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Die überaktive Blase ist ein Tabuthema, das von vielen Betroffenen, auch Ärzten gegenüber, oft jahrelang nicht angesprochen wird. Dabei können bereits einfache Lebensstilmaßnahmen zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden führen.
Das liege zum Teil am Schamgefühl, zum Teil aber auch an falschen Vorstellungen. Viele Frauen, aber durchaus auch Männer denken, OAB-Symptome seien im Alter normal und unvermeidlich, so Dr. Ksenia Krögler-Halpern im Rahmen eines Vortrags beim Women’s Health Summit. Eine österreichische Wartezimmerbefragung zum Thema Inkontinenz zeigt, dass 61 % das Thema für ein Tabu halten, 29 % denken, es gäbe keine Therapie und 27 % niemandem davon erzählen würden.1 Die Wurzeln für Erkrankungen des Beckenbodens werden früh gelegt, die Beschwerden jedoch erst im höheren Lebensalter manifest. Die steigende Prävalenz von Blasenproblemen in der Bevölkerung hängt also eng mit dem zunehmenden Altersdurchschnitt zusammen. Im Alter von über 75 sind mehr als ein Drittel aller Frauen betroffen. Das Syndrom der überaktiven Blase umfasst eine Reihe unterschiedlicher Symptome. Die wichtigsten Symptome sind häufige Miktionen und Harndrang. Inkontinenz und Nykturie können, müssen aber nicht vorhanden sein. Es darf den Beschwerden keine lokale, metabolische, neurologische oder endokrine Pathologie zugrunde liegen. Folglich müssen zur Diagnosestellung einer OAB unter anderem Harnwegsinfekt (Harnanalyse!), Medikamentennebenwirkungen, Diabetes oder neurologische Ursachen ausgeschlossen werden. Eine orientierende Sonografie ist hilfreich. Zu den Differenzialdiagnosen zählen unter anderem auch Steinleiden, Beckentumoren oder ein Östrogenmangelsyndrom. Genaue Anamnese und klinische Untersuchung sind entscheidend. Ein Miktionstagebuch liefert wertvolle Hinweise. Urodynamik, Zystoskopie und Bildgebung sind nur in besonderen Fällen erforderlich.
Lebensstilmodifikation, Training und Medikamente
Die Basis des Managements der überaktiven Blase ist die Lebensstilmodifikation, was im Fall der überaktiven Blase bedeutet: Gewichtsreduktion, Reduktion koffein- und/ oder alkoholhaltiger Getränke sowie eine regelmäßige, moderate und über den Tag verteilte Flüssigkeitszufuhr. Beckenboden- und Blasentraining sind hilfreich und sollten nach Möglichkeit unter Anleitung durchgeführt oder zumindest erlernt werden. Krögler-Halpern: „Oft zeigt die überaktive Blase, dass etwas im Leben nicht richtig läuft. Lifestylemaßnahmen sind dann sehr hilfreich.“ Die nächste Stufe der möglichen Interventionen stellen Verhaltensmaßnahmen dar. Miktionstraining zielt auf die aktive Verlängerung von zu kurzen Miktionsintervallen ab. Das Führen eines Miktionstagebuchs ist dabei ein hilfreiches Instrument. Das Training ist nicht standardisiert, sondern muss nach den individuellen Angaben der Patientin gestaltet werden. Toilettentraining bedeutet die passive Anpassung des Entleerungsrhythmus an die individuelle Blasenkapazität. Physikalische Therapie bewährt sich in diesem Zusammenhang.
Medikamentöse Therapie
In der medikamentösen Therapie bestehen aktuell mehrere Optionen. Topische Östrogene bewähren sich als effektive Therapie bei überaktiver Blase, Harninkontinenz und vaginaler Atrophie. Im Gegensatz dazu kann eine systemische HRT zur Verschlechterung einer Inkontinenz-Symptomatik führen. Die Wirksamkeit der topischen Therapie wurde unter anderem in einem systematischen Review von 32 Studien bestätigt.2 Eine weitere Säule der medikamentösen Therapie sind antimuskarinische Substanzen wie Trospiumchlorid, Solifenacin oder Tolterodin. Das Nebenwirkungsprofil hängt von der Selektivität und der Pharmakokinetik der jeweiligen Substanz ab. Bei älteren Menschen wird häufig Trospiumchlorid eingesetzt, da es kaum in den Liquor gelangt. Besser verträglich sind die neueren Beta-3-Agonisten. Ziele der medikamentösen Therapie sind unter anderem die Verringerung der Miktionsfrequenz sowie der mit imperativem Harndrang verbundenen Inkontinenzprobleme. Wird mit den genannten medikamentösen Optionen nicht der gewünschte Erfolg erzielt, bleiben noch lokale Injektionen mit Onabotulinumtoxin A, die periphere tibiale Nervenstimulation und die sakrale Neuromodulation als weitere Optionen.
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