dermatologe Kurt Steyrer ist als Sir und Präsidentschaftskandidat in Erinnerung. Der Kärntner Internist Michael Ausserwinkler setzte sich vehement gegen Rauchen ein – Beppo Mauhart und die Tabakregie waren stärker. Der Wiener Radiologe Reinhard Waneck hatte einige gute Vorsätze, wenn er aber mit einer Idee aus seinem Zimmer trat, hieß es: ‚Das geht so nicht, basta!‘ Andrea Kdolsky verbreitete viel heiße Luft, in Erinnerung ist eine Anleitung für guten Schweinsbraten. Sabine Oberhauser zeigte viel Kompetenz, und sie hatte auch Überzeugungskraft, leider hat eine schwere Krankheit es ihr nicht vergönnt, ihre Vorhaben umzusetzen. Pamela Rendi-Wagner, eine besonders qualifizierte Medizinerin, hatte nur kurze Zeit zur Verfügung.“

Zu hoffen wäre, dass Wolfgang Mückstein sein Fachwissen mit entsprechender Durchsetzungskraft in der aktuellen Regierungskoalition kombinieren kann. Er steht einem enorm großen Ressort vor: Gesundheitspolitik ist weiterhin zu einem Gutteil „Ländersache“, aber er kann die Rahmenbedingungen für eine sinnvolle Weiterentwicklung des Gesundheitssystems schaffen. Darüber hinaus gibt es große Überschneidungen zwischen den Themenbereichen Gesundheit (Prävention, Vorsorge etc.) und dem Sozialen. Sind einmal die gröbsten Kalamitäten im Zuge der COVID-19-Pandemie bewältigt, muss wieder nach vorn geschaut werden.

Themenschwerpunkte

Für den Bundesfachgruppenobmann Innere Medizin in der ÖÄK sind hier mehrere Themenschwerpunkte für den neuen Minister entscheidend:

  • Eine Erklärung zu mehr Präventionsanstrengungen bezüglich der zuletzt großen Häufigkeit von Gewalt gegen Frauen und von Frauenmorden gibt es vom neuen Ressortchef bereits. „Jetzt geht es um die wirkungsvolle Umsetzung der Präventionspläne“, sagte Dr. Fiedler.
  • Präsenz in den Medien mit eindringlichen Gesundheitsratschlägen zu den häufigsten Krankheiten und Gesundheitsrisiken. Dr. Fiedler: „Public Health ist in Österreich nicht wirklich gut aufgestellt. Unsere wissenschaftlichen Gesellschaften würden da gern ihre besten Daten und Analysen liefern.“
  • Evidence-based Medicine (EBM): Die Corona-Pandemie bestätigt einmal mehr deren Wichtigkeit. Komplementärmedizinische Maßnahmen können ja manchmal sinnvoll und hilfreich sein, fragwürdige Praktiken sollten aber eindeutig abgelehnt werden. Dr. Fiedler: „Es ist nicht sinnvoll, wenn allen möglichen ‚Heilern‘ eine große Bühne geboten wird.“

Apotheker wollen impfen

„Schuster, bleib bei deinem Leisten“ gilt für Dr. Fiedler im Übrigen auch für die Apotheker: „Oft fragt der Patient, wenn er in der Apotheke sein Rezept einlöst, noch einmal nach; eine Expertise abzugeben steht einem berufsfremden Stand aber nicht zu. Das kann gefährlich sein.“ Patientenanwalt Gerald Bachinger war allerdings davon überzeugt: Über die richtige Medikation für den jeweiligen Patienten wisse der Apotheker am besten Bescheid. Dafür wurde er von Dr. Fiedler in einer Sitzung im Gesundheitsministerium heftig korrigiert. Das gelte auch für den Wunsch der österreichischen Apothekerkammer nach der Vornahme von COVID-Impfungen in den Apotheken. Der Bundesfachgruppenobmann: „Jetzt wollen die Apotheker auch impfen, sicher nur bis zum ersten größeren Zwischenfall.“