Armut führt zu einem ganzen Bündel an Benachteiligungen bis hin zur Krankheit. Was oft noch hinzukommt, ist die Scham. Die Armutskonferenz präsentierte nun im „Parlament der Ausgegrenzten“ zwei Leitfäden für Gesundheitsberufe zum Umgang mit armen Menschen.
„Viele Menschen, die in schwierigen Lebenslagen sind oder Armutserfahrungen gemacht haben, kennen Situationen, in denen sie abwertend und schlecht behandelt werden. Oftmals geschieht das auf Ämtern oder auch in Gesundheitseinrichtungen, etwa beim Arzt, in Krankenhäusern oder bei der Erstellung von Gutachten. Diese Erfahrungen von Beschämung gehen meist nicht spurlos an ihnen vorüber – Kränkungen machen eben auch krank“, stellte die Armutskonferenz in einem der Leitfäden dar.
Soziale Scham sei nicht bloß ein „harmloses persönliches Gefühl“. „Beschämung ist eine soziale Waffe der jeweils Mächtigen“, stellten die Experten fest. Stress sei die Folge, Stress, der erst recht krank machen könne. Das wirke sich auf höhere Raten bei psychischen Erkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen und andere Leiden aus. Empfundene Verachtung sei damit ein echter Risikofaktor.
Maßnahmen auf vielen Ebenen könnten Ausgegrenzten und oft aufgrund ihrer sozialen Situation Diskriminierten helfen. Darunter: Begleitdienste für Armutsbetroffene auf Ämter und Behörden, bei Gutachten und Gesundheitsdiensten. „Sparpakete“ und Austeritätspolitik dürften nicht auf soziale Dienste oder Gesundheitseinrichtungen durchschlagen. Mitbestimmungsgremien von Nutzern auf Ämtern und Behörden wären einzurichten. Niemand sollte gezwungen werden, krank machende Erwerbsarbeit anzunehmen. Es gehe aber auch um generelle Einstellungen wie die Armutskonferenz darstellt: „Es braucht mehr Wertschätzung und Respekt. Jeder Mensch ist gleich viel wert – auch wenn er weniger Geld hat. Verunglimpfungen, Diffamierungen und Pauschalisierungen müssen stärker bekämpft und aktiv geahndet werden.“ (APA)