Bestehende Hygienemaßnahmen helfen nicht nur, das Coronavirus einzudämmen, sondern wirken auch gegen die Grippewelle. Im Winter solle das eingelernte Verhalten mit einer erhöhten Influenza-Impfungsrate dafür sorgen, eine Doppelbelastung des Gesundheitssystems zu vermeiden, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).
Die Durchimpfungsrate bei Influenza ist „höflich formuliert äußerst gering“, meinte Anschober nun. Im vergangenen Jahr wurden 750.000 Influenza-Impfungen verkauft, was rund 8,5 Prozent der Bevölkerung entspricht. Das sei weit unter dem internationalen Schnitt und müsse dringend erhöht werden, sagte der Gesundheitsminister. Um die Möglichkeit einer Influenza-Impfung wieder ins Gedächtnis zu rücken, werde man im Herbst eine Informationskampagne starten und auch die Hygienemaßnahmen wie das Abstandhalten oder das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes thematisieren. Schließlich ähneln sich die Symptome einer COVID-19-Erkrankung und einer Grippe drastisch und stellen auch Mediziner vor Herausforderungen. „Deshalb haben wir ein besonderes Interesse daran, die Influenza-Infektionen heuer gering zu halten“, erklärte Anschober. Auf Zwang wolle man aber nicht setzen. Zunächst werde eine Impfstrategie erstellt und im Anschluss überlegt, wie möglichst barrierefrei geimpft werden könnte. Dabei wird auch die Option, dass Apotheker Impfungen verabreichen könnten, nicht außer Acht gelassen. „Ich bin im Gespräch mit der Apothekerkammer“, sagte Anschober.
Johannes Steinhart, ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, pocht im RELATUS-Interview darauf, dass Impfungen unter ärztlicher Aufsicht passieren müssten. Impfen durch andere Gesundheitsberufe und Apotheken, wie das zuletzt diskutiert worden ist, würden keinen Sinn machen. „Man muss Patienten kennen und auch reagieren können, wenn es Reaktionen gibt. Es gibt zudem genügend ärztliche Ressourcen.“ Impfungen durch Apotheker wären ein Irrweg und eine potenzielle Gefährdung der Patientensicherheit, „weil eine Impfung mehr ist als ein Stich“, formuliert Steinhart. „Es geht um Risikoabschätzung, das Berücksichtigen der individuellen Krankengeschichte und Therapien, das Auswählen des individuell geeigneten Impfstoffs, das richtige Reagieren bei unerwünschten Impf-Reaktionen, die Meldepflicht und Haftung bei Impfnebenwirkungen etc. Das müssen gut ausgebildete Ärzte machen.“ (red)