Eine internationale Studie mit Beteiligung der MedUni Wien zeigt, dass Frauen ein erhöhtes Risiko eines Bypass-Versagens haben. Die Gründe sind vielfältig.
Frauen erleiden nach einer koronaren Bypass-Operation eher ein Bypass-Versagen als Männer und sind damit auch einem höheren Herzinfarkt-Risiko nach der OP ausgesetzt. Das belegt eine internationale Studie unter maßgeblicher Beteiligung der MedUni Wien, die aktuell im „Journal of the American College of Cardiology“ publiziert wurde. Rund 45.372 Daten von 4.414 Patient:innen, darunter 777 Frauen, aus sieben klinischen Studien wurden von einem internationalen Forschungsteam um Studienleiter Mario Gaudino von der Weill Cornell Medicine, New York, und Erstautorin Sigrid Sandner von der Universitätsklinik für Herzchirurgie der MedUni Wien analysiert. Die Ergebnisse belegen, dass Frauen im Vergleich zu Männern nach einer Herz-Bypass-Operation (CABG = Coronary Artery Bypass Grafting) schlechtere Langzeitergebnisse und häufiger Komplikationen aufweisen. Dazu gehört in erster Linie eine höhere Rate an Bypass-Versagen, vor allem wenn zur Umgehung von Gefäßverschlüssen oder -verengungen Beinvenen verwendet werden. „Bei Armarterien werden bessere Ergebnisse erzielt, allerdings wird diese Methode bei Frauen seltener verwendet als bei Männern“, verdeutlichte Sigrid Sandner. Daneben wurde bei Frauen eine größere Notwendigkeit für erneute Eingriffe zur Verbesserung der Herzmuskeldurchblutung sowie ein erhöhtes Herzinfarkt- und Sterberisiko festgestellt.
Die Ursachen für den Geschlechterunterschied nach CABG sind laut den Forschenden nicht ausreichend geklärt, „weil Frauen in entsprechenden Studien unterrepräsentiert sind“, betonte Sandner. Die Ergebnisse zeigen aber, dass die Hintergründe dafür nicht ausschließlich auf das Transplantat-Versagen zurückzuführen sind, sondern durch eine Vielzahl von zusätzlichen Faktoren beeinflusst werden: Dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen nach wie vor später diagnostiziert werden und zum Zeitpunkt ihrer Bypass-OP häufig bereits weiter fortgeschritten sind als bei Männern, stellt einen der Faktoren dar. Wie die Analysen der Daten zudem zeigten, werden arterielle Bypässe bei Frauen weniger häufig verwendet als bei Männern, dafür aber häufiger Venen-Bypässe, die eine schlechtere Offenheitsrate haben. Außerdem werden Frauen nach Herz-Bypass-Operationen in der Nachsorge oftmals weniger umfassend betreut, was ebenfalls zu den schlechteren Langzeitergebnissen beiträgt. „Unsere Erkenntnisse verdeutlichen die Notwendigkeit, geschlechtsspezifische Ansätze in der medizinischen Versorgung von Herz-Bypass-Patient:innen zu entwickeln. Insbesondere müssen wir Maßnahmen ergreifen, um bei Frauen die Offenheitsrate der Bypässe zu erhöhen“, mahnte Sandner. Zudem seien weitere Forschungen nötig, um die zugrundeliegenden Ursachen für die schlechteren Behandlungsergebnisse bei Frauen zu identifizieren und gezielte Maßnahmen ergreifen zu können. (red)
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