Niedergelassene Ärzte haben sich längst auf die Betreuung von Corona-infizierten Menschen eingestellt, doch es gibt noch Hürden, die immer deutlicher zu Tage treten, kritisiert die Ärztekammer.
„Nicht nur Ärztinnen und Ärzte in den Krankenhäusern und Intensivstationen, sondern auch die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte leisten aktuell Übermenschliches, um unser Gesundheitssystem am Laufen zu halten und Kollateralschäden zu vermeiden“, sagte Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Mittlerweile sei man leider auch schon erfahren und erprobt in Pandemiesituationen, sagte Naghme Kamaleyan-Schmied, Allgemeinmedizinerin in Wien und Leiterin des Referates für Primärversorgung und ärztliche Zusammenarbeitsformen der ÖÄK: „Wir haben uns bestens darauf eingestellt, weil wir schon früh unser Wartezimmermanagement optimiert haben und gleichzeitig unsere Ordinationen so sicher wie nur möglich gemacht haben.“
Besonders schwer würden gerade jetzt tagelange ELGA-Ausfälle wiegen, wie sie erst kürzlich vorgekommen sind. „Hier wünschen wir uns mehr Unterstützung der Politik, damit ELGA endlich als kritische Infrastruktur behandelt und finanziell so ausgerüstet wird, dass wir zuverlässig damit arbeiten können“, sagte Kamaleyan-Schmied. Katastrophal seien zudem die Limitierungen bei der Gesprächsmedizin. „All der betriebene Aufwand wird durch diese Limits nicht einmal honoriert. Hier muss Abhilfe geschaffen werden“, forderte Kamaleyan-Schmied.
„Selbstverständlich wäre es für uns auch eine große Hilfe, wenn endlich das Dispensierrecht für alle Ärztinnen und Ärzte kommen würde. Ich persönlich ordiniere am Dienstag und am Donnerstag bis 19 Uhr, da machen die meisten Apotheken zu. Mit Dispensierrecht gebe ich dem Patienten sein Medikament einfach mit. Stattdessen setze ich ihn und seine Kontaktpersonen in öffentlichen Verkehrsmitteln einem unnötigen Infektionsrisiko aus“, betonte Kamaleyan-Schmied. (red)