Neuer Therapieansatz in der Behandlung von Darmkrebs entwickelt

Eine Studiengruppe der Meduni Wien hat einen bisher unbekannten Mechanismus der Darmkrebsentstehung identifiziert. Die Studie wurde nun aktuell im Nature-Journal „Communications Biology“ veröffentlicht.

Tumoren haben Mechanismen entwickelt, um vom körpereigenen Immunsystem unentdeckt zu bleiben und Angriffen zu entgehen. Sie begrenzen die humoralen und zellulären Immunaktivitäten im umgebenden Bindegewebe und werden resistent gegen Therapien. Die Sensibilisierung von Tumorzellen für einen Immunangriff ist daher eine wichtige Strategie, um mit Methoden der Immuntherapie erfolgreich zu sein. Die zugrundeliegenden Mechanismen, wie Tumoren dem Immunsystem entgehen, sind jedoch noch wenig bekannt. Nun gelang Forschern der MUW im Hinblick auf Darmkrebs eine Entdeckung.

Das Mikrobiom aktiviert den so genannten Immuncheckpoint „Ido1“ (Indoleamin-2,3-Dioxygenase-1) in den Paneth-Zellen im Magen- und Darmtrakt und verhindert dadurch lokale Darmentzündungen. Das hat aber auch Nachteile: Paneth-Zellen sind Drüsenzellen im Magen- und Darmbereich und unterstützen die Teilung von Darmstammzellen. Die Forscher der MedUni Wien rund um Robert Eferl vom Institut für Krebsforschung (Mitglied des Comprehensive Cancer Centers CCC der MedUni Wien und des AKH Wien) entdeckten, dass Paneth-Zellen, die das Enzym „Ido1“ produzieren, in der Stammzellnische von Darmkrypten und Tumoren die Funktion des Immunsystems gegen Darmkrebs behindern. Die „Ido1“-Expression in den Panethzellen wird durch die Interaktion mit dem bakteriellen Mikrobiom angeregt. Eferl: „Die Ido1-exprimierenden Panethzellen sind damit ein zelluläres Ziel für immunbasierte Therapien.“ (red)

Zur Studie: https://doi.org/10.1038/s42003-020-0989-y.