Noch wird nach dem Ursprung der gefährlichen gefälschten Spritzen gesucht. Industrie, Apotheken und der Großhandel weisen die Schuld von sich.
Die Causa um die gefälschte „Abnehmspritze“, ein Diabetes-Medikament von der Pharmafirma Novo Nordisk, zieht weiterhin weite Kreise. Erst vor kurzem musste deshalb eine Salzburgerin im Spital behandelt werden, nun wird nach dem Ursprung der gefährlichen Fälschungen gesucht. Der Verband der Österreichischen Arzneimittelvollgroßhändler (Phago), der Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs (Pharmig) sowie die Österreichische Apothekerkammer haben die Sicherheitsvorkehrungen für Arzneimittel hierzulande erneut analysiert. Das Fazit: Eine Medikamentenfälschung innerhalb des offiziellen Vertriebsweges Industrie – Arzneimittelvollgroßhandel – Apotheken kann ausgeschlossen werden. „Ein gefälschtes Arzneimittel wäre bei uns nie zum Patienten gelangt“, so der einhellige Tenor. Tatsächlich war besagtes Produkt über die Türkei und Großbritannien außerhalb des Sicherheitsnetzes direkt von einem Arzt an eine österreichische Patientin abgegeben worden.
Seit 2019 lässt sich jede Medikamentenpackung durch einen einzigartigen Code eindeutig identifizieren. „Wir Arzneimittelvollgroßhändler verifizieren jedes Arzneimittel, wenn wir es nicht direkt vom Zulassungsinhaber oder einem von diesem direkt beauftragten Lieferanten beziehen. Das ist schon mal eine wesentliche Sicherheitsschranke, bevor wir das Medikament an die Apotheken ausliefern. Eine Fälschung hat bei uns keine Chance“, erklärt Phago-Vizepräsident Bernd Grabner. Der Generalsekretär der Pharmig, Alexander Herzog, nimmt den Fall zum Anlass, um vor Medikamentenkäufen im Internet zu warnen. Die Chance über einen Online-Kauf ein gefälschtes Arzneimittel zu bekommen sei „enorm hoch“ – „Und gefälschte Arzneimittel sind weder geprüft noch sicher. Wer im Falle eines rezeptfreien Medikamentes den Online-Weg bevorzugt, sollte auch da auf Nummer Sicher gehen und immer darauf schauen, ein solches nur bei einer zertifizierten Apotheke zu bestellen“, betont Herzog.
In der Apotheke werden Medikamente vor der Abgabe nochmals auf Originalität geprüft, außerdem findet dort auch Aufklärung und Beratung statt. Für Raimund Podroschko, Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer, ist klar, dass der einzig sichere Weg an Arzneimittel zu gelangen über die Apotheke erfolgt – „und zwar ausschließlich“. „Denn nur Apothekerinnen und Apotheker sorgen für die hundertprozentige Sicherheit, dass es sich nicht um Fälschungen handelt. Aufgrund der strengen Auflagen, Sicherheitskontrollen und der engmaschigen Lieferkette haben Fälscherbanden in den heimischen Apotheken keine Chance. Apothekerinnen und Apotheker garantieren nicht nur die Echtheit von Arzneimitteln, sie stellen auch sicher, dass sich alle einzunehmenden Medikamente gleichsam untereinander vertragen“, sagt Podroschko. (kagr)