Die extreme Hitze beeinflusst die Samenqualität bei Männern sowie die weibliche Fruchtbarkeit und den Verlauf von Schwangerschaften, warnen Reproduktionsmediziner:innen.
Durch die Klimakrise, den damit einhergehenden Extremtemperaturen sowie ihren Auswirkungen steigt offenbar die Unfruchtbarkeit beim Menschen. Immer mehr Paare kämpfen bei der derzeitigen Hitzewelle schwanger zu werden und auch Schwangerschaftskomplikationen werden häufiger, verweisen Expert:innen des Kinderwunschzentrum an der Wien auf neue Studien.1 Die zunehmende Zahl an Waldbränden und die damit verbundene Luftverschmutzung könne zu Frühgeburten und zur Geburt von untergewichtigen Kindern führen, was lebenslange gesundheitliche Folgen hat. „Waldbrände begünstigen bei schwangeren Frauen eine erhöhte Rate an Fehlbildungen der ungeborenen Kinder. Auch nach Überschwemmungen zeigte sich an den Kindern im Säuglingsalter eine verzögert motorische Entwicklung. Dies sind alles Extremsituationen, die Stress und somit Komplikationen verursachen können“, sagt Heinz Strohmer, Gründer und ärztlicher Leiter des Kinderwunschzentrum an der Wien.
Eine großangelegte Studie habe gezeigt, dass mit jedem Grad an Temperaturanstieg das Risiko einer Frühgeburt oder Todgeburt steigt.2 Auch führen hohe Außentemperaturen in der Schwangerschaftsmitte zu einer erhöhten Rate an Schwangerschaftsdiabetes. Für diese Komplikationen dürfte die hitzebedingt verschlechterte Blutzufuhr zur Plazenta verantwortlich sein. „Die Klimakrise beeinflusst alles Leben auf dieser Erde, sogar schon vor dem Entstehen. Speziell Schwangere sollten in den heißen Tagen ruhen und sich in kühlen Räumen aufhalten. Außerdem sollten sie besonders auf ihren Wasserhaushalt achten und noch mehr Flüssigkeit als üblich trinken. Alles über 28 Grad ist bedenklich und auch die direkte Sonne sollte vermieden werden“, warnt Strohmer in einer Aussendung.
Auch Männer seien von den steigenden Temperaturen betroffen: Die große Hitz führt zu einer verminderten Spermienqualität, da die einzelnen Spermien durch Wärme träger werden und damit nicht mehr schnell genug sind, um ein Ei zu befruchten. „Es ist noch zu früh, dass wir genau wissen, welche langfristigen Gefahren die Klimakatastrophe auf die Möglichkeit hat, ein gesundes Kind zu bekommen. Der Klimawandel stellt für uns alle eine Gefahr dar, auch auf unsere Fortpflanzung. Dieser Gefahr sollten auch wir Reproduktionsmediziner:innen mehr Aufmerksamkeit schenken“, erklärt Strohmer. (red)
Literatur:
1 Thalia R. Segal, M.D. and Linda C. Giudice, M.D., Ph.D., M.Sc., Systematic review of climate change effects on reproductive health. Fertility and Sterility 2022.
2 Chersich et al, Associations between high temperatures in pregnancy and risk of preterm birth, low birth weight, and stillbirths: systematic review and meta-analysis. BMJ 2021