Impf- und Testaufrufe zum Welt-Hepatitis-Tag

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Am 28. Juli, dem Welt-Hepatitis-Tag 2024 rufen mehrere Initiativen auf, sich testen und impfen zu lassen. Auch neue Erkenntnisse werden präsentiert.

Hepatitis ist eine Entzündung der Leber, deren häufigste Ursache neben einer Leberverfettung eine virale Infektion ist, sagt Rudolf Schmitzberger, Leiter des Referats für Impfangelegenheiten in der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) und Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, anlässlich des Welt-Hepatitis-Tags am 28. Juli. Unter den verschiedenen Formen der Virushepatitis zähle die sehr ansteckende Hepatitis-B zu den bedrohlichsten, da sie zu einer chronischen Erkrankung und langfristig zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen könne. Obwohl die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen in den vergangenen zehn Jahren tendenziell zurückgegangen sei, würden hierzulande immer noch Menschen an den Folgen der Erkrankung sterben. Weltweit steigt die Erkrankung sogar.

„Das wäre aber sehr leicht vermeidbar“, betont Schmitzberger. Denn gegen das Virus des Typs B gebe es eine hochwirksame und sehr gut verträgliche Schutzimpfung. Der Mensch sei zudem der einzige relevante Wirt, weshalb sich die WHO die Ausrottung des Hepatitis-B-Virus zum Ziel gesetzt habe. „Die ersten Hepatitis-B-Impfstoffe gab es bereits vor rund 55 Jahren. Sie waren die erste zugelassene Form eines prophylaktischen Krebsimpfstoffes“, sagt der Impfexperte.

Denn auch wenn die Hepatitis-B-Infektion in der Akutphase beschwerdefrei verlaufe oder in vielen Fällen auch nur leichte Symptome wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit oder Fieber hervorrufe, dürfe die Gefahr einer chronischen Verlaufsform nicht unterschätzt werden. „20 bis 30 Prozent der Erwachsenen mit chronischer Hepatitis-B-Infektion entwickeln eine Leberzirrhose oder ein hepatozelluläres Karzinom“, sagt Schmitzberger. Das Virus werde zwar meist durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten, insbesondere Blut und Genitalsekrete, übertragen. Aber auch infizierte Mütter könnten ihre Kinder bei der Geburt anstecken. „Bei Neugeborenen, die während des Geburtsvorgangs infiziert werden, nimmt die Erkrankung in 90 Prozent der Fälle einen chronischen Verlauf“, gibt Schmitzberger zu bedenken.

Rechtzeitige Prophylaxe sei daher enorm wichtig – und in Österreich auch sehr leicht möglich: Für Kinder ist die 6-fach-Impfung (Diphtherie, Wundstarrkrampf, Keuchhusten, Kinderlähmung, Haemophilus influenzae Typ B und Hepatitis B) sogar im kostenlosen Impfprogramm enthalten. Sie wird nach dem Schema 2+1 im 3., 5. und 11.-12. Lebensmonat empfohlen. Nach der Grundimmunisierung ist eine Auffrischungsimpfung ab dem vollendeten 7. bis zum vollendeten 15. Lebensjahr empfohlen, die ebenfalls Teil des kostenlosen Impfprogramms ist. Die Hepatitis-Impfung kann ab dem vollendeten 1. Lebensjahr auch als eine Kombinationsimpfung gegen Hepatitis A und B gegeben werden. Bei fehlender Grundimmunisierung sollte die Impfung spätestens in der Pubertät nachgeholt werden, da das Risiko einer Infektion im jugendlichen Alter steige. „Die Hepatitis B-Impfung kann aber in jedem Lebensalter nachgeholt werden. Und das sollte sie auch, denn jeder Todesfall nach Hepatitis-B ist einer zu viel“, appelliert Schmitzberger.

Angelika Widhalm, Vorsitzende der Hepatitis Hilfe Österreich – Plattform Gesunde Leber (HHÖ) appelliert an alle sich testen zu lassen. Es gelte selbst aktiv zu werden, um sich und andere vor Hepatitis-Infektionen und ihren Folgen zu schützen. Dies gelte vor allem für die neue Volkskrankheit Nummer 1: die Fettleber: „Wenn man sofort mit effektiven Präventionsmaßnahmen wie Lebensstil- und Ernährungsänderung und mehr Bewegung beginnt, hätten wir in zehn Jahren 90 % weniger Diabeteskranke, die wir haben werden, wenn wir nichts tun. Hier rufen zusätzlich zu den Hepatologen vor allem die Diabetologen dringend auf, zu handeln. Die Fettleber ist die häufigste Ursache für Diabetes“, sagt Widhalm. Die ersten Therapien gegen metabolisch bedingte Fettlebererkrankungen seien in der Zulassung. Die Fachgesellschaften für Gastroenterologie und Hepatologie, Diabetes und Adipositas sprechen sich gemeinsam mit der HHÖ dezidiert für eine Integration von entsprechenden Tests in die Gesunden- bzw. Vorsorgeuntersuchungen aus. „Zudem muss die Sozialversicherung auch die Erstattung übernehmen, wofür wir im Sinne der Patient:innen kämpfen“, betont Widhalm. (red)