Finanzinvestoren sollen keine Arztpraxen kaufen dürfen

Ordination Praxis Hausarzt 3© pixabay

Medizinische Versorgungszentren in Deutschland stehen zunehmend im Fokus von Finanzinvestoren und Praxisketten. Jetzt wird Kritik an der „Profitgier“ laut.

Medizinische Versorgungszentren (MVZ) in Deutschland ähneln in der Idee den heimischen Primärversorgungseinheiten (PVE) – gelten aber für alle Fachbereiche. Deutschlands Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will per Gesetz verbieten, dass Finanzinvestoren Arztpraxen übernehmen. „Ich schiebe einen Riegel vor, dass Investoren mit absoluter Profitgier Arztpraxen aufkaufen“, kündigte Lauterbach in der Bild-Zeitung an. Es gebe „den fatalen Trend, dass Investoren medizinische Versorgungszentren mit unterschiedlichen Facharztpraxen aufkaufen, um sie anschließend mit maximalem Gewinn zu betreiben“. Im ersten Quartal 2023 werde er deshalb einen Gesetzentwurf vorlegen, sagte Lauterbach. Dieser solle „den Einstieg dieser Heuschrecken in Arztpraxen“ unterbinden.

Auch großen Praxisketten kündigte der Minister den Kampf an: „Die Praxen müssen denen gehören, die dort tatsächlich arbeiten“, sagte Lauterbach. „Dann ist auch Schluss damit, dass ein Promi-Arzt seinen Namen für dutzende Praxen hergibt, in denen junge Ärzte Hamsterradmedizin mit unnützen Behandlungen in schlechter Qualität betreiben, um absurde Profitziele zu erreichen.“ Generell hält Lauterbach im Gesundheitsbereich Renditen im zweistelligen Prozentbereich „nicht für vertretbar“. Zehn Prozent oder mehr Rendite herauszuholen, sei „mit seriöser Medizin kaum möglich“.

Grundsätzlich müsse das „absurde Gewinn-Konzept“ im Gesundheitssystem geändert werden, forderte Lauterbach. Kliniken dürften nicht zum Einheitspreis abrechnen. Sonst mache das Krankenhaus mit der schlechten Billig-OP viel Gewinn, während die Uni-Klinik mit der Hightech-OP Minus einfahre. „Die Discounter-Gewinne gehören abgeschafft“, sagte er. „Aber mit Top-Qualität soll eine Klinik Gewinne erwirtschaften.“

Das deutsche Gesundheitssystem steht seit der Einführung von diagnosebezogenen Honoraren in den Nullerjahren unter einem zunehmenden Liberalisierungs- und Privatisierungsdruck. Weil etwa diabetesbedingte Amputationen höher dotiert sind, als die Versorgung chronischer Wunden, nehmen Amputationen dramatisch zu. „Mit über 40.000 jährlichen Amputationen liegt Deutschland seit vielen Jahren europaweit im oberen Bereich“, berichten etwa der Berufsverband Deutscher Internist:innen und die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin. (rüm/APA)