HPV-Impfung: neue Zahlen aus Deutschland  

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Immer mehr Länder, in denen die HPV-Impfung früher auf breiter Basis eingeführt worden ist, können mit positiven Studien aufwarten. In Österreich wurde der Zugang zur Impfung erst kürzlich adaptiert.

Die Aussichten stimmen positiv: Elf Jahre nach der breiten Einführung der HPV-Impfung in Deutschland ist dort die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs in den ersten betroffenen Jahrgängen bereits um rund ein Viertel gesunken. Und der Trend verstärkt sich. Das ist das Ergebnis einer Studie, die vor kurzem im „Deutschen Ärzteblatt“ erschienen ist. Für Österreich steht eine solche Untersuchung bisher aus. Der Zugang zu einer kostenlosen Impfung wurde erst mit Monatsbeginn wieder neu geregelt.

„Wie der Impfplan Österreich ausführt, sind Humane Papillomaviren (HPV) weltweit verbreitet und stellen die Ursache für Krebsvorstufen und Krebserkrankungen an Gebärmutterhals, Oropharynx, Anus, Penis, Vagina und Vulva dar, zudem lösen sie Genitalwarzen aus. Zumindest 80 Prozent aller Frauen und Männer infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV, welche vorrangig durch sexuellen Kontakt übertragen werden“, heißt es in einem Kurzbericht des Gesundheitsministeriums. Zwar wurde in Österreich von Expert:innen schon sehr früh nach Erhältlichkeit einer Impfung eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen. Bis zu einem kostenlosen Angebot für Schulkinder beiderlei Geschlechts dauerte es aber bis zum Jahr 2014. Seit 1. Juli dieses Jahres ist die Impfung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene vom neunten bis zum 30. Geburtstag (vom 21. bis 30. Geburtstag vorübergehend bis Ende Dezember 2025) kostenlos erhältlich.

In Staaten, in denen die HPV-Impfung bereits früher auf breiter Basis eingeführt und propagiert wurde, sind die positiven Wirkungen schon länger erkennbar. Erste Hinweise auf einen Rückgang der Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs beziehungsweise von Vorstufen kamen zunächst aus Australien. Im November 2021 erschien im “Lancet” eine Studie, wonach mit der dort ab 2008 zumindest für Mädchen angebotenen Immunisierung gegen die Humanen Papilloma-Viren die Häufigkeit von Zervixkarzinomen in den ersten Jahrgängen um 87 Prozent (Impfung mit zwölf oder 13 Jahren) reduziert wurde. Jetzt liegen auch erste Daten zur Wirksamkeit der Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs aus dem Nachbarland Deutschland vor. Dort ist die HPV-Impfung im Jahr 2007 für Mädchen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren eingeführt worden. Sieben Jahre später wurde der Zeitraum dann auf neun bis 14 Jahre heruntergesetzt. Buben sind in Deutschland seit 2018 impfberechtigt. Paula Grieger vom Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Universität Lübeck und ihre Co-Autorinnen haben die vorliegenden Daten analysiert: Die Häufigkeit des Zervixkarzinoms sei bereits seit 2010 rückläufig und nehme in allen Altersgruppen der impfberechtigen Frauen deutlich ab. So sei es in der Altersgruppe der 24- bis 26-Jährigen zu einem Rückgang von 70 auf knapp 42 Fälle pro 100.000 Frauen und Jahr im Zeitraum von 2010 bis 2018 gekommen. „Die Kohorte der Frauen aus dem Geburtsjahr 1992, die als erste impfberechtigt waren, weist eine um 24 Prozent niedrigere Inzidenz auf, als die Referenzkohorte der Frauen aus dem Geburtsjahr 1989“, schrieben die Fachleute. In den späteren Jahrgängen sei der Effekt mit einer wachsenden Zahl von Impfungen größer geworden.

In Österreich erkranken jährlich zwischen 400 und 500 Frauen an einem Gebärmutterhalskarzinom. Etwa die Hälfte der Betroffenen stirbt daran. „EU-weit ist Gebärmutterhalskrebs die zweithäufigste Krebserkrankung von Frauen im Alter von 15 bis 44 Jahren”, stellte dazu das österreichische Gesundheitsministerium fest. Mit der Impfung ließen sich in Österreich pro Jahr rund 180 Krebstodesfälle verhindern. (APA/ehs)