Geschwächtes Erdmagnetfeld führt zu Gesundheitsrisiken

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Das Magnetfeld der Erde schützt die Menschen vor schädlicher Strahlung aus dem All. Wird es schwächer, so wie es derzeit passiert, kann das schwerwiegende Folgen haben.

Das Erdmagnetfeld sorgt dafür, dass Menschen und Natur vor den gesundheits- und umweltschädigenden Auswirkungen kosmischer Strahlung geschützt sind. Sogar starke solare Strahlungsstürme (Solar Particle Events, SPE), die alle paar Jahrtausende vorkommen, können abgelenkt werden – aber nur, wenn das Magnetfeld stark genug ist. Passieren die Stürme in Phasen mit einem abgeschwächten Magnetfeld, kann dies zu verstärktem Abbau des vor UV-Strahlung schützenden stratosphärischen Ozons führen und damit Umwelt und Gesundheit gefährden, berichten Foscher:innen um Pavle Arsenovic vom Institut für Meteorologie und Klimatologie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien im Fachblatt „Pnas“. Die Forschenden zeigten anhand ihrer Untersuchungen, dass „unter den derzeitigen geomagnetischen Bedingungen ein extremer SPE die Konzentrationen von Stickoxiden in der Stratosphäre und Mesosphäre über den Polen erhöhen würde“. Die Folge wäre eine Verringerung der schützenden Ozonschicht in der Stratosphäre in den Polarregionen und gemäßigten Breiten für etwa ein Jahr.

Keine schönen Aussichten, aber es könnte sogar noch schlimmer kommen: Messungen deuten darauf hin, dass sich die Stärke des Erdmagnetfelds im vergangenen Jahrhundert um rund zehn Prozent abgeschwächt hat, was einen bevorstehenden „Polsprung“ des Magnetfeldes bedeuten könnte. Eine solche Umkehrung der Polarität des Magnetfeldes gab es vor etwa 42.000 Jahren – was zu einer ausgeprägten Verringerung der geomagnetischen Feldstärke führte und wieder führen würde. Ein extremer SPE während dieser Phase, also einer Phase mit einem deutlich schwächeren Erdmagnetfeld, würde die Stickoxidkonzentration in der gesamten Atmosphäre erheblich ansteigen lassen, wodurch das stratosphärische Ozon weltweit über mehrere Jahre hinweg stark abgebaut würde. „Das würde zu einem Anstieg des UV-Indexes um 20 bis 25 Prozent führen und die durch die erhöhte UV-Strahlung verursachten DNA-Schäden um 40 bis 50 Prozent erhöhen“, heißt es in der Arbeit der Boku. Dass sich Veränderungen der chemischen Zusammensetzung höherer Atmosphärenschichten bis zum Boden auswirken können, „ist auch im Kontext des fortschreitenden Klimawandels bedeutsam, da SPEs künftig unter deutlich veränderten Umweltbedingungen auftreten und somit noch zusätzliche Herausforderungen für Ökosysteme und menschliche Gesundheit darstellen könnten“, erklärte Co-Autor Harald Rieder vom Institut für Meteorologie und Klimatologie der Boku. (kagr/APA)

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