Die Sozialversicherung der Selbstständigen und die Österreichische Ärztekammer haben einen neuen Gesamtvertrag abgeschlossen. Er bietet zahlreiche Neuerungen und mehr Prävention.
Die SVS investiert mit einem neuen ärztlichen Gesamtvertrag zusätzlich 30 Millionen Euro jährlich in den niedergelassenen Bereich. 71 Prozent werden für Mangelfächer genutzt – allein 42 Prozent für Allgemeinmedizin. 65 Prozent der 30 Millionen fließen in neue Leistungen. „Eine Inflationsanpassung allein verbessert nicht die Versorgung. Wir erweitern das Leistungsportfolio der niedergelassenen Ärzt:innen, nutzen neue Möglichkeiten und passen das System an die aktuellen Anforderungen an, damit eine niederschwellige Versorgung im extramuralen Bereich ermöglicht wird. Dies leistet einen wertvollen Beitrag zur Spitalsentlastung“, betonte SVS-Obmann Peter Lehner und führte weiter aus: „Mit einem neuen Senioren-Check für Patient:innen über 70 ermöglichen wir Ärzt:innen, sich mehr Zeit für ältere, betreuungsintensivere Patient:innen zu nehmen. Wir gehen damit einen ersten Schritt in eine klientelspezifische Beratung. Mit der Neugestaltung der Darmkrebsvorsorge und einer Anpassung an die kurative Koloskopie pushen wir aktiv die Krebsprävention.“ Eine „zukunftsweisende“ Neuerung ist für Lehner die First-Line-Sonographie bei Allgemeinmediziner:innen. „Mit dem neuen Vertrag haben wir eine generelle Ultraschallposition. Das belohnt nicht nur jene Ärzt:innen, die in dieses Gebiet investiert haben, sondern lenkt auch Patientenströme. Versicherte müssen für einen Ultraschall nicht zum Facharzt oder ins Spital. Wir entlasten mit dieser Position aktiv das System“, so der SVS-Obmann.
Der neue Gesamtvertrag von SVS und Ärztekammer sei ein aktives Lenkungsinstrument in unserem Gesundheitssystem und habe eine große Innovationskraft. „Die Leistungen werden an die aktuelle Situation angepasst und weiter ausgebaut. Wir stärken den niedergelassenen Bereich und attraktivieren die Mangelfächer, lenken die Patientenströme, und wir investieren in Prävention“, erklärte Lehner. „Der erfolgreiche Abschluss der konstruktiven Verhandlungen mit der SVS ist ein Paradebeispiel dafür, wie gut die Zusammenarbeit zwischen der Sozialversicherung und der Ärztekammer funktionieren kann. Das Ergebnis zeigt sehr eindrucksvoll, wie kassenärztliche Leistungen den niedergelassenen Bereich tatsächlich stärken können und wie wir als niedergelassene Ärztinnen und Ärzte unsere Expertise einbringen und damit die wohnortnahe Versorgung verbessern können“, schilderte Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Obmann der Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte.
Auch die Stärkung der Präventionsmedizin sei hervorzuheben: Neben dem Senioren-Check und der Möglichkeit für ausführliche Beratungsgespräche in der Vorsorge, wird auch die Darmkrebsvorsorge neu gestaltet. Weitere Leistungen sind die Osteoporosemessung, die ambulante Schlafapnoe-Untersuchung, aber auch der Fokus auf die Nachsorge. So wird die Tumornachsorge nach malignen Hauterkrankungen als Kassenleistung angeboten. (rüm)