Gute Nachricht für die Pollensaison 2021: sie wird voraussichtlich milder, sagten Experten am Donnerstag. Die Fragestellungen rund um Pollenallergien werden aber immer komplexer. Ihre Vielfalt nimmt zu, Klimaveränderung und Umweltfaktoren tun ihr Übriges.
Für die heurige Pollensaison kann Entwarnung gegeben werden: Der Pollenflug scheint unterdurchschnittlich zu werden, hieß es bei der Pressekonferenz des Pollenwarndienstes der MedUni Wien gemeinsam mit der Informationsplattform IGAV (Interessensgemeinschaft Allergenvermeidung). Durch den Kälteeinbruch im Jänner verzögerte sich die Blüte von Hasel und Erle um zwei Wochen. Die Frühblüher haben ihre Belastungsspitze inzwischen überschritten und für eine durchschnittliche Saison gesorgt. Die nächste Belastungswelle folgt mit der Esche, deren allergologisches Potenzial oft unterschätzt wird. „Ihre Blüte hat bereits begonnen und wird heuer voraussichtlich weniger intensiv als im langjährigen Schnitt ausfallen“, sagt Uwe E. Berger, Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes der MedUni Wien. Ähnlich gut schaut’s mit dem Pollenflug der Birke aus: „Die Birke hat ein biologisches Muster: einer schwächeren Saison folgt eine starke. Dieses Muster hat der Alleebaum mit zwei intensiveren Saisonen 2019 und 2020 seit langem das erste Mal wieder unterbrochen. Für heuer ist damit eine eher unterdurchschnittliche Saison in ganz Österreich zu erwarten.“
Pollenallergien nehmen aber insgesamt zu und werden immer vielfältiger. „Wir sind heute beinahe das ganze Jahr über mit Allergenen konfrontiert, die zum Teil vor einigen Jahren noch gar nicht als Allergie-Auslöser bekannt waren“, beschreibt Erika Jensen-Jarolim vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung an der MedUni Wien und Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI). Auch die Klimaerwärmung verstärkt das Problem: Der Luftschadstoff Ozon trägt nämlich nicht nur maßgeblich zum Klimawandel bei, er hat auch direkten Einfluss auf das allergische Geschehen. „Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass das Reizgas unabhängig von der Menge an Pollenkörnern in der Luft die Symptome vor allem bei Gräser- und Birkenpollenallergikern verschlechtert“, informiert Markus Berger, Mitarbeiter des Österreichischen Pollenwarndienstes und warnt: „Die Belastung muss trotz schwächerem Pollenflug daher nicht unbedingt als gering empfunden werden. Auch wenn der Pollenflug sehr plötzlich einsetzt, können die Belastungen als stark erlebt werden.“
Ein neues Forschungsprojekt möchte nun die Symptomdaten der vergangenen Jahre mit denen aus dem Corona-Jahr 2020 vergleichen und so herausfinden, ob sich ein Mund-Nasen-Schutz auf allergische Beschwerden auswirkt. „Erste Daten zeigen, dass eine Maske, egal ob MNS oder FFP-Maske, Symptome vor allem an der Nase reduzieren könnte. Jedoch zeigten sich auch stärkere Symptome an den – ungeschützten – Augen“, sagte Berger. Auch für Ärzte gibt es mehr Unterstützung. Über die neue Plattform „Ärzteservice“ (www.pollenwarndienst.at/aerzteservice) können Ärzte nun über einen gesicherten Link auf kompakt dargestellte Informationen zum Beschwerdebild ihrer Patienten zugreifen und dazu eine Verbindung zum regionalen Pollenflug herstellen. Zusätzlich werden in einer Grafik gemessene Pollendaten, Vorhersagedaten und Symptomdaten für eine gegebene Postleitzahl übersichtlich dargestellt, um eine fundierte Entscheidungshilfe in Diagnose und Therapie zu bieten. (red)