Bluthochdruck, Vorhofflimmern oder Ablagerungen in Halsschlagadern: Ein Großteil der ischämischen Schlaganfälle in Österreich geht auf Erkrankungen der Gefäße oder des Herz-Kreislauf-Systems zurück.
Vorhofflimmern im Herzen wird von den Betroffenen oft nicht wahrgenommen, kann aber zu gefährlichen Folgeerkrankungen wie zum Schlaganfall, bei dem die Blutversorgung von Hirnarealen unterbrochen wird, führen. Forscher der MedUni Graz haben nun ein Tool entwickelt, um diese Ursache des Schlaganfalls besser abzuklären. So will man wiederkehrende Schlaganfälle verhindern. Tritt die Herzrhythmusstörung nur anfallsartig auf, ist sie schwer zu diagnostizieren und wird dann oft nicht als Ursache eines ischämischen Schlaganfalls erkannt, erklärte Markus Kneihsl von der Uniklinik für Neurologie. „Tückisch ist, dass viele Patientinnen und Patienten keine Beschwerden aufweisen und Vorhofflimmern häufig nur in kurzen Episoden auftritt, die nachfolgend für Tage bis Wochen einem normalen Herzschlag weichen können“, legte Kneihsl dar.
Der Nachweis sei in diesem Fall häufig nur mit aufwendiger Diagnostik wie intensive Langzeit-EKG, die eine kontinuierliche Beobachtung der Herzfrequenz erzielen, möglich. Das führt dazu, dass das Vorhofflimmern bei der klinischen Untersuchung von Schlaganfallpatienten oftmals gar nicht diagnostiziert wird. „Das Wissen über die tatsächliche Ursache ist aber entscheidend, um durch die entsprechende Therapie einen neuerlichen Schlaganfall zu vermeiden“, betonte der Grazer Forscher. Patienten mit hohem Risiko von Vorhofflimmern könnten etwa gerinnungshemmende Medikamente einnehmen, um einen weiteren Schlaganfall vorzubeugen.
Ein Team von Grazer Neurologen unter Leitung von Thomas Gattringer und Kardiologen der Universitätsklinik für Innere Medizin (Studienleitung Egbert Bisping) der MedUni Graz hat sich daher zum Ziel gesetzt, die Schlaganfallabklärung zu verbessern, damit die Therapie patientenspezifischer gestaltet werden kann. Sie suchten auf der Stroke Unit der Grazer Uniklinik für Neurologie bei Patienten mit ischämischem Schlaganfall nach entsprechenden klinischen, laborchemischen und bildgebenden Biomarkern. Daraus wurde schließlich ein Scoring-System entwickelt, mit dessen Hilfe bei Schlaganfallpatienten das individuelle Risiko für Vorhofflimmern vorhergesagt werden kann. Die Studienergebnisse, die für das Vorhersage-Tool eine Sensitivität von 92 und eine Spezifität von 67 Prozent für die Ein-Jahres-Vorhersage von Vorhofflimmern festhielt, wurden im „European Journal of Neurology“ veröffentlicht.
Zu den Vorhersagevariablen zählen nun neben dem Alter, elektrokardiografische und echokardiografische Merkmale, Bildgebungsmarker des Gehirns bis hin zu Eiweißstoffen, die im Herzen gebildet werden (NT-pro-BNP) und im Blut gefunden werden können. Dies gilt als Grundlage für die Entscheidung, ob ein Patient zur weiteren Schlaganfall-Prävention vorbeugend ein gerinnungshemmendes Medikament erhalten soll. Patienten mit hohen Risiko-Scores weisen eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine nachfolgende Detektion von Vorhofflimmern auf. „Bei dieser Patientengruppe ist eine intensivierte, kontinuierliche Herzrhythmusüberwachung angezeigt“, fasste Kneihsl zusammen. (APA)
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