Die Österreichische Zahnärztekammer warnt vor einem „Zusammenbruch“ des Kassensystems und stellt Forderungen.
„Dem Land gehen die Kassenzahnärzte aus!“, heißt es in einer Aussendung der Zahnärztekammer, die darauf hinweist, dass aktuell circa zehn Prozent der zahnärztlichen Kassenplanstellen „unbesetzt beziehungsweise unbesetzbar“ sind. Während in den vergangenen zehn Jahren die Anzahl der Kassenzahnärzt:innen laut Kammer um neun Prozent zurückgegangen ist, ist die der Wahlzahnärzt:innen um denselben Prozentsatz gestiegen. Gleichzeitig gibt es durch das Bevölkerungswachstum aber mehr Bedarf – und: In den kommenden zehn Jahren würden 46 Prozent der Zahnärzt:innen mit Kassenvertrag ihr Pensionsantrittsalter erreichen. Die Zahnärztekammer warnt nun davor, dass viele von ihnen unter den derzeitigen Bedingungen keine Praxisnachfolge finden werden, was die zahnmedizinische Kassenversorgung weiter unter Druck setzen wird. Um dem entgegenzuwirken, brauche es „zeitnah richtungsweisende Entscheidungen zur Stärkung des öffentlichen Gesundheitssystems“. Das zahnmedizinische Kassensystem wurde laut Kammer in den vergangenen Jahren „kaputtgespart“, es brauche attraktivere Rahmenbedingungen.
Kritisiert werden in der Stellungnahme der Zahnärztekammer auch die jüngsten Entscheidungen im Zuge des Finanzausgleichs: „Maßnahmen wie der jüngst im Rahmen des Finanzausgleichs durchgezogene Verlust der Parteistellung und der Rechtsmittelrechte der Österreichischen Zahnärztekammer bei krankenanstaltenrechtlichen Verfahren bringen uns hier nicht weiter“, heißt es in der Aussendung. Und weiter: „Der Wahlkampfslogan, die Wahlärzteschaft teilweise ins Kassensystem zwingen zu wollen, ist in diesem Kontext genau so wenig zielführend, wie ein Starterbonus von 100.000 Euro zur Gründung einer Kassenpraxis. Letzterer ist wettbewerbsrechtlich als bedenklich einzustufen und dient letztendlich nur dazu, um junge Kolleginnen und Kollegen in ein über Jahrzehnte hinweg kaputt gespartes Kassensystem zu locken.“
In einem Maßnahmenpaket stellt die Zahnärztekammer eigene Ideen zur Verbesserung der öffentlichen Versorgung vor: Sie fordert eine Anhebung der zahnärztlichen Kassentarife durch die Sozialversicherungsträger bei gleichzeitiger Senkung der Einkommensteuer für Kassenleistungen im niedergelassenen zahnärztlichen Bereich sowie eine Steuerbefreiung von Überstunden der angestellten Zahnärzt:innen. Außerdem fordere man mehr Studienplätze für Zahnmedizin und eine „sofortige Wiedereinführung der Inländerquote beim Zugang zum Zahnmedizinstudium an den staatlichen Universitäten“ ebenso wie die Entwicklung neuer Formen der Zusammenarbeit, um Familie und Beruf in Einklang bringen zu können. (kagr)